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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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schon darauf, unserem kleinen Dicken ein wenig den Schädel zurechtzuklopfen. Und der neunmalklugen Alisa tut es nur gut, wenn sie mal ein bisschen zurechtgestutzt wird!« Er ließ den Knüppel durch die Luft sausen. »Und dann ist Silberlöckchen dran!«
    »Wenn wir Ivy anrühren, haben wir Seymour an der Kehle«, gab Franz Leopold zu bedenken.
    Karl Philipp zuckte mit den Schultern. »Fürchtest du dich vor einem Wolf?«
    »Ich habe vor nichts Angst, doch bedenke, dass er und seine Herrin aus Irland stammen und er ganz sicher keines dieser gewöhnlichen Tiere ist, wie sie in den Wäldern um Wien herumschleichen. Wir sollten nicht den Fehler machen, ihn zu unterschätzen!«
    »Dann müssen wir ihn zuerst drannehmen. Ich übernehme das Vieh, du schaltest Luciano aus und Anna Christina kümmert sich um Alisa. Sobald ich den Wolf erledigt habe, greife ich mir Ivy. Sie werden hübsch schlafen! Und wenn sie dann mit dröhnendem Schädel erwachen, sind wir längst in der Engelsburg.«
    Franz Leopold wog den Knüppel in seiner Hand und legte ihn dann wieder hinter den Sarg zurück. Fordernd streckte er die Hand aus. »Ich halte nichts davon.«
    »Was? Du traust dich wohl nicht.«
    »Das hat damit nichts zu tun. Ich finde es nicht gut!«
    Karl Philipp sah ihn verständnislos an. »Warum denn nicht? Das ist die einfachste Möglichkeit und absolut sicher. Sie werden keinen ihrer Unreinen mitnehmen, denn das verstößt gegen die Regel des Wettstreits!«
    »Ja, so ist es. Und dem Gegner auflauern und ihn mit Knüppeln niederschlagen, verstößt ebenfalls dagegen.«
    Ein berechnendes Lächeln teilte Karl Philipps Lippen. »So? Hat das einer von euch beiden erwähnt?«
    Franz Leopold schüttelte den Kopf. »Nein, aber das ist klar.«
    Karl Philipp war noch immer nicht bereit, seine Waffe herzugeben. »Wenn wir es nicht machen, dann spielen wir ihnen die Trümpfe in die Hand! Dann werden sie uns an einer günstigen Stelle auflauern, um uns auszuschalten.«
    Franz Leopold überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, das werden sie nicht.«
    »Und warum nicht?«, wollte sein Cousin wissen. »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Sie denken anders. Da gibt es so etwas wie Ehre, eine Art Moralkodex, an den man sich hält, wenn man nicht das Gesicht verlieren will.«
    Karl Phillip starrte ihn an. Franz Leopold konnte sein Erstaunen und dann eine Welle von Abscheu spüren. »Ich glaube, mir wird schlecht. Habe ich da so etwas wie Bewunderung in deinen Gedanken gelesen?«
    »Unsinn!« Franz Leopold fauchte. »Leg endlich den Knüppel weg und komm. Wir wollen allen die Überlegenheit unserer Familie vor Augen führen, damit sie uns den Respekt erweisen, der uns zusteht, und deshalb werden wir diesen Wettkampf fair gewinnen!« Er stapfte hinaus. Er konnte wohl fühlen, dass sein Cousin sich fragte, ob er den Verstand verloren habe.
    »Ehrlich gewinnen«, murmelte Karl Philipp. »Als ob es darauf ankommen würde. Wir müssen stärker und schneller sein und  uns durchsetzen. Dann wird unsere Familie über den anderen stehen. Mit welchen Mitteln wir das erreichen, ist völlig nebensächlich!«
     
    Am nächsten Abend nach dem Unterricht eilte Anna Christina sofort in ihre Schlafkammer und traf sich kurz darauf in einem leeren Raum mit ihren beiden Cousins. Sie trug jetzt eine enge schwarze Hose, Stiefel und ein schwarzes Hemd mit Rüschen an Kragen und Ärmeln. Nur ihre Miene war noch genauso abweisend wie gestern.
    Franz Leopold ließ seinen Blick an ihr hinabwandern und lächelte ihr zu. »Das ist schon besser! Lasst uns aufbrechen und ihnen zeigen, was in uns Dracas steckt.«
    Anna Christina zog eine Grimasse. »Ja, vor allem dieser albernen, eingebildeten Ivy mit ihrem räudigen Wolf!«
    Fast wären Franz Leopold ein paar Widerworte herausgerutscht, doch er schluckte sie noch rechtzeitig hinunter. Stattdessen warf er Karl Philipp einen wütenden Blick zu, der die Knüppel mitgebracht hatte und nun einen davon Anna Christina überließ. Rasch wandte sich Franz Leopold ab und stürmte auf die verborgene Tür zu, die sie ins Freie brachte. Schweigend eilten sie auf das Kolosseum zu. Sie hatten es beinahe so weit umrundet, dass der Weg, der durch den Triumphbogen zum Forum führte, vor ihnen lag, als Franz Leopold ein verführerischer Duft in die Nase stieg. Er hielt so abrupt an, dass Anna Christina in ihn hineinrannte. Sie wollte eine Schimpftirade loslassen, doch Franz Leopold drückte ihr unsanft die Hand auf den

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