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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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alarmierend, dass Luciano und Alisa zu ihr stürzten und sich neben ihr auf den Boden sinken ließen. Seymour heulte auf und rannte in den Gang zurück.
    »Was hast …?« Alisas Frage wurde von einem rasselnden Geräusch beendet. Obwohl die drei sofort aufsprangen und auf den Bogen zustürmten, der in den Gang zurückführte, kamen sie zu spät - und prallten gegen das Gitter, das aus der Decke herabgefallen war. Sie warfen sich dagegen und rüttelten an den Eisenstäben, doch es ließ sich nicht verschieben.
    »Verflucht! Wir müssen das Fallgitter irgendwie ausgelöst haben, und ich sehe noch keine Möglichkeit, wie wir hier wieder hinauskommen!«, schimpfte Luciano und trat noch einmal gegen die Stäbe.
    Alisa wandte sich zu Ivy um. »Was ist das dort an der Wand?«
    »Das, was Seymour so verstört hat.« Tiefe Traurigkeit schwang in Ivys Stimme. Sie kniete sich wieder auf die Steinplatte.
    Alisa folgte ihr. Ihr Blick tastete die Konturen ab. Was ihr zuerst wie die Reste zweier verkohlter Baumstämme vorgekommen war, bekam vertraute Formen. Nun konnte sie es auch riechen. Der Gestank von Verbranntem hatte es erst überlagert, darunter jedoch lag die vertraute Note aus Verwesung und Blut in der Luft. »Bei allen Dämonen der Unterwelt, es sind zwei von euch, Luciano!«
    »Zwei Nosferas?« Luciano drängte sich zwischen sie. Mit jedem Augenblick, der verging, waren die Umrisse einer männlichen, etwas untersetzten und einer kleineren, schlankeren Gestalt deutlicher zu erkennen. Kein Zweifel, dies waren die Überreste zweier verbrannter Vampire.
    »Aber wie konnte das geschehen?«, hauchte Alisa.
    Luciano deutete nach oben. »Merkst du es nicht? Es wird stetig heller. Dort oben ist ein Gitter und bald wird die Sonne hier hereinscheinen.«
    »Was?« Die beiden Mädchen sprangen auf. Luciano hatte recht. »Wie sind sie nur in diese Falle geraten?«, fragte Ivy.
    »Darüber können wir uns später ausführlich Gedanken machen, jetzt sollten wir schleunigst nach einem Ausgang suchen!« Luciano rüttelte wieder an dem Gitter. »Das brechen wir nicht auf und an den Mechanismus kommt man ganz sicher nur von außen heran!«
    Ivy nickte. »Aber ja. Sonst wären deine armen Verwandten hier nicht kläglich verbrannt.«
    Alisa schwieg. Sie spürte, wie Furcht in ihr hochkroch und ihr  die Brust umklammerte. Es musste doch eine Möglichkeit zur Flucht geben! Die Alten hatten sie nur nicht gefunden. Doch sie waren jung, kräftig und zu dritt! Moment! Die Alten? Sicher, die kräftigere Gestalt konnte einer der verschwundenen Altehrwürdigen sein, aber die kleinere? Sie ging noch etwas näher heran und versuchte, die Ascheschicht zu einem Gesicht zusammenzufügen. Dann stieß sie einen Schrei aus. »Es ist Raphaela!«
    Ivy und Luciano beugten sich über die Körper. »Ja, es sind Raphaela und der altehrwürdige Marcello!«
    Lucianos Mundwinkel bebten und er presste beide Handflächen gegen die Brust. »Warum sie? Ich kann und will es nicht glauben.«
    Wäre er ein Mensch gewesen, hätte er Tränen um sie geweint. Luciano wandte sich ab, doch Alisa kniete sich neben die beiden Körper. Was war das, was die verbrannte Hand von Raphaela noch immer umklammert hielt? Alisa zog es vorsichtig heraus und betrachtete es. Sie musste nicht lange überlegen. Das Rot und der samtige Stoff waren ihr vertraut. Es war ein Fetzen von einer roten Maske. Einer Maske, wie Malcolm sie ihr gezeigt hatte. Hätte sie ihren Schwur brechen und dem Conte davon erzählen sollen? Wären Raphaela und der Altehrwürdige dann vor der Vernichtung bewahrt worden? Die Schuld brannte wie Gift in ihrem Leib. Jetzt war es für ihre Reue zu spät! Alisa schob den Stofffetzen in ihre Tasche und richtete sich wieder auf.
    »Wir werden nicht so wie sie enden!« Alisa stellte sich in die Mitte und sah den Schacht hinauf. Die Wände waren glatt, die Fugen zwischen den Platten sorgsam mit Mörtel ausgefüllt. Keine Spalte, keine Pflanze, deren Wurzelwerk auch die kleinsten Risse weitete. Sie trat an die Wand und versuchte es trotzdem, kam aber nicht einmal einen Schritt vom Boden weg. »Was meint ihr? Wie hoch ist es? Wenn wir drei uns aufeinanderstellen? Glaubt ihr, wir kommen dann bis zum Gitter hinauf?«
    Ivy trat neben sie. »Es sieht nicht so aus, aber wir sollten es auf alle Fälle versuchen. Luciano?«
    Ihr Freund stellte sich hastig an die Wand und Alisa kletterte auf seine Schultern. Als die beiden sicher standen, stieg Ivy auf Alisas Schultern. Es ging so schnell,

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