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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Jungen und ein rotblondes Mädchen.«
    Carmelo schob sie beiseite. »Haben wir auch den Wolf gefasst? - Nein«, sagte er nach einer Weile enttäuscht.
    »Was? Der Wolf läuft hier noch irgendwo herum?« Latona umklammerte den Griff des Dolchs, den sie nachts stets unter ihrem Umhang trug.
    »Beruhige dich. Er wird das Weite gesucht haben. Aber ich kann die zweite Vampirin nicht entdecken. Sie kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!« Carmelo ließ noch einmal den Blick wandern, doch in der Zisterne gab es nichts, das als Versteck getaugt hätte. Bis hinauf zum Gitter konnte er allerdings von dieser Position aus nicht sehen.
    »Nein? In Luft nicht, aber vielleicht in Nebel? Ich habe von solchen Dingen schon gehört.«
    »Ich auch«, sagte er langsam, »aber ich habe es nicht geglaubt.«
    Ein Schrei hallte durch den Schacht.
     
    Ivy schob sich wie eine Spinne die glatte Wand hinauf. Sie durfte das nicht und sie wollte es nicht, aber was zählten schon Versprechen, wenn es um das Weiterbestehen oder das Ende ihrer Existenz ging - und nicht nur ihrer! Auch Alisa und Luciano würden vernichtet werden, wenn sie es nicht schafften, diesem Kerkerschacht zu entfliehen, ehe die Sonne durch das Gitter fiel. Man erzählte sich, der Kampf sei grausam und ziehe sich über Stunden hin. Ivy fühlte die staunenden Blicke in ihrem Rücken, doch sie ließ sich nicht beirren. Auch sie konnte abstürzen, wenn sie sich zu hastig bewegte. Und dann würde sie wieder von ganz vorne beginnen müssen. Die Zeit lief ihnen davon!
    Das Gitter über ihrem Gesicht rückte näher. Sie konnte den Himmel mit seinen letzten verblassenden Sternen sehen. Ivy sandte ihre Gedanken nach Seymour aus. Wo war er hingelaufen? Was hatte er vor? Und warum, verflucht noch mal, hatte er sie überhaupt in diese Falle tappen lassen? Seymour hatte nicht gewollt, dass sie ihm folgten, erinnerte sie sich. Er hatte es ihr sogar untersagt! Und so war Ivy mehr auf sich selbst als auf den Wolf zornig. Und doch, er hätte wissen müssen, dass sie ihn in diesem alten römischen Labyrinth nicht alleine lassen würde!
    Sie streckte die Hand nach dem Gitter aus und rüttelte daran. Es klemmte fest. Während sie das Gitter untersuchte, tastete ein Teil ihres Geistes den Platz um die Kirche und die engbeieinanderstehenden Häuser ab. Seymour musste in der Nähe sein. Sie konnte ihn spüren. Und da war noch jemand anders. Ganz nah! Sie hatte den Gedanken noch nicht völlig zu Ende geführt, als ein Arm herabschoss und Finger sich um ihr Handgelenk schlossen. Ivy schrie auf. Von unten klangen Alisas und Lucianos Schreie wie ein Echo nach. Hätte die Hand sie nicht festgehalten, Ivy wäre in diesem Moment sicher abgestürzt.
    »Du könntest mir zumindest ein wenig helfen und dich an der Mauer festhalten«, drang eine näselnde Stimme an ihr Ohr.
    »Franz Leopold!« Sie war noch nie so froh gewesen, seine Stimme zu hören.
    »Was erwartest du? Hast du Seymour nicht deshalb zu mir geschickt?«
    »Er hat sich selbst geschickt. Kluger Wolf! Sind die anderen auch mitgekommen?«
    »Nein«, sagte er abweisend. »Aber sag, wie konntet ihr euch in eine solch missliche Lage bringen?«
    »Das frage ich mich auch.« Ivy seufzte. »Kannst du das Gitter anheben?«
    Franz Leopold ruckte mit beiden Händen daran. »So nicht. Warte, ich will sehen, was ich finden kann.«
    Er huschte davon. Ivy hatte plötzlich ein Gefühl von Leere in sich. Das war Unsinn! Sie hatte sich bisher in jeder Situation selbst helfen können. - Bis auf ein Mal. Doch daran wollte sie jetzt nicht denken. Zum Glück kehrte Franz Leopold in diesem Augenblick mit einer langen Eisenstange zurück. »Es geht los.«
    Ivy nickte. Franz Leopold warf seinen Umhang zu Boden. Er  schob das eine Ende der Stange unter zwei Gitterstäbe, legte den langen Teil über einen Steinblock und drückte dann das andere Ende mit aller Kraft nach unten. Mit einem Kreischen löste sich das Gitter. Ehe es wieder zufallen konnte, hatte er die Stange bereits losgelassen und nach einem der Querstäbe gegriffen. Er drückte das Gitter vollends hoch.
    »Du bist geschickt!« Ivy lächelte ihm zu.
    »Und schnell«, fügte Franz Leopold hinzu, der bereits nach ihrem Arm gegriffen und sie aus dem Loch gezogen hatte.
    Ivy blieb dicht vor ihm stehen und sah zu ihm hoch. »Und stark!«
    Seine grimmige Miene erhellte sich und spiegelte ihr Lächeln wider. »Das auch, obwohl es nicht viel braucht, um dein Fliegengewicht herauszuziehen.« Er legte das

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