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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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schon einschlief und sich nicht mehr rührte, bis sein Kammerdiener am Morgen die Vorhänge zurückschob und Sonnenlicht in das Gemach des Heiligen Vaters flutete.
    »Habt Ihr gut geschlafen?«, erkundigte er sich höflich.
    »Ja, ganz prächtig«, erwiderte der Papst. »Und ich hatte einen schönen Traum. Von einer Ausgrabung und großen Entdeckungen!«
    »Wie schön«, sagte der Kammerdiener und reichte ihm seinen Morgenmantel.
    »Ja, es war schön!«, murmelte Pius. Vielleicht sollte er doch noch einmal mit de Rossi sprechen? Was konnte es schaden, ein wenig zu graben? Sollte das alte Rom wenigstens an anderer Stelle wieder ins helle Tageslicht rücken! Die Argumente des Kardinals erschienen ihm heute bei strahlendem Sonnenlicht absurd. Finstere Mächte des Bösen? Das konnte nur ein Überbleibsel mittelalterlichen Aberglaubens sein!
     
    Drei Nächte lang sorgte die Anwesenheit der Druidin in der Domus Aurea für Aufregung. Nicht nur die jungen Vampire waren in diesen Nächten außergewöhnlich ruhelos und aggressiv, auch die  älteren Nosferas wirkten fahrig und unbeherrscht. Kein Wunder! Luciano konnte sich nicht erinnern, dass zuvor schon einmal ein Mensch zu Gast in der Domus Aurea gewesen wäre. Zu Gesicht bekamen die Freunde die alte Druidin aus Irland allerdings kaum, obwohl sie sich so oft wie möglich in der Nähe des Raumes aufhielten, in den sich Ivy mit Seymour zurückgezogen hatte. Unverständliches Gemurmel und der Duft von Kräutern drangen aus der Kammer auf den Gang hinaus. Alisa hätte zu gern gewusst, was dort drinnen vor sich ging, doch weder die Druidin noch Ivy gaben darüber Auskunft. Allerdings schien Ivy nicht mehr so bedrückt und ihre Miene war bald wieder so heiter wie sonst.
    »Wir haben es geschafft!«, sagte sie und strahlte. »Sie hat es geschafft!«
    »Eure Druiden verstehen sich wirklich darauf, mit Tieren umzugehen und sie zu heilen«, sagte Luciano.
    »Tiere und andere magische Wesen«, murmelte Alisa und warf Ivy einen Blick zu, doch sie ging nicht darauf ein.
    Nicht nur Conte Claudio war erleichtert, als sich die Druidin am vierten Abend verabschiedete, um nach Irland zurückzureisen. Endlich kehrte Ivy zum Unterricht zurück. Signora Valeria hatte gerade mit einer neuen Italienischlektion begonnen, als sich die Tür noch einmal öffnete und Seymour hechelnd in den Klassenraum sprang. Hinter ihm trat Ivy ein und schloss die Tür. »Verzeiht, Professoressa, ich hatte noch eine Unterredung mit Conte Claudio.«
    Signora Valeria nahm dies mit einem Kopfnicken zur Kenntnis. »Setz dich, damit wir fortfahren können.«
    Es war ein Glück, dass sie die erste Stunde heute nicht bei den Folterknechten hatten, dachte Alisa und strahlte die Freundin an, die warm zurücklächelte und sich neben Franz Leopold auf ihren Platz setzte.
    In dieser Nacht ging der Unterricht nicht einmal bis Mitternacht, denn heute wurde in Rom ein außergewöhnliches Fest gefeiert. Fürst Camillo Borghese lud zu Tanz und Erfrischungen  in das Lustschloss der Familie mit den üppigen Parkanlagen, die Kardinal Scipione Caffarelli-Borghese im siebzehnten Jahrhundert hatte anlegen lassen. Neben den Gaumenfreuden würde den Gästen noch ein anderer Genuss geboten: Der Fürst wollte eine Auswahl an Kunstgegenständen aus seiner exquisiten Sammlung präsentieren. Ein Ereignis, das die meisten Familienmitglieder und Servienten nicht versäumen wollten. Die Professoren bildeten da keine Ausnahme und selbst viele der Altehrwürdigen ließen sich durch die Stadt zu dem Schlösschen in der weiten Parklandschaft hinauftragen. Trotz der kühlen Jahreszeit würden die zahllosen Pavillons und nachgebauten Tempelruinen geschmückt und erleuchtet sein und so manchen erhitzten Tänzer zu einem erfrischenden Spaziergang verführen. Abseits vom Gedränge eines Ballsaals oder Theaterfoyers konnte man in solchen Nächten allerorts im Park seinen ganz eigenen Vorlieben nachgehen. Das wollte sich keiner der Nosferas entgehen lassen! Also erließ der Conte den Schülern den Rest des Unterrichts und bereitete sich mit seinem Gefolge auf eine festliche Nacht vor.
    »Und was machen wir zur Feier der Nacht?«, fragte Luciano, als sie mit Seymour durch die Gänge schlenderten.
    »Feier? Was gibt es denn zu feiern?«, fragte Ivy.
    »Na was wohl? Deine Rückkehr und Seymours Genesung! Und ich hätte große Lust, dieses Ereignis unter einem kühlen Sternenhimmel zu zelebrieren!«
    Alisa nickte. »Oh ja, das wäre wunderbar. Ich habe das

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