Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
rief Alisa.
    »Ja, mit einem Sprung gefällt wie einen Baum!«, triumphierte der Römer. Das würde er ihm büßen, schwor sich Franz Leopold. Um keinen Preis hätte er Ivy-Máire gebeten, den Wolf zurückzurufen.
    »Gut gemacht, Seymour«, hörte er ihre melodische Stimme. »Nun geh zur Seite, damit wir sehen können, wen du erbeutet hast.« Der Wolf knurrte nur und bewegte sich nicht von der Stelle.
    »Jedenfalls keinen Menschen«, stellte Luciano fest.
    »Seymour!« Die Schärfe, die in diesem einzigen Wort lag, hätte er ihr gar nicht zugetraut. Der Rachen des Wolfes zog sich zurück. Nach und nach hob er die vier Pfoten und stieg von seinem Opfer herunter. Eine Hand griff nach seiner Schulter.
    Franz Leopold schlug die Hand weg und drehte sich mit einem Ruck um. »Nimm deine dicken Finger von mir!« Er versuchte, möglichst gelassen zu wirken, was angesichts seiner erdverschmierten Wangen und dem zerzausten Haar etwas schwierig war.
    Alisa verdrehte die Augen. »Ich wusste doch, dass ich diese Haarschleife kenne. Was tust du hier?«
    »Das Gleiche könnte ich euch fragen«, erwiderte Franz Leopold kalt. »Habe ich euch bei einer verbotenen Mahlzeit gestört? Das tut mir aber leid!«
    »Mahlzeit?« Luciano war verwirrt. »Was meinst du? Du denkst doch nicht etwa, wir hätten dieser Frau aufgelauert?«
    »Eine Frau? Sehr interessant. Was sie hier wohl zu suchen hatte?«
    »Das würden wir auch gerne wissen«, sagte Alisa.
    Franz Leopold zog die Augenbrauen hoch. »Versucht erst gar nicht, mich mit billigen Tricks hinters Licht zu führen.«
    »Wir haben keine Ahnung, was sie hier wollte«, brauste Alisa auf. »Aber vielleicht hätten wir es ja herausgefunden, wenn du nicht wie ein tollpatschiger Mensch dazwischengepoltert wärst!«
    Der Hieb saß. Wie konnte sie es wagen, ihn so zu beleidigen! Die beiden funkelten einander wütend an, bis Ivys ruhige Stimme erklang.
    »Ich schlage vor, dass wir das Gezänk beenden und in die Domus Aurea zurückkehren. Wir haben lediglich einen Ausflug unter Lucianos interessanter Führung gemacht.« Der Römer strahlte sie an. »Es ist also nicht notwendig, dass du eine Verschwörung daraus machst und uns heimlich hinterherschleichst. Wenn du mitkommen willst, dann sag es doch einfach!«
    Es gelang ihm nicht, ihrem Blick standzuhalten, was ihn maßlos  ärgerte. Noch mehr erzürnte ihn jedoch, dass sie besser in seinen Gedanken und Gefühlen lesen konnte als er in ihren.
    »Kommt, gehen wir zurück«, sagte Ivy noch einmal. Seymour trat an ihre Seite, ließ Franz Leopold jedoch nicht aus den Augen. »Seht, der Himmel hellt sich bereits auf.«
    Erschrocken blickten die anderen nach Osten, wo die Sterne bereits verblasst waren. Erst jetzt bemerkten sie die Müdigkeit, die dem Sonnenaufgang stets voranging. Eilig machten sie sich auf den Rückweg und betraten die Domus Aurea unbehelligt wieder durch die Nebenpforte. Vor dem verwaisten Aufenthaltsraum trennten sie sich. Die Jungen gingen nach rechts, wo sie auf Malcolm trafen, der offensichtlich ebenfalls spät dran war, Alisa und Ivy betraten die erste Kammer auf der linken Seite. Spätestens hier endete ihre Hoffnung, niemand hätte ihre Abwesenheit bemerkt. Hindrik saß auf Alisas geschlossenem Sarkophag und begrüßte sie mit einem abschätzenden Blick.
    »Was willst du?«, fragte sie in herausforderndem Ton. »Würdest du dich bitte erheben, damit ich mich zur Ruhe begeben kann?«
    Um seine Mundwinkel zuckte es, als er ihrer Aufforderung nachkam. »Ich hoffe, euer Ausflug war schön«, sagte er und sah sie abwechselnd an.
    »Ja, danke«, sagte Ivy höflich und neigte den Kopf.
    Hindrik grinste. »Schau nicht so finster drein, Alisa. Ich habe nicht vor, euch eine Strafpredigt zu halten. Ich habe keinen Moment angenommen, dass ihr euch ein Jahr lang nur in der Domus Aurea aufhalten werdet oder bloß in Begleitung der Professoren nach draußen geht. Ich hoffe doch, deine Vernunft ist so weit entwickelt, dass du dich nicht in Gefahr bringst. Außerdem habe ich den Eindruck, dass der Conte stets ein paar seiner Servienten mit wachsamem Blick zwischen den Ruinen patrouillieren lässt. Allerdings kann ich es nicht dulden, dass du in diesen Lumpen herumläufst. Das wäre auch nicht in Dame Elinas Sinn. Zieh den Kittel und die Hose aus und gib sie mir.«
    »Niemals!«, protestierte Alisa voller Leidenschaft. »Wie stellst du dir das vor? Soll ich dauernd in diesem scheußlich unbequemen Kleid herumlaufen? Außerdem ist es

Weitere Kostenlose Bücher