Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
Ringsum prasselten Steinstücke herab und stürzten mit ihr zusammen in die Tiefe. Für einige Momente schwebte  sie in der Luft, dann knallte sie auf den Steinboden. Der Schlag war hart. Ein Mensch hätte sich sicher alle Knochen gebrochen. Alisa schlang schützend die Arme um den Kopf, als noch einige Marmorstücke und Steinbrocken auf sie herabfielen. Dann war es still. Wie durch Nebel sah sie, dass sie in eine weitere Kammer mit einer gewölbten Decke gefallen war. Vielleicht hatten die Menschen den Fels zu hoch ausgehöhlt und nun war das Gewölbe gebrochen. Das Rauschen in ihrem Kopf schwoll immer lauter an. Die Bilder und Nischen schienen sich zu verschieben. Glitschige Hände griffen nach ihr, betasteten sie, quetschten ihr die Brust ein. Hatte sie sich bei dem Sturz so schwer verletzt? Alisa wandte den Kopf und sah hinauf zu dem Loch in der Decke. Verschwommen nahm sie Franz Leopolds Gesicht wahr. Seine Lippen formten Worte. Sicher konnte er seinen Spott über ihr Missgeschick nicht zurückhalten. Warum sollte sie sich das anhören? Wenn nur die Schmerzen nicht so groß wären. Schlangen wanden sich in ihr und zerfetzten ihr Fleisch, fraßen sich durch ihren Schädel. So musste es sein. Zumindest fühlte es sich so an. Alisa schloss die Augen. Ihre Sinne schwanden.
     

EINE NACHT IM SARKOPHAG
    Franz Leopold warf sich instinktiv zurück, als die Marmorplatte mit einem lauten Knacken zerbrach. Er wollte Alisa eine Warnung zurufen, versuchte, sie am Ärmel zu packen, doch der Stoff glitt ihm durch die Finger. Er fiel auf die Knie und konnte nur noch zusehen, wie sie samt den Marmor- und Tuffbruchstücken in der Tiefe verschwand. Als ihr Schrei verklungen war und sich der Staub ein wenig legte, rutschte er auf dem Bauch an das mehr als vier Schritt große Loch im Boden heran und spähte hinunter. Trotz der überwältigenden Aura des Grabes war er klar genug im Kopf, dass er erkennen konnte, dass Alisa in einem Haufen Schutt am Boden einer zweiten Kammer lag. Einer Art Kapelle.
    Wie konnte man nur so ungeschickt sein? Sie war halt bloß eine Vamalia. Nun war die Jagd vorbei, der Fuchs entwischt. Den Siegerkranz würde eine andere Gruppe in Empfang nehmen. Dabei stand er ihm zu! Franz Leopold aus der Familie der Dracas!
    Seine Wut half ihm, sich zu konzentrieren und sich an der Kante festzuklammern, obwohl alles in seinem Körper danach schrie, diesen alten Mächten der Kirche zu entfliehen.
    »Alisa?«, rief er in das Loch hinunter. Ihre Lider flatterten. Sie blickte zu ihm hoch, doch er konnte nicht sagen, ob sie ihn wirklich sah. War sie so schwer verletzt? So tief schien ihm der Grund gar nicht. Höchstens sechs oder sieben Meter.
    »Alisa!« Verdammt. Ihre Augen schlossen sich. Da entdeckte Franz Leopold Alisas Amulett. Es lag nutzlos ein Stück entfernt von ihr zwischen den Trümmern. Franz Leopold schauderte bei dem Gedanken, wie sich dieser Ort für einen Vampir ohne den roten Stein anfühlen musste. Er rief noch einmal nach ihr. »Du musst das Amulett an dich nehmen. Es liegt nur ein Stück von  deinem Kopf entfernt. Wenn du den Arm ausstreckst, kannst du es greifen!«
    Sie reagierte nicht. Franz Leopold seufzte. Sie hatten den Sieg verpasst. Sicher hatten die anderen ihre Aufgabe bereits gelöst. Außerdem ahnte er, dass die Professorin es nicht gelten lassen würde, wenn er alleine am Ende des Labyrinths auftauchte. Ohne weiter nachzudenken, sprang Franz Leopold durch das Loch. Geduckt kam er unten auf und sah sich erst nach allen Seiten um, ehe er sich über Alisa beugte. Sie hatte das Bewusstsein verloren. Franz Leopold griff nach ihrem Amulett und legte es ihr auf die Brust.
    »Wach auf!« Er schüttelte sie unsanft. Ihre Lider flatterten, doch ihr Geist kehrte nicht zurück. Franz Leopold fluchte. Er legte sich Alisas Amulett zu seinem um den Hals. Seine Kräfte schienen stärker zu werden, sein Kopf klarer. Er beugte sich hinab und hob das Mädchen auf. Obwohl sie so groß war wie er, hatte er keine Schwierigkeiten, sie zu tragen. Sie allerdings durch das Loch in der Decke wieder in den Gang ein Stockwerk höher zu befördern, stellte eine ganz andere Herausforderung dar. Ohne die Last ihres Körpers wäre es ihm sicher gelungen, an der sich nach innen neigenden Wand hochzuklettern, bis er die Kante zu greifen bekam, aber mit ihr? Suchend drehte er sich in der Grabkammer um. Zwei Bögen führten auf unterschiedliche Gänge hinaus. Welchen sollte er wählen? Franz Leopold beschloss, jenen zu

Weitere Kostenlose Bücher