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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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das Amulett keinen Schutz gewähren!« Sie nickte den beiden knapp zu und verschwand dann in der Dunkelheit.
    »Ist der Sand noch immer nicht durchgelaufen?«
    »Nein! Und er wird auch nicht schneller, wenn du noch dreimal fragst!« Sie hielt ihm das Glas vor die Augen. Beide starrten auf den gelblichen Sand, der viel zu langsam in die untere Hälfte rann. Endlich fielen die letzten Körner.
    »Los!« Bis Alisa die Sanduhr in die Tasche gesteckt hatte, war Franz Leopold schon einen Treppenabsatz tiefer. »Trödle nicht so herum!« Alisa rannte ihm hinterher. Zum Glück musste sie keine Röcke mehr tragen. Obwohl er sich sichtlich bemühte, ihr zu  entwischen, hatte sie ihn eingeholt, noch ehe sie die dritte Ebene erreicht hatten.
    »Warte, du weißt doch nicht, welchen Gang sie gewählt hat.« Alisa kam schlitternd neben ihm zum Stehen. Er verharrte ganz still und witterte abwechselnd in die drei Gänge, die vom Treppenabsatz wegführten. Alisa ging hinter ihm vorbei und stieg noch ein paar Stufen hinab. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, tiefer ist sie nicht hinunter. Spürst du etwas?«
    Er stand noch immer reglos da, die Augen geschlossen und die Nase vorgereckt. »Stör mich nicht! Dass Weiber immer den Mund aufreißen müssen.«
    Beleidigt wandte sich Alisa ab und ließ ihre Sinne nun ebenfalls nach der Fährte suchen. »Es ist der Linke«, sagte sie bestimmt.
    Franz Leopold öffnete die Augen. »Ja, ich weiß. Ich habe nur darauf gewartet, dass du es auch noch herausfindest. Du hast Übung sicher nötig!«
    Alisa ballte die Fäuste, behielt aber die Beherrschung. »Gut, dann weiter.«
    An der nächsten Abzweigung übernahm jeder einen Gang. »Hier weiter«, rief Alisa. Franz Leopold folgte ihr ausnahmsweise ohne einen seiner vernichtenden Kommentare. Bei der nächsten Kreuzung fand er die Spur zuerst. Die beiden jungen Vampire eilten weiter. Überall säumten die einfachen Grabnischen die Wände. Ab und zu waren reich verzierte Grabstätten zu sehen. Sie kamen an mehreren Zugängen zu Grabkammern vorbei, betraten sie aber nicht. Manche der Gräber strahlten größere Macht aus, sodass sie ihren Schritt verlangsamen mussten und all ihre Kräfte benötigten, sie zu passieren. Alisa trat Schweiß auf die Stirn, was sie noch nie erlebt hatte. Sie umklammerte das Amulett und konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Obwohl hier unten völlige Dunkelheit herrschte, konnte Alisa sehen, wie Franz Leopold vor Anstrengung das Gesicht verzog. Auch ihm machte der Kirchenzauber schwer zu schaffen.
    »Da lang!«, keuchte er und stolperte in einen Gang. Er wischte  sich mit seinem bestickten Taschentuch über Stirn und Schläfen. »Hier geht es wieder leichter.«
    Alisa nickte. Auch sie spürte noch das Wispern und Raunen, das ihren Kopf und Leib erfüllte, seit sie die Katakombe betreten hatten, doch sie brauchte nun weniger Kraft.
    »Rechts! Ich glaube, wir werden immer besser!« Sie lächelte.
    Franz Leopold überholte sie und beugte sich in die nächste Abzweigung. »Da lang! Ja, wir werden die Signora kriegen!« Er lachte auf. Es war das erste herzliche Lachen, das sie von ihm hörte, ohne Bosheit oder gehässige Gedanken.
    Plötzlich prallte Franz Leopold zurück und griff sich mit beiden Händen an den Kopf. »Was ist?« Noch während sie näher trat, wurde auch Alisa von der gewaltigen Aura umhüllt. Sie konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. »Was ist das?«
    »Ich weiß nicht, aber lass uns lieber von hier verschwinden.«
    »Aber wir müssen wissen, von welchem Gegenstand die Kraft ausgeht. Das gehört mit zu unserer Aufgabe.«
    Franz Leopold knurrte und fletschte die Zähne, widersprach aber nicht. Alisa schob sich mühevoll in die Grabkammer, in der sechs Nischen in die bemalten Wände eingelassen waren. Den Boden bedeckten marmorne Platten, die in zahlreiche Stücke zersprungen waren. Was war es, das diese zerstörerische Energie aussandte?
    »Ich glaube, es kommt aus einem der Gräber an der Rückwand«, keuchte Alisa. Sie spürte, dass Franz Leopold dicht hinter ihr war. Sie konnte seinen Atem stoßweise im Nacken fühlen. Alisa machte einen großen Schritt nach vorn. Sie erhaschte einen Blick auf ein tönernes Gefäß in dem Grab. Ein Knacken hallte wie ein Donnerschlag durch den Raum.
    »Zurück!«, brüllte Franz Leopold, doch Alisa fühlte sich wie gelähmt. Der Grund schwankte. Sie warf die Arme in die Luft. Noch einmal knackte es und der Boden unter ihren Füßen verschwand.

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