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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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hatte. Betrunkene und Chipheads, die auf Bänken lagen und der Aufmerksamkeit der Flughafensicherheit bisher entgangen waren. Serrin erinnerte sich dunkel an den Ausspruch irgendeines englischen Dichters: Ist das Leben nicht furchtbar, Gott sei Dank? Doch Gott kann, wenn er überhaupt existiert, keine Flughäfen geschaffen haben, dachte der Elf trübsinnig. Drek, ich sollte einfach das nächste Flugzeug in die UCAS nehmen, egal wohin. Und was, wenn man genau das von mir erwartet? Welche Alternativen habe ich?
    Er näherte sich dem British-Airways-Schalter und bereitete sich innerlich auf seine ›Den-nächsten-Flug- nach-Hause‹-Vorstellung vor. Langsam bekam er Routine darin. Doch kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, als Serrin spürte, wie die Andeutung eines Lächelns um seine Mundwinkel zuckte. Seattle! Nach Hause - in gewisser Weise.
    Auf eine entsprechende Geste des Mädchens, das hinter dem Schalter gähnte, stellte er seinen Koffer auf das Gepäckband.
    »Mr. Shamandar«, sagte sie plötzlich, während sie routinemäßig seine Ausweise überprüfte. »Ich habe eine Nachricht für Sie. Sie wurde vor einigen Stunden abgegeben - ich hätte sie beinahe vergessen.«
    Er nahm den Umschlag von ihr entgegen und zerriß beinahe das einzelne Blatt aus weißem Papier darin, als er ihn mit seinen zitternden Händen zu öffnen versuchte.
    Mr. Shamandar, stand auf dem Blatt, es dürfte sich als äußerst vorteilhaft für Sie erweisen, der Identität des Anstifters Ihrer Begegnung mit einer gewissen Gruppe gestern abend auf den Grund zu gehen. Insbesondere dann, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf andere in der gleichen Lage richten.
    Die Botschaft war in Sperethiel verfaßt, der Elfensprache. Was seine Eingeweide erneut zu einer Achterbahnfahrt veranlaßte.
    »Wer hat Ihnen das gegeben?« fragte er brüsk.
    »Tut mir leid, aber das weiß ich nicht«, erwiderte das Mädchen, indem sie sich eine elegant manikürte Hand vor den Mund hielt, um ein weiteres Gähnen zu unterdrücken. »Ich habe meinen Dienst gerade erst begonnen. Sie müßten Frieda fragen, aber die hat erst wieder morgen nacht Dienst - und Ihr Flugzeug geht in fünfzehn Minuten.«
    Während er wie in Trance zum Flugsteig ging und mit zitternden Händen seine Ausweise verstaute, kam Serrin sich vor wie ein Bauer in irgendeinem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel. Das an sich war gar nicht so ungewöhnlich. Das Leben hatte ihm schon oft übel mitgespielt, aber dieser Geschichte haftete eine gewisse eiskalte Gnadenlosigkeit an, die ihm ganz und gar zu mißfallen begann.
    Drek, dachte er, ich werde nur langsam alt, das ist alles. Der Elf fuhr sich mit den Fingern durch sein kurzes grau werdendes Haar und fragte sich, welche Art Schutz er sich kaufen konnte, sobald er wieder in Seattle war.
     
    Kristen blinzelte in den wunderbaren blutroten Sonnenuntergang und die schwarzen Wolken, die vom Atlantik hereintrieben, streckte die Beine aus, und wickelte sich den Umhang enger um die Schultern, da es sich jetzt doch sehr rasch abkühlte. Im Augenblick war sie glücklich: Dollars in der Tasche und reichlich Dagga und Getränke in ihrem Beutel. Bei dem Gedanken, die ganze Nacht im Indra zu tanzen, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Natürlich konnte dieser Zustand nicht lange anhalten, das tat er nie. Aber vielleicht war die geraubte Tasche des Touristen der Beginn einer Glückssträhne.
    Sie schlenderte über die Main Street, während das matte Glimmen der Straßenbeleuchtung in ein grelles Strahlen überging, an den Touristenfallen von Vesperdene aus Plastik und Chrom vorbei und in das Straßengewirr zwischen Main und High Street. Die ersten dicken Regentropfen fielen und leiteten Kapstadts üblichen Abendguß ein. Der Tafelberg war den ganzen Tag lang von dunstigen Wolken verhangen gewesen, die den Fünfzig-Kilometer-Ausblick, den man an einem klaren Tag von seinem Gipfel hatte, empfindlich gestört haben mußten. Den Regen verfluchend, zog sie sich in eine der Promenaden zurück, einem wirbelnden Durcheinander aus Neon, Trideo, Video und einer bunten Personenvielfalt.
    Zu ihrer Bestürzung lief sie direkt in eine Gruppe Stutzer, die lachend aus einer Bar kamen. Die Stutzer trugen billige Fummel und waren auch noch auf eine absurde Weise stolz auf ihre grellen Klamotten. Sie waren eitel wie die Pfaue und so unberechenbar wie der Teufel. Der Bursche, der in der Truppe das Sagen zu haben schien, betrachtete sie abfällig, während er sich demonstrativ die

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