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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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finden.«
    »Aha. Danke, aber nein, danke. So dreckig geht's mir noch nicht«, sagte sie und stürzte das Bier herunter. Wenn der Besitzer der Bar auftauchte, bekam Muzerala wahrscheinlich Ärger, daß er sie eingelassen hatte, und hinzu kam, daß er noch nicht allzu lange hier arbeitete. Kristen trank ihren Drink zu schnell und ging auf die Toilette.
    Drei Minuten später war sie wieder auf der Straße. Sie hatte den Joint noch schneller geraucht als sonst, und das war keine gute Idee gewesen. Sie mußte schnell ins Indra, um sich die Wirkung abzutanzen, Nasser auf seiner nächtlichen Runde finden und ihr Geld wechseln. Und dann schnell abschwirren, bevor sich herumsprach, daß sie Geld hatte, und jemand beschloß, sie deswegen abzumurksen.
    Als ihr Blick auf das Straßenschild fiel, brauchte Kristen nicht lesen zu können, um zu wissen, daß sie sich auf der High Street befand. Sie kicherte noch über die Angemessenheit des Namens, als ihr plötzlich wieder das Gesicht des amerikanischen Elfs vor Augen stand. Sie war immer noch verwirrt von dem Anblick seines Bildes auf der Illustrierten, und sie sehnte sich danach, lesen zu können und herauszufinden, wer er war und warum sie ihm eine so große Bedeutung beimaß. In diesem Augenblick sah sie die beiden Männer im Schatten jenseits der Straßenlaterne, den Kragen zum Schutz vor dem Regen aufgestellt, der die meisten Leute von den Straßen vertrieben hatte. Irgend etwas sagte ihr, daß sie die High Street nicht weiter entlanggehen würde.

5
     
    Als das Suborbitalflugzeug in Seattle landete, war es später Nachmittag. Serrin erwachte aus seinem Nickerchen und starrte aus dem Fenster und auf das Dunstflimmern zwischen Landebahn und Terminal. Sahne, dachte er, als er zum Zoll hinkte, das hat mir gerade noch gefehlt. Glühende Hitze.
    Wieder im Besitz seines Gepäcks, beschloß er, sich ein Zimmer im Warwick zu nehmen. Irgendwann hatte er gehört, dieses Luxushotel habe sich auf unaufdringliche Sicherheit für Gäste aus der Konzernwelt spezialisiert, die etwas mehr als das übliche erwarteten. Die Preise würden natürlich exorbitant sein, aber er war zu erschöpft, um sich deswegen Gedanken zu machen.
    Nachdem ihn ein Taxi vor dem eleganten Eingang des Hotels abgesetzt hatte, bekam Serrin auch ohne Reservierung problemlos ein Zimmer. Er übergab dem Personal sein Gepäck mit der Maßgabe, es auf sein Zimmer zu bringen, dann nahm er den Fahrstuhl zu der kleinen Suite. Als die Zimmertür hinter ihm verschlossen und gesichert war, setzte er sich auf das perfekt gemachte Bett, um sich sein weiteres Vorgehen zu überlegen. Doch als er sich nachdenklich das Kinn strich, fiel ihm lediglich auf, wie dringend er eine Rasur nötig hatte.
    Im Badezimmer versuchte Serrin keinen allzu genauen Blick auf sein Gesicht zu werfen, das ihm im Spiegel entgegenstarrte. Er befeuchtete seine Gesichtshaut, dann hielt er plötzlich inne und legte den Rasierapparat auf den Waschbeckenrand.
    Vielleicht wäre ein Bart keine schlechte Idee, dachte er. Selbst mit den paar Stoppeln habe ich schon keine große Ähnlichkeit mehr mit dem Newsweek-Foto. In der Halle scheint mich niemand erkannt zu haben. Und warum auch? New Yorks wochenalte Schlagzeilen werden in Seattle nicht viel Staub aufwirbeln. Nein, weg mit dem Bart. Er fuhr sich einmal mit dem kühlen Stahl der Klinge über die Wange und merkte augenblicklich, wie ihn der vertraute Akt des Rasierens entspannte, so daß er in Ruhe über seine Lage nachdenken konnte.
    Ich brauche ein paar Muskeln in meiner Umgebung, zumindest für eine Weile, überlegte Serrin. Dann kann ich versuchen herauszufinden, wer hinter mir her ist. Er trocknete sich das Gesicht ab, ließ sich ein Bad ein und bestellte Sushi beim Zimmerservice.
    Während er sich auszog und sein schmerzendes Bein rieb, fragte sich Serrin, warum er in Verbindung mit zu Hause überhaupt auf Seattle gekommen war. Er hatte in den letzten fünf Jahren nie länger als ein, zwei Monate am Stück hier gelebt. Und die Leute, die er als Freunde betrachtete, ließen sich an den Fingern einer Hand abzählen. Außerdem, realisierte er schuldbewußt, hatte er sich nicht sonderlich bemüht, mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Schlimmer noch: Ein paar Anrufe setzten ihn kurz darauf davon in Kenntnis, daß die beiden Freunde, auf die er die größten Hoffnungen gesetzt hatte, in einem Fall nicht in der Stadt und im anderen nach Nagoya gezogen waren.
    Er hatte sich gerade in den Hotel-Bademantel gehüllt, als

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