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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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das Manoj verbrannte, um Strom zu sparen, ein, zwei Bündel Limonengras oder trocknende Amöben. Der Ladenbesitzer stand hinter der Theke und setzte eine subtile Mischung aus Aufdringlichkeit und Überzeugungskunst ein, um mit dem einen oder anderen Schnickschnack noch ein paar Rand extra zu verdienen.
    »Vom Volk der San, den echten Buschmännern, Madam. Heutzutage gibt es sie nur noch in einigen wenigen Enklaven in Namibia, und es ist mittlerweile sehr schwer geworden, so gute Arbeiten wie diese zu bekommen. Sie achten darauf, daß nur ganz wenige von diesen Fruchtbarkeitsamuletten das Land verlassen.«
    Die korpulente weiße Frau in dem schrecklich unpassenden, pink gemusterten Gingankleid stieß ihren gleichfalls übergewichtigen Ehemann an, der sich gerade den Schweiß von der hummerfarbenen Stirn rieb. »Oooh, Chuckie«, gurrte sie mit amerikanischem Akzent. »Sieh nur - es ist ein Fruchtbarkeitsamulett!«
    Kristen lächelte und huschte an ihnen vorbei und dorthin, wo Manoj den Kessel und den Kaf aufbewahrte, in ein winziges Zimmer, das nicht größer war als ein Wandschrank. Er konnte sie jetzt nicht hinauswerfen, nicht mitten in einem Verkaufsgespräch, das offenbar gut verlief, also wurde sie dreist und strich ihm im Vorbeigehen über den Hintern. Seine Augen weiteten sich ein wenig, aber ansonsten reagierte er nicht.
     
    Als sich das Paar schließlich zur Tür hinausquetschte, wobei die Frau das wertlose Stück Schund, das sie gerade gekauft hatte, fest an sich drückte, hatte Kristen zwei Tassen dampfenden Soykaf fertig. Manoj hatte wahrscheinlich irgendeinem armen Schlucker ein paar Rand bezahlt, damit er das Fruchtbarkeitsamulett zusammenschusterte, höchstwahrscheinlich in einer Gesamtstückzahl von fünfzig oder so, die er dann für vierzig, fünfzig Rand pro Stück verkaufte. Er war schlau, doch er würde nie reich werden. In seinen Laden wurde andauernd eingebrochen, allein dreimal im letzten Jahr. Und wer bekam noch eine Versicherung in dieser Gegend? Früher waren ganz einfach die Prämien zu hoch gewesen, aber mittlerweile weigerten sich die Versicherungsgesellschaften, überhaupt eine Police auszustellen. Das war auch der Grund dafür, warum Manoj sorgfältig darauf achtete, kein Geld im Geschäft zu lassen, wenn er abends schloß. Und nach dem letzten Einbruch, bei dem er ziemlich übel zusammengeschlagen worden war, hatte er sich ein billiges Zimmer gesucht, in dem er schlief, anstatt das Risiko einzugehen, hier zu sein, wenn es wieder soweit war.
    »Du hast Nerven, Mädchen«, knurrte er sie an, nahm dann aber die dargebotene Tasse und trank einen Schluck der dunklen, bitteren Flüssigkeit.
    »Ich hab was«, sagte Kristen strahlend.
    »Aha. Ist es heilbar?«
    Sie kicherte und zog den winzigen Computer aus der Tasche. Manojs Miene nahm unwillkürlich einen interessierten Ausdruck an.
    »Kann ich nach oben gehen und mich waschen?« fragte sie, während er den kleinen Kasten drehte und wendete. Sie faßte sein Grunzen als Zustimmung auf und ging die gebrechlichen Stufen zu dem staubigen, unbenutzten Zimmer mit dem gesprungenen Waschbecken hinauf. Die Leitungen ächzten wie immer, wenn jemand den Wasserhahn aufdrehte. Manoj erlaubte Kristen, sich hier frisch zu machen, seitdem er selbst nicht mehr hier wohnte, und so bewahrte sie hier auch ein paar saubere Kleidungsstücke auf. Er wollte sie jedoch nicht im Laden schlafen lassen, aber das konnte sie ihm nicht verübeln. Er würde niemals so dumm sein, sie hier übernachten zu lassen, weil sie problemlos nach unten gehen und irgendwelchen Dieben, die ihr dafür ein paar Rand zuschieben mochten, die Tür öffnen konnte.
    Als Kristen wieder nach unten ging, fühlte sie sich erfrischt und viel besser als vorher. Manoj hatte das Ding auf dem Tisch im Hinterzimmer des Ladens auseinandergenommen.
    »Hm. Ich kann nichts finden«, sagte er, indem er die Einzelteile auf eine Weise wieder in das Gehäuse einbaute, die vermuten ließ, daß er wußte, was er tat. »Aber das Ding ist im Eimer. Zuerst hat es eine Namensliste mit dazugehörigen Personenbeschreibungen ausgespuckt, aber jetzt rührt sich nichts mehr.«
    Sie warf einen Blick auf das kleine Blatt Papier, das der winzige Drucker, den er an das Gerät angeschlossen hatte, ausgespien hatte.
    »Hör mal, Mädchen, in was ziehst du mich da hinein?« sagte er beinahe wütend. »Einer dieser Namen hier... so heißt der Bursche, der gestern nacht am Ocean View entführt wurde. Was weißt du darüber,

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