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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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Wimper zu zucken. Er wußte nicht, was die Schamanen vom Tafelberg mit ihm angestellt hatten. Sie hatten ihm den Stein und den Ozean gezeigt, etwas von deren Immanenz in ihm gespürt und sich darüber gewundert, aber ihm war nicht klar gewesen, daß andere Schamanen das erkennen konnten. Bär hatte sich in ihm nicht verändert. Sie hatte keinerlei Mißvergnügen über das Geschehene zum Ausdruck gebracht. Der Elf zeigte auf ihn und führte ihn in den Baumkreis. Die Hälfte der Zulu-Elfen bildeten einen Kreis um sie, die anderen umringten Serrin, Michael und Kristen. Mittlerweile waren auch andere Waffen als Speere zu sehen, die in dem sanften Licht schimmerten.
    »Das ist mein Revier«, rief Shakala. »Ich bin hier Prinz. Hüte dich vor Prinzen, Troll, weil sie nicht so leicht zu beschwichtigen sind wie Könige und ihr Vergnügen viel ernster nehmen.« Es hätte pompös geklungen, sogar lächerlich, hätte der Zulu-Elf in der kaum erleuchteten Dunkelheit nicht so bemerkenswert und wunderschön ausgesehen.
    Tom war früher einigen Katzenschamanen begegnet. Sie waren unberechenbar, kapriziös und eitel, oft grausam, aber manchmal auch freundlich und beschützerisch. Shakala schien nicht in diese letzte Kategorie zu gehören. Der Troll wußte nichts über Gepard, doch Shakalas Worte schienen zu besagen, daß es sich dabei um ein gefährlicheres Totem als Löwe handelte. Shakala würde sich ein Vergnügen mit ihm machen. Der Troll wußte, daß sie alle tot waren, wenn er hier versagte. Er flehte Bär an, ihn nicht zum Berserker werden zu lassen, wenn Shakala ihn zu lange und zu heftig verspottete. Als ihm Shakalas Gefolge seine Waffen abnahm, hatte er nur sich selbst, um sich zu wehren.
    Vor seinen Augen begann sich die Gestalt des Elfs zu verwandeln. Seine Hände wurden zu bepelzten Pfoten mit mächtigen Krallen. Sein Kopf verwandelte sich in den eines Geparden, dessen kräftige Reißzähne glänzten, doch der Troll konnte immer noch die Züge des Elfs erkennen, welche den Gepardenkopf wie ein Schattenbild überlagerten. Das war keine Illusion. Tom war verblüfft. War Shakala ein Gestaltwandler in Elfenform, der sich jetzt verwandelte? Nein, er konnte nichts dergleichen spüren. War er vielleicht maskiert? Was war dieses Wesen?
    Der Katzenschamane umschlich ihn, wobei er sich hin und wieder duckte und ein tiefes Knurren ausstieß. Der Troll bewegte sich ebenfalls im Kreis, hielt den Blick immer auf Shakala gerichtet. Dann schoß der Katzenschamane vorwärts, stürzte sich auf die Seite des Trolls und versetzte ihm einen Prankenhieb, der hart genug war, um einen blutenden Kratzer zu hinterlassen. Es war keine ernste Verletzung, aber sie ärgerte Tom, der erkannte, daß sein Gegner viel zu schnell und gewandt für ihn war.
    Shakala rollte sich ab, warf sich herum und sprang auf, alles in einer einzigen fließenden Bewegung.
    Es ist wie ein mörderisches Ballett, dachte Serrin, der den Blick nicht von Tom ab wenden konnte. Kristen hatte ihr Gesicht mittlerweile an seiner Schulter vergraben.
    Der Katzenschamane umkreiste Tom und sprang erneut. Und wiederum war der Troll zu langsam und mußte eine Schulterwunde hinnehmen. Ein dritter Angriff nach einem weiteren Umkreisungsritual mit an schließendem Sprung hinterließ eine Fleischwunde an seinem linken Oberschenkel, dem bevorzugten Angriffsziel des Geparden. Die Wunden waren alle oberflächlich, aber Tom spürte, wie sich seine Wut immer mehr steigerte. Bitte nicht, Bär, flehte er. Wenn ich ihn angreife, wird er mich töten. Und er wird meine Freunde töten.
    Er mußte all seine Willenskraft zusammennehmen, um den wachsenden Drang einzudämmen, sich auf den Geparden zu stürzen, der jetzt still und reglos im Gras lag. Tom wußte, daß der Schamane ihn damit aufforderte, ihn anzugreifen, und der Drang, sich auf ihn zu stürzen und ihn dann mit seinen mächtigen Armen zu zerquetschen, wurde mit jeder Sekunde stärker. Im nächsten Augenblick sprang die Raubkatze auf, stürzte sich auf ihn und versetzte ihm einen Prankenhieb, der sein dünnes Khakihemd zerfetzte und vier blutige Kratzspuren auf seiner Brust hinterließ.
    Shakala zog sich wieder zurück und legte sich vor dem Troll auf den Rücken. Es war die klassische Unterwürfigkeitsgebärde eines Geparden, die Hinterbeine angezogen und bereit, sich mit ihnen im Falle eines Angriffs zu verteidigen und den Unterleib zu schützen. Offenbar wollte er den Troll mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zum Angriff

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