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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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provozieren. Das Blut dröhnte in Toms Ohren, während es sich gleichzeitig auf seinem Hemd ausbreitete. Er zwang sich mit jedem Funken seiner Willenskraft, reglos stehenzubleiben.
    So blieben sie eine endlose Minute, in der sich der Blutfleck auf Toms Brust langsam ausbreitete und der Katzenschamane sich sehr langsam hin und her räkelte und auf Toms Angriff wartete. Tom ballte die Fäuste und biß sich auf die Zunge, versuchte die Schmerzen, die die Wunden verursachten, in Widerstandskraft umzuwandeln. Er schloß dabei nicht die Augen, sondern starrte nach wie vor auf die abwartende Katze. Er

 

sehnte sich mit jeder Faser seines Körpers danach, seinen Peiniger zu zermalmen, der so einladend vor ihm im Gras lag. Er bekämpfte diese Sehnsucht mit allem, was über den bloßen Instinkt hinausging.
    Shakala erhob sich langsam, fast träge und trabte gemächlich auf den Troll zu. Er blieb direkt vor ihm stehen und starrte zu ihm auf. Serrin zitterte vor Furcht und dem Drang, Tom mit einem Zauber zu helfen, der seine Willenskraft stärken würde, aber er wußte ganz genau, daß die Augen der anderen Schamanen außer Shakala auf ihn gerichtet waren. Er konnte nur hoffen und beten.
    Shakala legte Tom die Vorderpfoten auf die Schultern. Dünne Blutrinnsale liefen aus den Wunden, die die Krallen hinterließen, als sie die Haut des Trolls durchbohrten, der dennoch nicht schwankte. Der Kopf des Gepards zuckte zurück, und dann spie er Tom ins Gesicht.
    Tom brüllte auf und schlang die Arme um Shakala. Die gewaltigen, blutverschmierten Bizepse des Trolls spannten sich, als er den Körper des Elfs mit all der aus Wut und Demütigung resultierenden Kraft zu zerquetschen versuchte.
    Doch es war nichts zum Zerquetschen da.
    Hoch über ihm sprang die große Katze von einem Baum, landete auf dem Rücken des Trolls und riß ihn zu Boden. Sein Maul schloß sich um Toms Nacken und biß einmal zu.
    Als er unter dem pelzigen Leib des Geparden lag, verflüchtigte sich Toms Wut wie Tau an der Sonne. Er spürte gewaltige Pfoten um sich, aber die gehörten Bär und nicht Shakala, schützende Arme, die ihn sanft und sicher hielten. Er spürte keinen Schmerz mehr. Der Biß war nicht tief. Er wurde nicht getötet. Er rollte sich in dem Bewußtsein zusammen, wie lächerlich klein sein gewaltiger Körper in Bärs Umarmung war.
    Shakala ließ von ihm ab. Pfoten und Maul waren blutverschmiert. Einen Augenblick später war die Gepardengestalt verschwunden und der Elf, der sie begrüßt hatte, wieder da. Er betrachtete den vor ihm am Boden liegenden Troll durchdringend, wobei er die anderen völlig ignorierte.
    Einen schrecklichen Augenblick lang glaubte Serrin, Tom sei tot. Doch er war kaum einen halben Schritt vorgetreten, als sich auch schon zwei Speere auf seinen Hals und ein Gewehrlauf auf seinen Rücken richteten. Shakala rührte keinen Muskel.
    »Bringt sie weg«, murmelte der Zulu-Elf mit einem Winken seiner Hand den Kriegern zu, die Serrin, Michael und Kristen umringten. »Bringt sie morgen mittag zurück.« Speere dirigierten die drei in das Baumdickicht.
    »Er hat sich bewegt. Ich glaube, er lebt noch«, flüsterte Michael Serrin zu. »Um Gottes willen, in was haben wir uns da nur hineingeritten?«
    Serrin wollte nicht darüber nachdenken. Er war sich nur allzu deutlich der Tatsache bewußt, daß er derjenige war, der Tom hierhergebracht hatte. Wenn der Troll noch lebte, ließ sich unmöglich sagen, welche Wirkung diese Demütigung auf ihn haben würde. Wenn sie ihn genauso schwer trifft wie die Liebe damals, habe ich sein Leben auf eine Weise ruiniert, die viel schlimmer ist, als von diesem Verrückten umgebracht zu werden.
     
    Der Troll kam kurz nach Morgengrauen wieder zu sich. Seine Wunden heilten auch ohne Anwendung seiner spärlichen magischen Kräfte. Er lag auf einer Lichtung, umgeben von der Röte des Morgengrauens am Horizont und dem Gezwitscher und Gesumme unzähliger Vögel und Insekten. Shakala saß neben ihm. Er war jetzt nur ein einfacher Elf, schien ihn jedoch aufmerksam und gespannt zu mustern. Er bot Tom Wasser, Brot, getrocknetes Fleisch und Orangen an. Der Troll verschmähte das Fleisch und riß statt dessen eine Orange auseinander. Der Elf lächelte.
    »Du bist schwach, aber du benutzt alles, was du hast«, sagte Shakala. »Dein Körper ist zu verunstaltet, um wirkliche Macht beherbergen zu können, aber du bist größer, als du sein dürftest. Du bist klug und wirst nicht zu sehr beschämt werden. Dies ist mein

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