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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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an der Aufklärung dieses Falls arbeiten. Ich danke Ihnen, dass Sie trotz des schlechten Wetters so zahlreich erschienen sind und so großes Interesse an diesem Thema gezeigt haben.«
    Kaum war ich vom Podium gestiegen, umringte mich auch schon eine Schar von Zuhörerinnen. Einige beglückwünschten mich zu meinem gelungenen Vortrag, andere wollten wissen, wie sie sich mit dem Crime Victims Assistance Program in Verbindung setzen konnten, um an Beratungsgesprächen teilzunehmen, und drei Frauen wollten mit mir über »Vorfälle« in ihrer Vergangenheit sprechen – das erlebte ich immer wieder.
    Ich hörte mir kurz ihre jeweiligen Anliegen an und bot ihnen dann an, die Gespräche in einer ruhigeren Atmosphäre fortzusetzen. Ich gab ihnen meine Visitenkarte und bat sie, am Montag in meinem Büro anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren.
    Nach jedem meiner Vorträge wurde ich von mindestens einer Frau angesprochen, die irgendwann einmal mit einer Sexualstraftat in Berührung gekommen war und nun den Mut hatte, darüber zu sprechen – ganz unabhängig davon, ob sie selbst, die Tochter einer Kollegin oder ihre beste Freundin das Opfer war. Tatsache war, dass es sich bei Vergewaltigung noch immer um ein Verbrechen handelte, das viel zu oft nicht zur Anzeige gebracht wurde.
    Mein Mantel hing über einem Stuhl in der letzten Reihe. Mercer hatte ihn schon aufgepickt und hielt ihn mir auf, während ich näher kam. »Ihr müsst euch nicht entschuldigen, Gentlemen. Wie sonst hätte ich euch bemerken sollen, wenn nicht anhand eurer netten, unaufdringlichen Art? Aber was auch immer ihr mir heute noch zu bieten habt, ich lehne dankend ab. Ich hab’ nämlich noch zu tun.« Mit diesen Worten öffnete ich die schwere Holztür.
    In diesem Augenblick hörte ich Chapman hinter meinem Rücken flüstern. »Keine Angst, Mercer, falls sie’s wirklich ernst meint, hab’ ich immer noch Patrick McKinneys Handy-Nummer. Wenn der hört, dass wir Gemma Dogens Mörder in U-Haft haben, ist der sofort zur Befragung zur Stelle. Ein Anruf genügt.«
    Bei dem Wort U-Haft schnellte mein Kopf herum, und ich blieb wie angewurzelt stehen.
    »Tut mir leid, Blondie, falls ich deine Pläne für den Abend durchkreuze. Aber du hast schon richtig gehört – wir haben einen Verdächtigen. Sieht gar nicht so schlecht aus. Der Lieutenant hat uns geschickt, um dich abzuholen. Er will die Sache ganz korrekt abwickeln.«
    »Ist es jemand aus dem Krankenhaus?« wollte ich wissen, während wir das Gebäude verließen. Draußen graupelte es.
    »Nee, einer von den Jungs aus den Katakomben. Er war bis zu den Knien mit Blut beschmiert. Wie Chet gesagt hat: Er sieht aus, als käme er vom Schlachthof.«
    »Seit ein paar Stunden haben wir ihn auf dem 17. Revier.«
    »Spricht er?«
    »Ich würd’s eher stammeln nennen. Du wirst’s ja gleich hören.«
    Ich quetschte mich auf den Rücksitz von Mercers Wagen; es war nur eine kurze Fahrt die Lexington Avenue hinunter. In ein paar Minuten würde ich dem Monster in die Augen sehen.

11
    »Kaum zu glauben«, bemerkte Mercer an Chapman gewandt, als wir vor dem Revier anhielten. »McGraw hat tatsächlich dichtgehalten.«
    Mercer bezog sich auf die Tatsache, dass weit und breit weder Reporter noch Kameraleute zu sehen waren, die das Gebäude wie Haie umkreisten, welche das Blut eines Verdächtigen in einem spektakulären Fall witterten.
    Wir stiegen aus, betraten das Gebäude, passierten den uniformierten Sergeanten und gingen hoch in den Einsatzraum. Angesichts der Aktivitäten wirkten diesmal sogar die Detectives und Cops des Reviers äußerst interessiert. In den kommenden vierundzwanzig Stunden würden auch sie beim Zusammensetzen aller Mosaiksteinchen gebraucht.
    »Hey, Chapman, bist du auch mit diesem Scheißfall befasst?«
    »Paulie Morelli. Verdammt, dich hab’ ich nicht mehr gesehen, seitdem du mit deinem Partner den Sternzeichen-Killer eingebuchtet hast. Hat die Festnahme deinen Arsch nach oben katapultiert, oder was?«
    »So ähnlich. Ins 17. Revier, um genau zu sein. Es ist ein bisschen langweilig hier, wenn man gewohnt ist, Mörder zu fangen.«
    »Klar«, erwiderte Chapman. »Aber wenn du ab und zu mal ‘ne hübsche Braut abschleppen willst, Paulie, hast du an der Upper East Side bessere Karten. Hilfst du uns im Mordfall Dogen?«
    »Bin gerade unterwegs, um ein paar Gesichter für die Gegenüberstellung aufzutreiben.«
    »Gegenüberstellung?« fragte ich erstaunt. »Könnte mich freundlicherweise mal jemand über

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