Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
kann man einem anderen Menschen so etwas antun, ihm dann einfach den Rücken kehren und ihn in seinem eigenen Blut liegen lassen?«
    »Und eine halbe Stunde später kommt einem der Kerl wie ein Häufchen Elend vor, nicht wahr?«
    Mit verschränkten Armen beobachteten wir die beiden Männer. »Er wirkt gar nicht so stark, als könnte er es mit einer durchtrainierten Person wie Gemma Dogen aufnehmen. Ich denke, Chet Kirschner hat Recht: Er muss sie überrascht haben.«
    »Wissen wir überhaupt schon, wer er ist?«
    »Das versucht Mercer gerade herauszufinden. Losenti hat seine Fingerabdrücke genommen. Sie werden direkt durch den Computer gejagt, so dass wir morgen Früh hoffentlich mehr wissen.«
    Sarah unterdrückte ein Gähnen.
    »Lass uns besprechen, wie’s morgen weitergeht, und dann fahr’ ich dich nach Hause.«
    Wir gingen zurück in Petersons Büro und riefen Mercer und Mike zu uns, um die letzten Neuigkeiten zu erfahren.
    Mercer betrat kopfschüttelnd den Raum. »Er ist mitten im Gespräch eingeschlafen. Ich fürchte, heute bekommen wir nichts mehr aus ihm raus; es ist schon kurz vor eins. Er soll sich hinlegen, und morgen Früh geht’s dann weiter.«
    »Ihr Mädels solltet jetzt auch Schluss machen«, schaltete sich Peterson ein. »Pops haben wir in die Zelle verfrachtet. Was sollen wir in Sachen Mordfallermittlungen an die Öffentlichkeit geben?«
    Sarah und ich schauten uns fragend an. Im Moment hatten wir noch nichts Brauchbares für einen Indizienprozess in der Hand. »McGraw soll der Presse mitteilen, dass noch keine Anklage erhoben ist. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Wenn wir jetzt schon nähere Einzelheiten bekanntgeben, blühen die wildesten Spekulationen.«
    Mike betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich. »Gibt’s was Neues?« wollte Peterson wissen.
    »Ja«, anwortete Mike. »Fast ‘ne Festnahme wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Die Jungs aus den Krankenhaus-Katakomben hängen im Anti-Crime Office rum und glotzen alte Spielfilme. Dann stellt sich raus, dass der Kleine im grauen Jogginganzug T.T.Thompson ist. T.T. steht für ›Tippy Toes‹ – hat vierzehnmal wegen Einbruchs gesessen. Also, die Jungs gucken Über den Dächern von Nizza . Plötzlich lässt T.T. die Hosen runter und ist drauf und dran, sich vor versammelter Mannschaft einen runterzuholen. Keine Ahnung, weshalb: weil er Grace Kelly so geil fand, oder weil der Einbrecher, genannt die Katze, fettere Beute an Land zieht, als er es selbst jemals geschafft hat. Ich musste ihm praktisch eine kleben, damit er mit dem Mist aufhörte.«
    »Gibt’s noch was, das uns interessiert, Mikey?«
    »Klar. Der zweite Einkaufswagen gehört einem anderen Tunnelpenner, der hier ist. Agosto Marin, auch ›Can Man‹ genannt. Er ist den ganzen Tag mit seinem Wagen rund ums Mid-Manhattan unterwegs und kramt leere Coladosen aus den Abfallkörben. Die verscheuert er dann, um sich von dem Geld Crack zu kaufen. Er sagt, in seinem Wagen seien nur ‘n paar Dutzend Dosen – dafür braucht ihr keinen Durchsuchungsbefehl. Can Man ist im Moment jedenfalls nicht auf Drogen und schwört, dass er gemeinsam mit Pops von kurz nach Mitternacht bis zum Mittwochmorgen im Tunnel war. Erst dann haben sie den Tunnel zusammen verlassen. Er ist ganz sicher, dass es diese Nacht war, weil Schnee lag, als die beiden rauskamen. Am Mittwochmorgen hat’s wirklich geschneit, falls ihr euch erinnert.«
    »Was soll das alles?« fragte Mercer in den Raum.
    »Wir haben einen blutdurchtränkten Verdächtigen, der uns nicht verrät, wer er ist. Hatte er die Gelegenheit, den Mord zu begehen? Allerdings. Weil er nämlich illegal im Krankenhaus lebt. Tatmotiv? Kommt drauf an, für welches wir uns entscheiden«, antwortete Mike. »Falls wir auf missglückte Vergewaltigung tippen, dann bezweifle ich, dass er überhaupt einen hochbekommen hat.«
    »Moment mal«, unterbrach ich Mikes Redestrom. »Du willst mir doch nicht erzählen, du würdest es einem Typen ansehen, ob er einen hochbekommt oder nicht? Falls dem so ist, hätte ich da ein paar Freundinnen, die Ihre Dienste gern in Anspruch nehmen würden, Dr. Chapman. Tatsache ist, dass es eine gescheiterte Vergewaltigung oder Raub gewesen sein kann. Wir wissen immer noch nicht, ob etwas aus ihrem Büro fehlt.«
    Jetzt ergriff Mike wieder das Wort. »Es gibt zwei Zeugen, die Pops zur mutmaßlichen Tatzeit im sechsten Stock oder in der Nähe gesehen haben wollen. Und wir haben einen Junkie mit Vorliebe für

Weitere Kostenlose Bücher