Notaufnahme
Konferenzen teilgenommen, habe mit New Yorker Ärzten zusammengearbeitet, die meine Vorträge gehört haben, und irgendwann kam ich zu dem Schluss, es einfach hier zu versuchen.«
»Unterrichten Sie am Minuit?«
»Nein, nein. Ich habe lediglich Belegbetten im Krankenhaus. Eigentlich, um den Fuß in die Tür zu bekommen – das ist nicht so einfach, wenn man nicht aus der Stadt stammt. Politik spielt hier eine große Rolle.«
So sehr Mike und Mercer auch nach Einzelheiten bohrten, DuPre konnte uns nichts Neues über das Krankenhaus und die neurologische Abteilung erzählen. Umso überraschter reagierten wir, als der Arzt darum bat, einen Moment mit mir unter vier Augen sprechen zu dürfen.
»Ich muss sowieso noch den Lieutenant anrufen«, bemerkte Chapman. »Wir sind in zehn Minuten mit dem nächsten Zeugen da.«
Erst als sich die Tür hinter Chapman und Walice geschlossen hatte, ergriff John DuPre das Wort. »Zwei Dinge möchte ich Ihnen sagen, Miss Cooper. Zum einen geht’s um meine Personalakte. Sie werden feststellen, dass ich mitten in einem scheußlichen Prozess um einen angeblichen Kunstfehler stecke. Sie können jederzeit mit meinen Anwälten darüber sprechen, aber ich möchte die Sache um jeden Preis aus den Zeitungen heraushalten.«
Ich ließ ihn weitersprechen.
»Einer meiner Patienten starb. Noch unten in Atlanta, bevor ich nach New York kam. Es hat nichts mit dem Mid-Manhattan zu tun, und natürlich noch viel weniger mit diesem Vorfall. Ein junger Mann kam wegen bestimmter Beschwerden zu mir – Schwindelgefühl, Gewichtsverlust und so weiter. Ich untersuchte ihn, verschrieb ihm ein Medikament und gab ihm einen Termin für weitere Untersuchungen. Zwei Tage später war er tot. Ich versichere Ihnen, dass ich Ihnen nichts verheimlichen will, aber ich möchte andererseits auf keinen Fall in diesen verdammten Mord hineingezogen werden. Sie sind Juristin, und ich hoffe, dass Sie mehr Verständnis für meine Position und die juristischen Auswirkungen haben als die Cops.«
»Wusste Gemma Dogen von dem Prozess?«
»Davon gehe ich aus. Ganz sicher weiß ich es allerdings nicht, da wir nie darüber gesprochen haben. Es könnte natürlich sein, dass sie mich deshalb so kühl behandelt hat, aber das werden wir wohl nie erfahren.«
»Und die andere Sache?«
DuPre schien erleichtert aufzuatmen, dass das Unangenehme hinter ihm lag. »Falls in meiner Personalakte Informationen fehlen, können Sie mich jederzeit anrufen. Wissen Sie, ich habe vor ein paar Jahren eine ziemlich hässliche Scheidung durchgemacht, hab’ meine erste Frau wegen der zweiten verlassen. Julia ist durchgedreht und hat meine Praxis in Atlanta angezündet. Ich musste mir natürlich Kopien von sämtlichen Abschlüssen und Diplomen besorgen, und ich weiß nicht genau, ob meine Personalakte tatsächlich komplett ist. Aber in meiner Praxis habe ich alle Unterlagen.«
»Danke, Doktor. Das alles hätten Sie mir aber auch in Anwesenheit der Detectives sagen können. Ich denke, dass wir damit klarkommen.«
»Gut, Miss Cooper. Vielleicht sind es ja nur meine Südstaaten-Erfahrungen mit der Polizei, die mich so skeptisch haben werden lassen, aber ich vertraue mich lieber Ihnen als denen an«, sagte er und ergriff über den Tisch hinweg meine Hand. »Ich bin sicher, dass wir uns nochmal sprechen werden.«
Wallace wartete draußen; bei ihm war Banswar Desai, einer der beiden Ärzte, die Spector an jenem Vormittag anstelle von Gemma Dogen bei der Operation assistierten.
Desai war ein kleiner, untersetzter Mann, dessen Haut einige Nuancen dunkler als die DuPres war. Sein pakistanischer Akzent stand im Kontrast zu dem Hauch britischer Höflichkeit, die seine Internatszeit auf der Insel hinterlassen hatte. Ich holte ihn in den Sitzungsraum, zog Mercer einen Moment zu Seite und bat ihn leise, telefonisch bei Sarah eine Überprüfung DuPres in Auftrag zu geben; ich wollte wissen, was die Zeitungen in Georgia über den Kunstfehlerprozess berichteten.
Dann stellte ich mich Dr. Desai vor und nahm gegenüber von ihm Platz. Wenig später erschien auch Chapman.
Desai gehörte dem neurochirurgischen Team noch nicht lange an; Gemma Dogen hatte ihn erst ein Jahr zuvor eingestellt. Er beantwortete unsere Fragen sehr präzise und schien Gemma Dogen gegenüber ausgesprochen loyal zu sein. Sie war seine Mentorin gewesen, und Desai war aufrichtig erschüttert über ihren Tod.
Mikes Fragen konzentrierten sich zunächst auf die Operation, bei der er und Harper
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