Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
Anknüpfungspunkten, doch wie sie zueinander stehen, dies zu klären, bedarf noch längerer Recherche.«
    Ein junger Mann, vermutlich von einem Anzeigenblatt, fragte forsch dazwischen:
    »Und der Mord in dieser alten Mühle? Hat man dort die Dopingmittel in Tanks gelagert?«
    Ziegler blieb gelassen und zwinkerte kurz Manuela Maller zu, als wolle er andeuten, wie er den Fragesteller einschätzte. Doch er behielt seine vornehme Zurückhaltung bei: »Ich sagte bereits, dass ich mich an keinerlei Spekulationen beteilige. Was in dieser alten Mühle gelagert wurde, entzieht sich bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt unserer Kenntnis. Ich kann nur noch mal wiederholen: Der Lagerraum, in dem wir den Toten gefunden haben, war leer.«
    Sander überlegte, ob er mit einer Frage ein Stück seines internen Wissens auch den Journalistenkollegen preisgeben sollte. Dann aber entschied er sich, sie zu stellen – schon um Ziegler wieder mal zu zeigen, dass er in der Lage war, trotz staatsanwaltschaftlichen Schweigens an Informationen heranzukommen:
    »Stimmt es, dass die Spur nach Italien führt?«
    Ziegler sah ihn provozierend an: »Herr Sander, ich weiß, dass Sie in Geislingen das Gras wachsen hören. Aber sehen Sie es mir bitte nach, dass ich zu laufenden Ermittlungen aus kriminaltaktischen Gründen nichts sagen kann und will.«
    »Man munkelt, es seien auch Ärzte in die Sache verwickelt«, blieb der Lokaljournalist hartnäckig.
    Ziegler winkte freundlich ab. »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Herr Sander. Konstruieren Sie mir jetzt aber bitte keinen Zusammenhang zur bulgarischen Mafia.«
    »Und zu einer anderen Mafia?«
    Ziegler schüttelte den Kopf und wandte sich an die Runde: »Sonst noch Fragen?«
     
    Die Freitagnacht war mondhell und ungewöhnlich lau. Linkohr hatte sich auf Vorschlag Häberles auch im Gruberhof einquartiert, obwohl er auf eine Übernachtung nicht vorbereitet gewesen war. Doch als Junggeselle hatte er gelernt, auch mal spontan bei Freunden oder – das wollte er gar nicht abstreiten – bei einer Freundin zu nächtigen. Er und Häberle saßen nach dem Essen noch beisammen, um sämtliche Aspekte des Falles zu besprechen – stets natürlich mit gedämpfter Stimme und abseits der anderen Gäste.
    »Wo sind die anderen denn alle?«, fragte Linkohr plötzlich. Er hatte bisher vergeblich nach bekannten Gesichtern Ausschau gehalten. Nur Lio Ongu, der Chinese, den ihm Häberle schon während des Essens gezeigt hatte, saß drüben an der Bar und träumte offenbar vor sich hin.
    »Entweder sind die anderen in einer Disco – falls es hier irgendwo eine gibt – oder sie vergnügen sich anderweitig«, meinte Häberle, der sich ein Glas Württemberger Rotwein gönnte. »Gehn wir doch mal zu ihm rüber«, schlug er vor und deutete auf den Chinesen, den er den ganzen Abend bereits beobachtete. Von Markus hatte der Kriminalist erfahren, dass Ongu ebenfalls im Gruberhof übernachten würde. Häberle näherte sich ihm mit dem Glas in der Hand, worauf Linkohr mit seinem Pilsglas folgte.
    »Dürfen wir Ihnen ein bisschen Gesellschaft leisten?«, versuchte Häberle ein Gespräch in Gang zu bringen und lehnte sich an die Theke. Der Chinese sah die beiden Deutschen skeptisch an.
    »Ja, bitte, gern«, sagte er und drehte sich auf seinem Barhocker zu ihnen herüber. Der Kellner hinterm Tresen flirtete ein paar Meter weiter mit zwei Blondinen, wie Linkohr die Lage einschätzte.
    »Sie sind auch an Wasserski interessiert, hab ich mir heut schon sagen lassen«, wandte sich Häberle an Lio Ongu, der in einen dunklen Anzug geschlüpft war, während Häberle eine moosgrüne Freizeithose und einen weißen Pullover trug.
    »Ich versuche es, ja«, antwortete der Chinese mit einem Akzent, der sofort seine Herkunft verriet. Für einen kurzen Moment überlegte Häberle, ob er mit offenen Karten spielen sollte. Jetzt schien ihm die Atmosphäre ungezwungen genug, um ein offenes Gespräch zu führen. Außerdem sah es so aus, als sei tatsächlich niemand von den anderen aus der Rieder- oder Lambert-Clique in der Nähe.
    Häberle zog einen Barhocker her und ließ sich darauf nieder. Linkohr verschaffte sich auf die gleiche Weise einen Sitzplatz.
    »Herr Ongu«, lächelte Häberle sympathisch, »wir beide – mein Kollege Linkohr und ich – sind von der Kriminalpolizei und wir hätten gern mit Ihnen ein paar Dinge besprochen.«
    Aus Ongus Gesicht verschwand das immerwährende Lächeln. Er blickte von einem zum anderen und wusste offenbar nicht,

Weitere Kostenlose Bücher