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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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sind«, er blickte insbesondere auf den Geislinger Sander, der keine Miene verzog, »halten wir es für geboten, Sie über den Stand der Dinge zu informieren. Bekanntermaßen, so viel ist schon bis zu Ihnen durchgedrungen, hat es im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt im ICE und einem weiteren, in der Nacht zu gestern bekannt gewordenen Tötungsdelikt in einer alten Mühle bei Geislingen zwei Durchsuchungen gegeben.« Er beugte sich vor, um auch die Personen neben sich ansprechen zu können.
    »Herr Stock, der Pressesprecher der Polizeidirektion Göppingen, hat den bisherigen Stand der Ermittlungen in einer Mappe zusammengefasst, die wir Ihnen auf die Plätze gelegt haben«, fuhr er fort. »Die Durchsuchungen bei ›Donau Pharma AG‹ und ›Aspromedic‹ dürfen nicht Anlass zu Spekulationen dahin gehend geben, die jeweiligen Unternehmensleitungen hätten direkt etwas mit den Tötungsdelikten zu tun«, relativierte Ziegler das vorher Gesagte wieder. »Wenn ich von Zusammenhang spreche, dann meine ich dies als globale Feststellung.«
    Sander spielte demonstrativ mit seinem Kugelschreiber. Wenn er jetzt nach Ulm gefahren war, nur um allgemeine Formulierungen und ein Um-den-heißen-Brei-Herumgerede zu hören, dann würde er ganz schön sauer werden. Jetzt, an einem Sommerabend.
    Der Kameramann von ›Regio-TV‹ stellte seine Optik scharf, eine Volontärin eines privaten Radiosenders fingerte an ihrem Aufnahmegerät herum. Ein Journalist im Freizeitlook nagte ungeduldig an seinem Kugelschreiber. Der Mann, so schätzte Sander, kam gestresst von einem Boulevardblatt und würde jetzt gleich explodieren.
    »Wie wir Ihnen gestern berichtet haben«, fuhr Ziegler geduldig und als die Seriosität in Person fort, »hatten wir am Hauptbahnhof in Ulm ein verdächtiges Gepäckstück sicherstellen müssen, aus dem eine chemische Substanz gedrungen ist. Dieses Gepäckstück, ein Aktenkoffer, stammt, wie wir eindeutig wissen, von der Firma ›Donau Pharma AG‹.« Ziegler hatte gestern über den Inhalt und die Botschaft an Häberle nichts an die Öffentlichkeit dringen lassen, weshalb er auch jetzt um den heißen Brei herumreden musste. »Wir haben Erkenntnisse, die ich aus verständlichen Gründen nicht näher nennen möchte – ja, wir haben Erkenntnisse, dass wir es möglicherweise mit einem Fall zu tun haben, der sich im Bereich von Firmenspionage bewegt. Wir haben deshalb entsprechendes Akten- und Datenmaterial sichergestellt, das jetzt zunächst ausgewertet werden muss. Sie werden verstehen, dass dies angesichts der Komplexität des Falles einige Wochen in Anspruch nehmen wird. Eine Festnahme hat es nicht gegeben, doch haben wir eine Person zur vorläufigen Festnahme ausgeschrieben.«
    Ziegler erweckte den Anschein, damit alles gesagt zu haben. »Für kurze Nachfragen stehen wir Ihnen gern zu Verfügung.«
    Der Vertreter des Boulevardblatts hob die Hand und ergriff unaufgefordert das Wort: »Das kann jetzt aber nicht Ihr Ernst sein, Herr Ziegler. Ein paar konkrete Sätze sollten Sie schon sagen. Geht es denn tatsächlich, wie man so hört, um Giftgas, das die Firmen von Ulm aus in den Irak geliefert haben?«
    Sander staunte. Entweder hatte der Kollege Informationen, die völlig an ihm vorbeigegangen waren, oder er versuchte, den Leitenden Oberstaatsanwalt aus der Reserve zu locken.
    »Völlig absurd«, wehrte Ziegler ab. »Erlauben Sie mir die Bemerkung: Es ist absoluter Schwachsinn. Ich kann Ihnen versichern, wir haben es hier möglicherweise mit einem Fall von Firmenspionage zu tun – um Produkte, ja, wie soll ich es formulieren, um Neuprodukte, die für manche Kreise so verlockend sind, dass horrende Beträge dafür bezahlt werden.«
    »Dopingmittel«, gab Sander das Stichwort. Er war nicht mehr länger bereit, sich an der Nase herumführen zu lassen. In den vergangenen Tagen hatte er all seine Quellen angezapft, die er sich in den langen Jahren seiner journalistischen Tätigkeit im Großraum Ulm-Stuttgart erschlossen hatte. Und bei allem, was ihm seine Hinweisgeber angedeutet hatten, konnte es sich nur um neuartige Dopingmittel handeln – und zwar um solche, die sich bei den herkömmlichen Tests entweder gar nicht oder nur mit riesigem Aufwand nachweisen ließen. Der Kollege vom Boulevardblatt drehte sich zu ihm um.
    »Das sind Ihre Spekulationen«, erwiderte Ziegler leicht gereizt, aber ruhig. »Aber nehmen Sie bitte zur Kenntnis, dass wir erst am Anfang der Ermittlungen stehen. Es gibt eine Vielzahl von

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