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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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nicht immer gleich an etwas Böses denken. Sie wissen genauso gut wie ich: Frauen haben ganz andere Waffen.«
    »Und an wen denken Sie?«, blieb Häberle hartnäckig, während Linkohr noch immer in den Seitengang starrte und sein Gesicht jetzt zu einem Lächeln verzog.
    »Wie sie heißt, kann ich Ihnen nicht sagen. Fällt mir im Moment nicht ein. Aber sie hat Präparate einer Firma aus München im Angebot. Neue Vitaminprodukte, die gegen alle möglichen Wehwehchen helfen sollen.«
    »Sie kennen aber diese Firma?«, wollte der Kriminalist wissen, ohne seine Ungeduld zu zeigen.
    »›Medatavita‹ in München. Soll ich Ihnen die Adresse raussuchen?«, erwiderte der Pharmazeut, ohne eine Antwort abzuwarten. Er gab ein paar Daten in den PC ein, während Linkohr sich nun wieder Häberle zuwandte. Es sah ganz danach aus, als sei er erfolglos geblieben.
    Der Apotheker nannte einen Straßennamen und eine Telefonnummer und notierte beides auf einem Notizzettel, den er Häberle über den Verkaufstresen reichte.
    »Eine letzte Frage noch«, sagte der Chefermittler mit gedämpfter Stimme, während ein älterer Herr das Geschäft betrat, »wie haben Sie denn die Waffen dieser Frau zu spüren bekommen?« Häberle grinste.
    »Sie sollten das heiße ›Pferdchen‹ mal sehen.« Und er fügte leiser hinzu: »So ein persönlicher Vor-Ort-Termin kann doch nicht schaden.«
    Häberle antwortete nichts. Wahrscheinlich würde sich Linkohr opfern wollen, dachte er.
     
    Die Spurensicherung im Zug war inzwischen abgeschlossen. Als Häberle und Linkohr wieder bei der Sonderkommission eintrafen, fieberte ihnen Kollege Fludium bereits entgegen. »Wir haben die Kanone«, empfing er die beiden auf dem Flur. »In der Toilette im Abfallbehälter.«
    Häberle blieb stehen und nickte anerkennend. »Super. Und – was ist es für ein Ding?«
    Fludium eilte voraus in sein Büro und hielt einen verschlossenen Plastikbeutel hoch. »Hier – eine Walter PPK, Kaliber 7,65.«
    Der Chefermittler und Linkohr brauchten sie nicht näher zu begutachten. Sie kannten diesen Waffentyp, schließlich war diese Waffe früher von der Kriminalpolizei selbst benutzt worden. Fludium griff zu einem zweiten Beutel. »Und das haben wir auch gefunden.«
    Häberle erkannte sofort, worum es sich bei dem kleinen Rohr handelte, das etwa zwei Drittel so lang war wie die Pistole. »Ein Schalldämpfer«, stellte er fest, während sich Linkohr das Objekt genauer ansah.
    »Auch die Hülse ist da«, meinte Fludium und deutete auf einen weiteren Beutel, der auf seinem Schreibtisch lag. »Und das Projektil haben die Kollegen aus dem Sitzleder gepfriemelt. Wir schicken’s zum LKA.« Zwar bestand für die Ermittler keinerlei Zweifel, dass sie es mit der Tatwaffe zu tun hatten, doch mussten die Waffenexperten des Landeskriminalamts dies für die Juristen hieb- und stichfest per Gutachten darlegen. Vielleicht aber war mit einem Projektil aus dieser Waffe schon einmal ein Verbrechen verübt worden. Sollte dies zutreffen, waren die entsprechenden Daten gespeichert.
    Häberle hatte sich auf einen Stuhl gesetzt. »Dann scheint der Hergang ja wohl klar zu sein. Unser Täter hat sein Opfer aus allernächster Nähe erschossen. Schalldämpfer und Fahrgeräusche haben dafür gesorgt, dass keiner den Schuss gehört hat.«
    »Allerdings sind sich Täter und Opfer nicht gegenübergesessen«, konstatierte Fludium, der sich hinter seinem Schreibtisch niederließ. »Der Arzt hat nämlich bereits festgestellt, dass der Schusskanal nicht von vorn in die Brust führt, sondern von leicht schräg links.« Der Beamte stieß mit dem linken Zeigefinger gegen seine eigene Brust.
    Linkohr lehnte am Türrahmen. »Wir haben auch nie behauptet, Täter und Opfer seien sich Auge in Auge gegenübergesessen. Dass man sich versetzt gegenübersitzt, ist sogar eher wahrscheinlich – so kann man die Beine besser ausstrecken.«
    Häberle nickte. »Denkbar wäre aber auch, dass der Täter von der Tür aus geschossen hat.«
    »Im Moment wissen wir noch nicht, ob unser Opfer allein in dem Vierpersonenabteil gesessen ist. Es hat wohl ab Ulm eine Reservierung für alle vier Plätze gegeben – zumindest hat uns dies der Schaffner berichtet. Aber ob die auch belegt wurden, weiß er nicht. Er sei noch nicht durch den ganzen Zug gegangen.«
    »Und wer die anderen Tickets gebucht hat, kriegen wir raus, oder?«, fragte Linkohr eifrig.
    Fludium zuckte mit den Schultern. »Da wird nichts namentlich registriert. Wir probieren es aber mal

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