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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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eines Tages auch nach Deutschland.«
    »Danke Ihnen für das Gespräch«, sagte Häberle, steckte das Papier mit dem Foto wieder ein und erhob sich. »Ich kann mir vorstellen, dass Sie es nicht immer mit angenehmen Zeitgenossen zu tun haben«, fügte er beiläufig an.
    Auch Mirka und Linkohr standen auf.
    Der Mediziner vergrub die Hände in der Jeans. »Dieses Los teilen wir uns wahrscheinlich«, lächelte er. »Man muss die Menschen halt nehmen, wie sie sind. Immer schön geduldig sein und sich nicht aufregen. Das ist in unserem Alter nicht gut.«
    »Gibt’s denn auch manchmal unliebsame Vorfälle – ich meine: Menschen, die Ihnen nicht so wohlgesonnen sind?«
    »Meinen Sie das jetzt im Zusammenhang mit dem Mann auf dem Foto?«
    Häberle schüttelte langsam den Kopf. »Nicht im Besonderen – nein, ist nur so eine Frage, die uns Kriminalisten immer beschäftigt.«
    »Wie ich Ihnen sagte«, erwiderte Mirka, während sich hinter ihm nun auch die junge Frau erhob und mit verschränkten Armen an die Schreibtischkante lehnte. »Man kann nicht alle Menschen mögen – mich mögen ja auch nicht alle. Auch zwischen Doktor und Patient gibt es Sympathien und Antipathien.«
    »Es gibt auch niemanden, der – sagen wir mal – privat etwas gegen Sie hätte?«, machte Häberle weiter und ließ es so klingen, als sei dies eine eher beiläufige Frage.
    »Sie meinen Feinde oder Neider – oder vielleicht eine Weibergeschichte?« Seine Gesichtszüge deuteten wieder ein Lächeln an.
    »Zum Beispiel«, entgegnete der Chefermittler. »Ja – oder jemand, der Sie … ja, der Sie vielleicht erpresst.«
    Mirka schluckte. »Erpresst?« Das Wort allein schon schien ihm absurd zu sein. »Wie kommen Sie denn auf so etwas?«
    »Nur so. Entschuldigen Sie. Manchmal schießen wir Kriminalisten auch übers Ziel hinaus.«
    Er reichte dem Arzt die Hand, verabschiedete sich von ihm und Gracia und verließ zusammen mit Linkohr die Praxis.
    »Den haben Sie mit Ihrer letzten Frage ganz schön irritiert«, stellte Linkohr im Treppenhaus fest.
    »Hatten Sie diesen Eindruck?«
    »Irgendwie schon. Und auch die hübsche kleine Ärztin aus Sofia hat Sie ganz erstaunt angehimmelt.«
    »Erstaunt angehimmelt«, wiederholte Häberle, während sie unten an der Tür ankamen. »Was nun jetzt – erstaunt oder angehimmelt?«
    Linkohr hielt seinem Chef die Tür auf und sah ihn grinsend an. »Erstaunt vielleicht, weil Sie es gewagt haben, solche Fragen zu stellen. Tja, und angehimmelt, weil sie vielleicht auf ältere Semester steht.«
    Häberle blieb stehen. »Nun seien Sie mal bloß nicht neidisch – nur weil das junge Ding Sie keines Blickes gewürdigt hat. Im Übrigen haben Sie doch eine Freundin, oder ist das auch schon wieder vorbei?«
    Linkohr erwiderte nichts.

8
    Der Mann, der seinen hellen Sommermantel auf den Rücksitz des schwarzen BMW gelegt hatte, schwitzte. In seinen Halbschuhen spürte er Schmutz und Steinchen. Seine Hände waren mit Walderde behaftet, aus zwei Wunden drang Blut. Der junge Chauffeur hatte ihn am Ortsrand von Hofstett am Steig aufgenommen, und dann waren sie über die kleinen Sträßchen der Hochfläche der Schwäbischen Alb im weiten Bogen auf Ulm zugefahren. Soeben erreichten sie Langenau, dieses Städtchen am Rande des weitläufigen Donaurieds. Sie hatten fast eine halbe Stunde schweigend verbracht. Erst jetzt, nachdem über das in der Halterung steckende Handy ein Gespräch gekommen war, das der Chauffeur abgewickelt hatte, gelang es dem Mann auf dem Beifahrersitz wieder, einen klaren Gedanken zu fassen. Der Fahrer versuchte, eine Konversation in Gang zu bringen. »Ganz schön Stress gehabt, was?«
    Der Angesprochene holte tief Luft. »Stress ist vornehm ausgedrückt. Scheiße würd’ ich sagen – auf der ganzen Linie Scheiße.« Nach einer kurzen Pause, während der sie die schmale Ortsdurchfahrt des Städtchens passierten, fügte er hinzu: »Und wohin fahren wir?«
    »Zum Bahnhof nach Ulm.«
    »Auf solchen Umwegen?«
    »Sicher ist sicher«, gab der Chauffeur zurück. »Wir wollen doch nicht den Bullen in die Quere kommen.«
    »Und was sollen wir am Ulmer Bahnhof?«
    »Der Chef hat gesagt, Sie fahren runter nach Kiefersfelden. Der nächste Zug geht um 11.55 Uhr – eine Verbindung über München und Kufstein. Kurz vor drei sind Sie in Kiefersfelden.«
    Der Mann auf dem Beifahrersitz drehte seinen Kopf zum Fahrer. »Und was sagen wir meiner Frau?«
    »Rufen Sie sie an und sagen Sie ihr, Sie hätten umdisponieren müssen und seien

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