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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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hat überhaupt nichts mit mir zu tun.«
    »Ist mir klar«, beruhigte Linkohr. »Ist auch nur zum Verständnis. Wie groß sind denn solche Pakete?«
    »Nicht sehr groß«, erwiderte sie und bedeckte, wie Linkohr zur Kenntnis nahm, mit ihrem Aktenkoffer den weitaus größeren Teil ihrer Schenkel, über den das Kleidchen nicht hinwegreichte. »Bisschen größer als Schuhkartons, würd’ ich sagen. Wieso ist das von Interesse?«
    »Eigentlich unwichtig«, wiegelte Linkohr ab. »Aber wir wollen uns halt von allem ein Bild verschaffen.«
    Sie sah ihn zweifelnd an und stand auf. Der Saum des Kleidchens war jetzt auf Augenhöhe des sitzenden Linkohr.
     
    Häberle hatte an diesem Vormittag noch mal Gracia vernommen. Sie war zum vereinbarten Termin erschienen und noch einmal geduldig auf die Fragen eingegangen. Neues wusste sie jedoch nicht zu berichten, sodass das Protokoll bereits nach einer Stunde fertig war und sie wieder zurück in die Hautarztpraxis gehen konnte.
    Als auch Linkohr seine Besucherin zum Ausgang gebracht und ihr noch kurz nachgeschaut hatte, wie sie in ihrem Minikleidchen ins herbeigerufene Taxi gestiegen war, trafen sich die Kriminalisten zu einer kurzen Besprechung im Lehrsaal, wo sich die Mitglieder der Sonderkommission teilweise auf Schreibtische hockten oder an die Simse geöffneter Fenster lehnten. Linkohr berichtete kurz über sein Gespräch mit Ulrike Steinmeier und musste sich dazu einige Sticheleien der Kollegen anhören, aus denen der pure Neid sprach. »Sie hat zumindest berufliche Beziehungen in unseren Raum«, konstatierte er. »Sie besucht hier Apotheken – und sie nimmt an Meetings von ›Donau Pharma AG‹ teil. Und was mich einigermaßen stutzig gemacht hat, war ihre seltsame Reaktion auf die Frage, ob sie den Plaschke kennt.«
    Ein jüngerer Kollege aus den hinteren Reihen merkte sogleich süffisant an: »Das ist doch ein Grund, die Dame ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen.«
    »Werden wir tun«, pflichtete ihm Häberle grinsend bei. »Schließlich scheint das ›Pferdchen‹ auch in unseren südlichen Nachbarländern herumzugaloppieren, zumindest in Österreich, wie Herr Linkohr erfahren hat. Im Süden ist Kollege Fludium ein Stück weitergekommen.« Er deutete auf den unfrisierten Beamten, der es sich hinter einem mit Akten vollbeladenen Schreibtisch gemütlich gemacht hatte.
    »So ist es«, meldete er sich zu Wort und schlug die Beine übereinander. »Ich hab mit ›Etschrent‹ gesprochen, dieser Autovermietung in Bozen. Sie sagen, der Wagen sei von einer Frau angemietet worden – schon vor einer Woche und für die Dauer von …« Er beugte sich zu seinen unzähligen handschriftlichen Aufzeichnungen, »… von insgesamt zwei Wochen. Von einer Deutschen, die aber einen Wohnsitz in Lana habe. Liegt zwischen Meran und Bozen – tolle Gegend zum ›Törggelen‹, falls jemand hier weiß, was das ist.« Er grinste in die Runde. Zumindest die älteren Semester vermochten mit diesem Begriff etwas anzufangen: ›Törggelen‹ nannte man in Südtirol die Zeit des neuen Weins. Ganze Omnibusflotten kutschierten im Herbst Kegelklubs und andere fröhliche Kurzreisende in die milden Täler von Etsch und Eisack, wo nicht nur prächtige Äpfel heranreiften, sondern auch Reben.
    »Und wie heißt die Dame? Müssen wir sie kennen?«, wollte der ebenfalls herbeigeeilte Leiter der Kriminalaußenstelle Rudolf Schmittke schnell wissen.
    »Sie hört auf den schönen Namen Ringeltaube, Sylvia Ringeltaube«, antwortete Fludium und sah sich gespannt um, ob es von irgendeiner Seite eine Reaktion gab. Doch niemandem war eine Frau Ringeltaube ein Begriff.
    »Wenn sie Deutsche ist«, ergriff einer das Wort, »dann muss sie doch ihre Anschrift angegeben haben.«
    »Hat sie aber nicht. Nur ihre Wohnung in Lana. Find ich zwar auch seltsam, aber wahrscheinlich handelt es sich bei der Autovermietung auch nicht gerade um den pingeligsten Betrieb, was den Papierkram anbelangt.«
    Häberle sah es ähnlich: »Wir werden das checken.« Er wandte sich an zwei andere Beamte: »Ihr habt das Handy unseres Toten aus dem Zug prüfen lassen?«
    »Ja«, bestätigte einer von ihnen. »Den Namen, auf den es angemeldet ist, hatten wir ja schon. Ein Chinese mit Arbeitserlaubnis in Naturns. Verschont mich jetzt davor, den Namen entziffern zu müssen. Der Knabe ist aber nicht auffindbar. Er hat an der angegebenen Adresse offensichtlich keinen Festnetzanschluss.« Der Beamte deutete mit dem Finger auf ein Blatt Papier. »Aber

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