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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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genau umhören, Herr Linkohr, dann sind Reisen solcher Art in bestimmten Branchen und Einrichtungen durchaus üblich. Ich kenn Hochschulprofessoren, die auch mal schnell nach Peking gereist sind, um angeblich eine wissenschaftliche Verbindung aufzubauen. Das ist doch nicht verboten.«
    »Sicher nicht. Bei den Apothekern tun Sie sich vermutlich leichter. Die verkaufen schließlich auch Artikel, die nicht verschreibungspflichtig sind.«
    »Das ist nichts anderes als bei normalen Einzelhändlern. Sie müssen als Vertreter den Geschäftsbesitzer oder Einkäufer von der Qualität Ihrer Ware überzeugen – und natürlich, das ist ganz legitim, mit Rabatten und Prozenten locken. Klar, keine Frage.«
    »Und auch, sagen wir mal, ein bisschen Druck machen.«
    »Druck«, wiederholte sie mit gewisser Abscheu. »Was heißt Druck? Im Geschäftsleben zählt der Erfolg. Zählen Umsatz und Bilanzen.«
    »Und wenn es mal nicht so läuft«, Linkohr suchte schnell nach passenden Formulierungen, »dann ist persönlicher Einsatz gefordert?«
    »Der ist immer gefordert. Was verstehen Sie unter ›persönlichem Einsatz‹?«
    »Na ja, über das Übliche hinaus. Überstunden, was weiß ich. Auch mal Einladung zu einem Arbeitsessen.«
    Sie zögerte. »Persönlicher Kontakt ist immer wichtig, Herr Linkohr«, sagte sie mit leicht zynischem Blick und eine Augenbraue hebend. »Deshalb haben Sie mich doch auch einbestellt, oder sehe ich das falsch?«
    Linkohr wurde verlegen. Erwartete sie jetzt, dass er sagte, ja, er habe sie mal sehen wollen? Diese Frau, die genau dem Bild entsprach, das er sich gestern nach dem Gespräch mit dem Apotheker gemacht hatte? Säße sie ihm nicht dienstlich gegenüber, wären ihm längst andere Gesprächsthemen eingefallen. Doch er würde den Teufel tun, sich jetzt auf etwas einzulassen. Der Fall war ja schließlich irgendwann auch mal abgeschlossen.
    »Ein persönliches Gespräch ist immer besser als ein Telefonat«, fiel ihm zu der provokanten Frage nur ein. »Das Geschäft ist also hart geworden«, versuchte er wieder zum Thema zurückzukehren. »Das heißt doch, dass es auch Kollegen gibt, die sicher mal übers Ziel hinausschießen.« Ihm war plötzlich die Idee gekommen, die Fragen allgemein zu halten. Dann würde sie sich nicht gleich wieder angegriffen fühlen.
    »Das gibt es in jeder Branche. Bei der Polizei nicht?«
    »Mag sein«, räumte Linkohr ein. »Aber im Falle Ihrer Branche könnte es bedeuten, dass sich auch harte Konkurrenzkämpfe zwischen den Kollegen entwickeln. Man erfährt vielleicht etwas vom einen oder anderen, was leicht die Grenze der Legalität überschreitet – und hat damit möglicherweise einen Trumpf in der Hand.«
    »Einen Trumpf über wen?«
    »Trumpf über einen Vertreterkollegen. Sprich: um ihn auszubooten.«
    »Zu erpressen«, nannte sie das Kind beim Namen.
    »Erpressen oder schlechtmachen, egal – es ist an vieles zu denken.«
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Herr Linkohr. Der Tote im Zug ist ein Kollege von mir und irgendein Konkurrent hat ihn umgebracht, stimmt’s?« Sie legte die Arme jetzt auf die Lehnen und gab sich betont entspannt.
    »Das wäre eine von vielen Theorien«, räumte der Kriminalist ein. »Leider haben wir den Toten noch immer nicht identifiziert. Wir wissen nur anhand seiner Notizen, dass er’s mit Apothekern und Ärzten zu tun hatte. Es könnte natürlich auch ganz anders sein. Vielleicht hat er etwas gewusst, das anderen hätte gefährlich werden können.«
    »Zum Beispiel?«
    »Nun«, Linkohr suchte nach den passenden Worten, um vorsichtig zu formulieren, was ihm plötzlich durch den Kopf ging. »Die Pharmabranche ist erst jüngst in die Schlagzeilen geraten. Ich sag bloß: Radsport. Doping und so.«
    Frau Steinmeier verzog ihr Gesicht zu einem gequälten Lächeln. »Klingt das nicht ein bisschen zu sehr nach einer Räuberpistole?«
    »Solange wir keine Anhaltspunkte zu einem konkreten Sachverhalt haben, müssen wir jede Variante durchspielen.«
    »Aber sehr hilfreich war ich jetzt sicher nicht«, stellte sie selbstzufrieden fest und ließ durchblicken, dass sie das Gespräch für beendet hielt.
    Doch Linkohr blieb gelassen. »Diese ›Donau Pharma AG‹, von der Sie vorhin gesprochen haben – wie eng sind Ihre Kontakte dorthin?«
    »Weshalb interessiert Sie das?«
    »Weil es der uns am nächsten liegende Betrieb ist, nur deshalb.«
    »Ich hab zwei, drei Produkte von ihm im Angebot«, erklärte sie. »Aber leben könnt’ ich davon nicht, falls

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