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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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zweidimensional sehen.« Und er hatte etwas hinzugefügt, woran sie seither oft denken musste: »Dabei sollte der Mensch froh sein, wenigstens seine drei Dimensionen zu begreifen – wo wir doch alle nicht wissen, ob es nicht noch viel mehr gibt.« Seit er es einmal beruflich mit Einsteins Relativitätstheorie zu tun gehabt hatte, ließen ihn Fragen dieser Art nicht mehr los.
    Als er kurz vor halb zwei eintraf und sich noch schnell unter die Dusche stellte, hatte Susanne ihm seinen kleinen Reisekoffer bereits gepackt. Auf ihre Frage, wann er denn wieder zurück sein wolle, zuckte er mit den Schultern. »Ich hoffe, bis zum Wochenende.« Er schilderte kurz den aktuellen Stand der Ermittlungen und dass er zunächst am Rasthaus Irschenberg vorbeischauen und dann über die Inntal- und Brennerautobahn nach Bozen fahren werde. Je nachdem, was ihm bis dahin die Sonderkommission berichte, werde er auch noch Zwischenstopp in Kiefersfelden einlegen. »Ich halt dich auf dem Laufenden«, versprach er, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und warf den Koffer auf den Rücksitz des Audis.
    Kaum war er in die Bundesstraße 10 in Richtung Ulm eingebogen, meldete sich das Handy, das in der Freisprecheinrichtung steckte. Es war Linkohr, der aufgeregt das Neueste berichtete.
    »Die Kollegen der Autobahnpolizeistation Holzkirchen haben den Mercedes am Irschenberg gefunden und das Kennzeichen überprüft. Jetzt halten Sie sich fest, Chef, wem das Auto gehört.«
    »Ich bin gespannt«, räumte Häberle ein, während er auf einen ukrainischen Sattelzug aufschloss, der aus vollen Auspuffrohren Abgase und Feinstaub verteilte.
    »›Donau Pharma AG‹«, kam es aus dem Lautsprecher. »Da zieht sich was zusammen.«
    Der Chefermittler konnte seine Überraschung nicht verbergen.
    »Unglaublich«, staunte er. »Dann knüpft euch sofort den verantwortlichen Geschäftsführer vor. Hat er denn sein Auto als gestohlen gemeldet?«
    »Soweit wir wissen, nein.«
    »Haben die Kollegen den Wagen geöffnet?«
    »Nein. Sie fragen, was sie tun sollen.«
    »Warten. Ich bin in spätestens zwei Stunden dort.«
    Häberle trat aufs Gaspedal, um den Lkw an einer vierspurigen Stelle zu überholen. Bis München waren es rund 160 Kilometer und bis zum Irschenberg sicher noch mal 40.
    »Sagt dem Staatsanwalt in Bozen Bescheid, dass ich mich möglicherweise ein bisschen verspäte«, bat er und hatte das Gefühl, dass die nächsten Tage turbulent werden könnten. Und sein Gefühl hatte ihn selten getrogen. Dann fügte er hinzu: »Und gebt mir sofort Bescheid, wenn sich Neues ergibt.« Er wollte bereits das Gespräch beenden, als ihm noch etwas einfiel: »Ach, Herr Linkohr, irgendjemand sollte sich noch mal mit den Zeugen aus dem ICE in Verbindung setzen. Vielleicht kann das Fludium machen. Ich will genau wissen, wie sich das abgespielt hat. Vor allem, ob jemand konkret gesehen hat, ob der Tote allein da dringesessen ist oder wie viele weitere Personen bei ihm waren. Bestellt die Zeugen, wenn es sein muss, noch mal ein.«
    »Haben Sie denn …« Linkohr überlegte, wie er es formulieren sollte. »Haben Sie denn eine neue Idee?«
    Obwohl es inzwischen nur noch zwei Fahrspuren gab, zog Häberle an einem weiteren Lkw vorbei, musste sich aber insgeheim eingestehen, dass das angesichts eines nahenden Lieferwagens ziemlich leichtsinnig war. Der Fahrer betätigte die Lichthupe.
    »Nein, keine neue Idee«, gab Häberle zurück. Telefonieren während der Fahrt lenkte in der Tat ab, stellte er fest. »Ich will nur nicht, dass wir im Eifer des Gefechts gestern etwas übersehen haben.«
    »Sie glauben doch nicht etwa …?«
    »Glauben heißt immer nicht wissen. Mir wäre nur sehr daran gelegen, wenn wir diesen Augenblick, kurz bevor die Notbremse gezogen wurde, bis ins letzte Detail rekonstruieren könnten. Da gibt es ja jede Menge Aussagen, die wir protokolliert haben. Geht sie bitte noch mal durch – vor allem im Hinblick darauf, wer wen wann in diesem besagten Waggon gesehen hat.«
    »Okay, ich werd’ mich drum kümmern.«
    »Und dann ist da noch etwas. Wenn ich mich richtig entsinne, haben wir die Telefonverbindungen des Toten doch aufgelistet gekriegt – von diesem Handy, das auf den Chinesen zugelassen ist.«
    »Haben wir, ja, aber es sind ja nur ein paar unwichtige gewesen, wie wir meinen.«
    »Aber er hat doch noch gestern früh vom Ulmer Bahnsteig aus telefoniert – entsinnen Sie sich nicht?« Häberle blieb jetzt in der Lkw-Kolonne.
    »Ja, natürlich. Jetzt, wo Sie das

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