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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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können wir uns gar nicht vorstellen, was in bestimmten Kreisen eingenommen wird!«
    »Da will ich Ihnen gar nicht widersprechen. Davon bleibt kein Bereich verschont – nicht das Management und nicht die Olympiade.«
    Linkohr fiel plötzlich etwas ein. »Dieses Präparat von der Frau Steinmeier – welcher Pharmakonzern steckt dahinter?«
    »›Donau Pharma AG‹.«
    Linkohr konnte sich seinen Lieblingsausspruch verkneifen. Er ließ sich die Überraschung nicht anmerken, sondern kam auf einen anderen Punkt zu sprechen. »Sie haben vorhin erzählt, dass Sie mit ihr beim Essen waren. Darf ich fragen, ob sie Ihnen Angebote gemacht hat?«
    »Angebote?« Wieder das spitzbübische Lachen. »Sie meinen, ob sie versucht hat, mich zu bestechen?«
    »So hart wollte ich das nicht ausdrücken. Aber ich denk, dass es sich doch um eine Art Arbeitsessen gehandelt hat.«
    »Na ja«, er wurde leiser und beugte sich leicht über den Tresen zu Linkohr hinüber, »es werden da schon Versuche unternommen. Frau Steinmeier hat etwas von einem Gewinnspiel unter den Apothekern gefaselt, bei dem es ein Infowochenende zu gewinnen gebe, eine Art Wellnessaufenthalt. Auf Kosten von ›Donau Pharma AG‹.«
    »Ein Gewinnspiel?«
    »Ja, damit soll wohl gleich gar nicht der Verdacht aufkommen, es handle sich um einen Bestechungsversuch.« Der Apotheker grinste vielsagend. »Man weiß ja schließlich nie, wie dies dann ausgelost wird.«
    »Und wo sollte das Infowochenende stattfinden?«
    »Ich weiß nicht mehr so genau. Es war für mich uninteressant. Ich spiel bei solchem Schwachsinn nicht mit. Aber wenn ich’s richtig weiß, in Kufstein oder Kiefersfelden, irgendwo da unten an der Grenze. Irgendetwas mit Wasserskilauf oder so ähnlich.«
    Linkohr musste seinen Ausdruck allergrößten Erstaunens erneut zurückhalten und wechselte das Thema: »Noch was anderes. Der Hautarzt über Ihnen hat eine junge Ärztin in der Praxis. Kennen Sie sie?«
    »Hübsches Ding, Gracia«, erwiderte der Apotheker spontan, »aber ein bisschen schweigsam.«
    »Haben Sie mal mit ihr gesprochen?«
    »Nicht mehr als ›hallo‹ und den üblichen Small Talk, wenn man sich auf dem Parkdeck oben trifft.«
    »Ist Ihnen in letzter Zeit jemand aufgefallen, der sich hier im Gebäude verdächtig gemacht hat?«
    »Verdächtig?« Der Apotheker blickte sich um, als beziehe sich die Frage auf sein Geschäft. Inzwischen waren alle Kunden gegangen und die Assistentinnen wieder in den hinteren Räumen verschwunden. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Also, ob Ihnen jemand aufgefallen ist – durch sein Verhalten.«
    »Nein. Wissen Sie, hier gehen tagtäglich Hunderte Menschen ein und aus«, er deutete zum Eingangsbereich des ›Sonne-Centers‹, »da gibt es natürlich auch seltsame Typen. Aber mir wär’ da in letzter Zeit niemand aufgefallen. Und unser Freund Atan ist auch nicht mehr da.«
    Atan, ja, dachte Linkohr, der Dauerarbeitslose mit Ledermäntelchen und Hut, der regelmäßig meist ›Bild-Zeitung‹ lesend und eine Bierdose haltend an der Rolltreppe gestanden hatte und gelegentlich einen giftigen Kommentar gegen die Politik abgegeben hatte, hatte es vorgezogen, Richtung Mecklenburg-Vorpommern abzuziehen, wo die Sozialwohnungen seiner Ansicht nach größer und die Sozialämter großzügiger seien.
    »Es ist auch nie einer aufgetaucht, der sich als eine Art Geheimpolizist bezeichnet hat?«, hakte Linkohr nach.
    Der Apotheker kratzte sich am Schnurrbart. »Was soll denn das sein – ein Geheimpolizist?«
    Linkohr zuckte mit den Schultern. »Und einen Bastian Plaschke kennen Sie auch nicht?«
    »Plaschke – Bastian?« Der Pharmazeut wurde misstrauisch. »Ne, keine Ahnung.«

17
    Linkohr hatte sich um 14.30 Uhr in der Chefetage der ›Donau Pharma AG‹ angemeldet, was dort offenbar nicht sonderlich begeistert aufgenommen wurde. Nachdem er an einer Imbissbude noch schnell eine Rote Wurst verdrückt und eine Cola getrunken hatte, kam er pünktlich bei dem Unternehmen an. Er stellte den Dienstwagen auf dem Besucherparkplatz ab, wies sich bei der gestrengen Dame am Empfang aus und wurde schließlich von einer strahlenden Sekretärin, Mitte 30, abgeholt. Ihre Freundlichkeit sprang sofort auf Linkohr über, der kurz an all die Frauen dachte, die ihm in den letzten Stunden begegnet waren. Die Assistentin in der Apotheke, die Ärztin Gracia und Ulrike Steinmeier. Er versuchte, sie in eine Rangliste einzuordnen, und bemerkte, wie seine Gedanken abschweiften. Diese Frau, die jetzt vor ihm

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