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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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sagen. Der Zeuge Probost hat das gesagt.«
    »Eben«, gab Häberle zurück und beendete das Gespräch.
     
    »Weshalb sind Sie gestern so schnell auf Frau Steinmeier gekommen?«, kam Linkohr gleich zur Sache, als er dem Apotheker gegenüberstand. Die beiden Männer waren am Verkaufstresen zur Seite gerückt, um den Kundenverkehr nicht zu beeinträchtigen. Der Pharmazeut sah den Kriminalisten über die randlose Brille hinweg an und grinste süffisant. »Na, haben Sie die Dame schon einbestellt?«
    Linkohr verkniff sich eine Bemerkung, erkannte aber sofort, dass die junge Assistentin von gestern auch wieder da war.
    »Ich hab heut Vormittag mit Frau Steinmeier gesprochen«, stellte Linkohr sachlich fest und vergrub die Hände in den Taschen seiner Freizeitjacke. »Ein interessantes Gespräch. Sie hat uns ein paar Einblicke in die Branche gegeben.«
    »Hat sie auch gesagt, mit welchen Mitteln gekämpft wird?« Das Gesicht des Apothekers verriet wieder spitzbübische Hintergedanken.
    »Andeutungsweise, ja. Aber – wenn ich das so sagen darf – uns würde interessieren, weshalb Sie gerade auf sie gekommen sind.« Linkohr riskierte einen Blick zu der Assistentin, die gerade eine Schublade herauszog und ein Medikament suchte.
    »Sie ist mir spontan eingefallen, ehrlich«, versicherte der Braungebrannte, »das ist doch verständlich, oder?« Er lachte plötzlich schallend, womit er die Aufmerksamkeit der inzwischen fünf wartenden Kunden auf sich zog. Mit gedämpfter Stimme fuhr er fort: »Vor drei Wochen hat sie mich zum Essen eingeladen.« Er grinste wieder. »Wir sind runter zum Kono …« Linkohr wusste Bescheid – es war der Italiener. »War mir fast ein bisschen peinlich, wie das Weibsbild angezogen war.«
    »So?«, gab sich der junge Kriminalist interessiert, obwohl er sich das Bild durchaus vorstellen konnte.
    »Hotpants, Stöckelschuhe, enges Top. Ich sag Ihnen – und dies in der Kleinstadt, mittags um zwölf.« Seine Stimme klang nicht gerade empört, befand Linkohr und lächelte, wie dies Männer in solchen Fällen zu tun pflegen.
    »Ihr war wohl daran gelegen, ein paar Produkte mehr zu verkaufen«, wurde der Apotheker wieder sachlicher. »Allerdings nicht von ihren Vitaminpräparaten, sondern von irgendwelchen neuartigen Aufputschmitteln, die rezeptfrei zu kriegen sind. Ich halt nicht viel davon, um ehrlich zu sein.«
    »Aufputschmittel«, wiederholte Linkohr leise. »In welche Richtung?«
    »Irgendetwas, das dem Stress entgegenwirkt und die Leistungsfähigkeit kurzfristig puscht. Insbesondere etwas für die Abendstunden und die Nacht. Für Schichtarbeiter oder für alle, die bis zum Abend arbeiten müssen.«
    »Und das ist was Neues?«
    »Behauptet sie, ja. Aber wenn Sie sich auf dem Markt umblicken, da gibt es unzählige Präparate – hab ich Ihnen ja bereits gesagt.« Er deutete auf seine Regale und bot Linkohr die Gelegenheit, noch mal unauffällig zu der Assistentin zu schielen. Doch die war mit einem Kunden beschäftigt und schien die schmachtenden Blicke nicht zu bemerken.
    »Früher«, so fuhr der Apotheker fort, »da hat man den Leuten empfohlen, eine Tasse starken Kaffee zu trinken. Jetzt muss es Chemie sein.«
    »Das braucht Ihnen aber doch nicht unrecht zu sein.«
    Sein Gegenüber verzog das Gesicht wieder zu einem verschmitzten Lächeln und antwortete mit entwaffnender Ehrlichkeit: »Der Apotheker muss auch leben.«
    »Wie lange ist das Präparat schon im Handel, das Frau Steinmeier Ihnen angeboten hat?«
    »Das soll erst kommen. Vermutlich nächsten Monat.«
    Linkohr dachte nach. »Wenn das speziell für Schichtarbeiter gedacht ist …«
    Der Apotheker unterbrach ihn: »Nicht nur, auch für alle, die abends länger arbeiten müssen, hab ich gesagt. Überlegen Sie doch, wie viele Menschen inzwischen bis 22 oder 24 Uhr arbeiten müssen. Im Einzelhandel, an Tankstellen oder was weiß ich sonst noch! Alles zieht sich in den Abend hinein. Für die einen ist es ein Event, wie man heutzutage sagt, für die anderen aber Stress und Hektik. Ich bin froh, wenn ich meine Bereitschaftswoche hinter mir hab.«
    »Eine Art Selbstdoping also«, stellte Linkohr fest.
    »Ja, so kann man es bezeichnen.« Er verzog das Gesicht zu einem spöttischen Lächeln. »Warum soll der Normalmensch nicht machen, was viele Spitzensportler schon getan haben? Ich sage nur: Tour de France.«
    Linkohr nickte und riskierte erneut einen Blick zu der Assistentin, doch die schien gegen seine Sehnsüchte immun zu sein. »Wahrscheinlich

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