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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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er nie vergessen hatte: »Sei von Anfang an zu allen Menschen höflich und nett, egal welcher sozialen Schicht sie angehören, und du wirst sehen, dass sich das auszahlt.« Rieder schien davon nichts zu wissen. Er war längst in höheren Gefilden, wie viele seines Kalibers, und hatte zu einem Höhenflug angesetzt, ohne zu berücksichtigen, dass er auch mal wieder landen musste. Doch viele von dieser Sorte, dachte Linkohr, schienen all ihren Treibstoff nur für den Aufstieg zu nutzen – um dann jäh und ohne Fallschirm auf den harten Boden der Realität zurückkehren zu müssen.
    »Wer hat Herrn Plaschke dann beauftragt?«
    »Die Disposition«, kam es kühl zurück.
    »Wie muss man sich die Aufträge vorstellen?«
    »Herr Plaschke war, wie ich bereits sagte, nur im nahen Umkreis unterwegs. So werden Apotheken beliefert. Ich weiß nicht, ob Sie das System kennen. Gewisse Medikamente müssen innerhalb von Stunden ausgeliefert sein.«
    »Und dies geschieht von hier aus? Ich mein, es gibt da kein Zwischenlager oder so etwas Ähnliches.«
    »Nicht für den Nahbereich. Warum sollten wir da noch ein Zwischenlager einrichten?« Rieder lehnte sich auf dem mit weißem Leder bezogenen Stuhl zurück.
    »War nur eine Verständnisfrage. Nun ist aber Ihr Lieferwagen wohl verschwunden.«
    »Wenn Sie das so sagen, wird es wohl so sein. Uns hat ihn Plaschke jedenfalls nicht zurückgebracht.«
    »Seit wann konnte er denn über das Fahrzeug verfügen?«
    »Ich hab mir das raussuchen lassen, nachdem der Grund Ihres Kommens angekündigt wurde«, erklärte Rieder. »Den Aufzeichnungen unserer Disposition zufolge hat er ihn am Dienstagmittag mitgenommen – um 17 Apotheken zu beliefern.«
    »Und seither hat er sich nicht mehr gemeldet?«
    »Nein. Wir hätten uns heute um die Sache gekümmert.«
    »Aber ausgeliefert hat er am Dienstag alles?«
    »Soweit wir dies nachprüfen konnten, ja. Er hätte den Wagen spätestens gestern Mittag zurückbringen sollen.«
    »Wie hat er sich selbst bewegt – wie ist er von seinem Wohnort Nellingen zu Ihnen gekommen?«
    »Keine Ahnung. Das entzieht sich meiner Kenntnis und liegt auch nicht in unserer Verantwortung.«
    »Lässt sich feststellen, welcher Art die Medikamente waren, die Herr Plaschke transportiert hat?« Linkohr bemerkte, dass sich auf Rieders Stirn feine Schweißperlen bildeten. Es war schwül im Raum.
    »Natürlich kann man das feststellen. Aber es war das Übliche – nichts Außergewöhnliches. Auch keine rauschgifthaltigen Substanzen, falls Sie das meinen.«
    »Auch keine neuartigen Medikamente?«
    »Neuartige?«, staunte der Firmenchef. »Ich versteh nicht, was Sie meinen.«
    »Neuentwicklungen«, stellte der Kriminalist klar. »Ich könnt’ mir denken, dass die Konkurrenz an so etwas interessiert sein könnte.«
    »Ach so, Sie meinen Werkspionage und so.« Über Rieders Gesicht huschte die Andeutung eines Lächelns. »Wenn Medikamente ihre Zulassung durchlaufen haben und in der Massenproduktion sind – ich bitt Sie, Herr Linkohr –, dann ist das für die Konkurrenz kalter Kaffee. Was Herr Plaschke ausgefahren hat, sind handelsübliche Medikamente.«
    Linkohr nickte. »War ja nur so eine Frage.« Dann wechselte er das Thema. »Herr Plaschke war aber zuverlässig – oder gab es auch mal Unregelmäßigkeiten?«
    »Unregelmäßigkeiten.« Rieder lehnte sich zurück und sah zum Fenster hinüber. »Auch darüber hab ich mich bereits informiert. Unsere Fahrbereitschaft hat festgestellt, dass mit dem Kombi, den Herr Plaschke benutzt hat, relativ viele Kilometer gefahren wurden. Mehr, als es die Routen notwendig gemacht hätten. Man hat ihn wohl erst kürzlich drauf angesprochen, aber er hat es mit Umleitungen durch Baustellen begründet – ohne aber, so wurde mir gesagt, die zu viel gefahrenen Kilometer damit ausreichend erklären zu können.«
    »Um wie viele Kilometer hat es sich dabei gehandelt?«
    Rieder überlegte. »In einem Fall mal um die 300.«
    »So viel Umleitungen gibt es in der Tat nicht.«
    Der Manager wischte sich mit einem Papiertaschentuch den Schweiß von der Stirn.
    »Extrem schwül heute«, stellte er leicht verlegen fest, obwohl die Klimaanlage lief.
    Der Kriminalist ging nicht darauf ein, schließlich trug er keine Krawatte. »Noch eine Frage.« Er holte aus der Innentasche seines Jacketts einen zerknüllten Ausdruck jenes Fotos, das sie von der Leiche im Zug gemacht hatten. »Könnte es sein, dass Sie diesen Mann kennen?«
    Rieder nahm das Papier. Er zitterte. »Darf

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