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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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dauerte ein paar Sekunden, bis Fludium wieder die Textpassagen von Lara Waldinger fand. Sie hatte ausgesagt, gerade auf dem Weg zur Toilette gewesen zu sein. Fludium stellte sich das Szenario vor und überflog die weiteren Absätze, bis er auf die Aussage von Jochen Lemke stieß, der die Leiche entdeckt hatte. Nirgendwo fand sich ein Hinweis darauf, wie viele Personen ursprünglich in dem Abteil saßen.
    Fludium nahm sich vor, diese drei Zeugen noch mal zu Details zu befragen, und notierte die angegebenen Handynummern. Er entschied sich zunächst für Lara Waldinger, die ihren Beruf mit Modedesignerin angegeben hatte. Sie meldete sich auch sofort und war bereit, Fludiums Fragen zu beantworten.
    »Nur ganz kurz noch ein paar Details«, erklärte er und erhob sich von seinem Stuhl, als ob die Dame gerade in den Raum gekommen wäre. »Bitte versuchen Sie sich noch mal genau an den Augenblick zu entsinnen, bevor der Zug abgebremst hat. Sie waren auf dem Weg zur Toilette, wenn ich das richtig weiß.«
    »Das hab ich gestern zu Protokoll gegeben«, kam es leicht schnippisch zurück.
    »So ist es. Mussten Sie dazu weit gehen oder war Ihr Platz ganz in der Nähe der Toilette?«
    »Vielleicht eine halbe Waggonlänge. Ich saß vorn, dort, wo der Großraumbereich ist.«
    »Von dort sind Sie nach hinten gegangen?«
    »Ja.«
    »Und wer ist Ihnen auf dem Weg dorthin aufgefallen? Stand dort schon jemand im Gang oder haben vielleicht sogar mehrere Personen dort miteinander gesprochen?«
    Die Frau überlegte. »Solche Gedanken hab ich mir seit gestern auch schon gemacht. Aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr entsinnen.«
    »Erst als Sie bei der Bremsung mit dem Berliner zusammengestoßen sind, ist er Ihnen aufgefallen?«
    »Ja … ja, so wird es wohl gewesen sein. Er stand wohl dort.«
    »Oder ist er Ihnen entgegengekommen?«
    »Rein gefühlsmäßig würd’ ich sagen, eher nicht. Ein Entgegenkommender wäre mir sicher aufgefallen, denke ich.«
    Fludium setzte sich wieder, um Notizen machen zu können. »Und? Was ist dann geschehen, Frau Waldinger?«
    »Ich hab das doch gestern schon zu Protokoll gegeben.« Lara Waldinger schien ungeduldig zu werden. »Ich wollte gerade an ihm vorbei, da erfolgte das Abbremsen. Instinktiv hab ich mich an ihn geklammert, was mir übrigens im Nachhinein äußerst peinlich ist, um ehrlich zu sein, ja, aber sonst wär’ ich womöglich durch den halben Waggon nach vorn gepurzelt.«
    »Und dann?«
    »Als der Zug zum Stillstand gekommen ist, herrschte ziemliche Verwirrung. Die Leute, die keinen Fensterplatz hatten, haben versucht, irgendwie rauszublicken.«
    »Und Sie und der Berliner?«
    »Ich glaub, wir sind sofort zum nächsten Ausgang, also weiter nach hinten gegangen. Ja, und da hab ich dann gesehen, wie dieser Mann mit dem hellen Mantel raus ist.«
    »Sie haben das zusammen mit dem Berliner gesehen?«, vergewisserte sich Fludium.
    »Ja, wir standen gemeinsam an der offenen Tür.«
    »Und der andere Mann, der den Toten im Zug gefunden hat, tauchte erst später auf«, stellte der Kriminalist fest.
    »Ja, da sind wir ja schon wieder weitergefahren.«
    »Eine letzte Frage«, beruhigte Fludium seine Gesprächspartnerin. »Ich nehme an, Sie sind in Augsburg eingestiegen, wo Sie wohnen …«
    »Ja, so ist es.«
    »Ist Ihnen in Ulm aufgefallen, wer in dieses separate Erste-Klasse-Abteil gestiegen ist, in dem man später den Toten gefunden hat?«
    Sie räusperte sich. »Wie soll mir das denn auffallen? Eine halbe Waggonlänge entfernt! Außerdem saß ich in Fahrtrichtung, hab also gar nicht sehen können, was sich im hinteren Teil abspielt.«
    »Jetzt doch noch eine weitere Frage: Als der andere Herr … der Herr Lemke den Toten gefunden hat, sind Sie da auch mit zu dem Abteil gegangen?«
    »Zusammen mit dem Schaffner und dem Herrn aus Berlin, ja.«
    »Was uns aufgefallen ist: Der Tote hatte offenbar keinerlei Gepäck bei sich. Keinen Aktenkoffer oder so was. Haben Sie etwas bemerkt?«
    »Nein, überhaupt nicht«, erwiderte sie, um hinzuzufügen: »Glauben Sie etwa, einer von uns hat etwas gestohlen?«
    Fludium stutzte. »Nein, nein, überhaupt nicht.« Er zögerte. »Einer von uns, sagen Sie. Wie darf ich das verstehen?«
    Lara Waldinger zögerte. »Von uns … von uns Zeugen. Der Herr aus Berlin, dieser Herr Lemke und ich.«
    Der Kriminalist kämpfte mit sich, ob er den Vorstoß wagen sollte. Aber es durfte nichts unversucht bleiben. »Sie haben sich aber nie zuvor gesehen?«
    Die Frau reagierte

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