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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Er­eig­nis schon zu­rück? Zehn Jah­re?
    Fünf­zehn Jah­re? Wir hat­ten kurz vor dem Ab­schluß­ex­amen der GWA-ei­ge­nen Hoch­schu­le ge­stan­den. Vier­und­zwan­zig Se mes­ter mit ei­nem der­art um­fang­rei­chen Lehr­pen­sum, daß man kaum ei­ni­ge Stun­den schla­fen konn­te, hat­ten wir flu­chend, ver­hal­ten schimp­fend, vor al­lem aber mit ver­bis­se­nem Ei­fer ab­ge­ses­sen. Erst da­nach wa­ren wir Schat­ten der größ­ten und mäch­tigs­ten Ge­heim­dien­st­or­ga­ni­sa­ti­on der Er­de ge­wor­den.
    »Warum ha­ben Sie auf den Kopf ge­hal­ten?« dröhn­te Tor­pentoufs Stim­me aus den Laut­spre­chern. »Der Rumpf ist be­kannt­lich leich­ter zu tref­fen.«
    Han­ni­bal sprach ein­fach in die Luft. Es gab ge­nug hoch­wer­ti ge Richt­strahl­mi­kro­pho­ne, die so­gar den lei­ses­ten Schnau­fer auf­fin gen und ihn auf Band spei­cher­ten.
    Bei der GWA wur­de nie­mals et­was über­se­hen! Wenn hier trai­niert wur­de, leg­te man auch Wert auf die Ver­hal­tens­wei­se ei­nes Schüt­zen. At­me­te er zu laut, zu has­tig, dann war das für un­se­re Spe­zia­lis­ten schon ein äu­ßerst be­denk­li­ches Zei­chen.
    »Er trug ei­ne hals­schüt­zen­de und be­cken­um­schlie­ßen­de Pan zer­wes­te«, er­klär­te Han­ni­bal.
    In den Laut­spre­chern krächz­te es. Sein oh­ne­hin po­sau­nen­lau­tes Or­gan schi­en von der glü­hen­den Nach­mit­tags­son­ne durch die Aus­trock­nung sei­ner Stimm­bän­der an­ge­grif­fen zu sein. Es klang, als hus­te­te je­mand in ein lee­res Benz­in­faß.
    »Aus­ge­zeich­net«, lob­te der Chef des Hen­der­won-Si­cher­heits­diens­tes, Bri­ga­de­ge­ne­ral Mi­ke Tor­pentouf. »Trotz­dem, mein Gu­ter, ha­ben oder hät­ten Sie den falschen Mann ge­trof­fen, denn die vier­te Schei­be von links zeigt einen Baum­stamm, hin­ter dem Kopf und Schul­ter ei­nes Ge­wehr­schüt­zen zu er­ken­nen sind. Den hät­ten Sie zu­erst mit­samt Baum an­neh­men müs­sen. Ihr fik­ti­ver Geg­ner, den Sie ge­tö­tet ha­ben, woll­te erst zur Waf­fe grei­fen. Al­ler­dings – bei fünf­zehn gleich­zei­tig auf­tau­chen­den Mo­ti­ven un­ter­schied­lichs­ter Ge­fah­ren­ein­stu­fung ist es nicht …«
    »Sie über­se­hen et­was, Mi­ke«, un­ter­brach Han­ni­bal.
    Er schob fünf Mi­krora­ke­ten in das Ma­ga­zin sei­ner ge­tarn­ten Ther­mo­rak, ge­treu nach dem Grund­satz: Ver­giß nie nach­zu­la­den. Nüt­ze je­de Feu­er­pau­se da­für aus, auch wenn sie nur Se­kun­den dau­ert. Ein Ge­schoß mehr im Ma­ga­zin kann ent­schei­dend sein. Wirf halb­ge­leer­te Ma­ga­zi­ne beim Aus­tausch ge­gen vol­le nie­mals weg, nur weil du meinst, du hät­test kei­ne Zeit, sie ein­zu­ste­cken. Du hast Zeit!
    Lehr­sät­ze die­ser Art hat­ten sich tief in un­ser Be­wußt­sein ein­ge­gra­ben. Sie hat­ten sich drau­ßen, im Dschun­gel des Ab­wehr­kamp­fes ge­gen mensch­li­che und nicht­mensch­li­che Geg­ner, her­vor­ra­gend be­währt.
    »Über­se­hen?« er­kun­dig­te sich Mi­ke. Sein voll­wan­gi­ges Ba­by­ge­sicht drück­te Ver­blüf­fung aus.
    Sein Ge­ba­ren war eben­so zwang­los wie un­se­res, denn es han­del­te sich nicht um ei­ne of­fi­zi­el­le, dienst­li­che Übung, son­dern mehr um ein Ver­gnü­gen un­ter Freun­den.
    Mi­ke, erst kürz­lich zum Ge­ne­ral be­för­dert, wür­de uns wohl nie ver­ges­sen, wie wir ihn und sei­ne Dril­lin­ge aus der Ge­walt des chi­ne­si­schen Ab­wehr­chefs be­freit hat­ten.
    Fo-Ti­eng, heim­li­cher Be­sit­zer ei­ner mar­sia­ni­schen Zeit­ma­schi­ne, hat­te die Ge­fähr­lich­keit der bei­den über­sinn­lich be­gab­ten GWA-Te­le­pa­then HC-9 und MA-23 zwar gut ge­kannt und sie auch kei­nes­wegs un­ter­schätzt, trotz­dem war ihm ein klei­ner Feh­ler un­ter­lau­fen.
    Seit dem 11. Ju­li des Jah­res 2010 herrsch­te in den ge­hei­men Tief­bun­kern der Großasia­ti­schen Ab­wehr ein an­de­rer Mann; ei ner, der es sehr be­dau­er­te, daß sich sein Vor­gän­ger der­art »da­ne­ben­be­nom­men« hat­te.
    Wä­re es Fo-Ti­eng da­ge­gen ge­lun­gen, aus Mi­ke Tor­pentouf die letz­ten Hin­wei­se für die Be­die­nung des Mars­ge­rä­tes her­aus­zu­ho len, hät­ten die Ge­scheh­nis­se mit töd­li­cher

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