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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ak­ti­ves.
    Den­noch traf es zu. Han­ni­bals Ei­er­kopf, die feu­er­ro­ten Bors­ten­haa­re, die zehn­tau­send Som­mer­spros­sen über zahl­rei­chen Fal­ten und Fält­chen bil­de­ten im Ein­klang mit der nach oben wei­sen­den Stups­na­se und den rie­si­gen Oh­ren ein Ge­sicht, das man über­all ge­sucht hät­te, nur nicht bei ei­nem Schat­ten der GWA.
    Da­bei fiel mir ein, daß der Klei­ne kaum je­mals in die La­ge ge­ra­ten war, sein wirk­li­ches Ge­sicht zu zei­gen.
    Fast al­le Ein­sät­ze wa­ren in Mas­ke ab­ge­lau­fen. Aber nun, nach dem Ab­klin­gen des großen Völ­ker­miß­trau­ens, war das nicht mehr nö­tig – hat­ten wir ge­dacht! Fo-Ti­eng war der ers­te ge­we­sen, der aus die­sem neu­en Ver­band aus­ge­bro­chen war, um sei­ne ei­ge­nen In­ter­es­sen zu wah­ren.
    Okay, das war schief­ge­gan­gen, aber um Haa­res­brei­te hät­te Fo-Ti­eng die Welt­herr­schaft er­rin­gen kön­nen.
    Die Fol­ge un­se­rer nach­las­sen­den Vor­sicht war, daß man uns in­zwi­schen ge­nau kann­te.
    Die ri­va­li­sie­ren­den Groß­mäch­te des ver­ein­ten Wes­tens, der Rus­sen und der Völ­ker des Großasia­ti­schen Staa­ten­bun­des wuß­ten jetzt, mit wem sie es zu tun hat­ten.
    Frü­her wä­re es un­denk­bar ge­we­sen, daß Ge­ne­ral Re­ling, un­ser all­mäch­ti­ger Chef, auch nur ei­ne Se­kun­de lang auf die Idee ge­kom­men wä­re, Han­ni­bal und mich et­wa dem rus­si­schen Ab­wehr­chef, Gre­gor Gor­ss­kij, vor­zu­stel­len und über­dies von un­se­ren be­son­de­ren Fä­hig­kei­ten zu re­den.
    Wir, die ak­ti­ven Ein­satz­schat­ten der GWA, wa­ren völ­lig iso­liert und un­be­kannt ge­we­sen.
    Wenn ich mir vor­stell­te, heu­te noch­mals in ir­gend­ei­ner Mas­ke ge­gen die Ab­wehr- und Ge­heim­dien­st­or­ga­ni­sa­tio­nen Großasi­ens und Ruß­lands an­tre­ten zu müs­sen, wur­de mir übel. Man kann­te uns zu ein­ge­hend.
    Im Ver­lauf un­se­res ge­mein­sa­men Kamp­fes ge­gen die De­ne­ber und die nach ih­nen an­grei­fen­den Hyp­nos war dem Al­ten kei­ne an­de­re Wahl ge­blie­ben, als un­ser Ge­heim­nis zu lüf­ten. Wir wa­ren auf die en­ge Mit­ar­beit der an­de­ren an­ge­wie­sen ge­we­sen.
    Wa­ren wir es im­mer noch? Die­se Fra­ge stand of­fen im Raum.
    Ich schau­te nach­denk­lich zu Han­ni­bal hin­auf. Er mus­ter­te mich wort­los und ver­zich­te­te so­gar dar­auf, mei­nen Be­wußt­seins­in­halt aus­zu­spio­nie­ren.
    »So tief in Ge­dan­ken? Du hast wohl gar nicht zu­ge­hört, wie?«
    »Nur am Ran­de«, be­stä­tig­te ich. »Klei­ner, mir ge­fällt es nicht, daß wir hier ta­ten­los her­um­sit­zen. Ich ha­be das be­stimm­te Ge­fühl, daß sich in den Tie­fen des Raum­es et­was zu­sam­men­braut. Wie lan­ge wer­den die Hyp­nos an das Mär­chen glau­ben? Wie lan­ge wer­den sie an einen fik­ti­ven Tu­madschin Khan den­ken und des­sen Bil­der­buch-Macht auf sich ein­wir­ken las­sen?«
    »Wir hat­ten von dem Schüt­zen hin­ter dem Baum ge­spro­chen«, lenk­te er ab. »Ja, ich ha­be ihn ge­se­hen.«
    »Und – warum ha­ben Sie ihn nicht an­ge­nom­men?« er­tön­te Tor­pentoufs Stim­me.
    Wir hat­ten Mi­ke längst be­merkt, gleich nach­dem er den Schalt­bun­ker ver­las­sen hat­te, um sich un­se­rem La­ger­platz zu nä­hern.
    Ich dreh­te den Kopf und gähn­te.
    »Oh, Sie ler­nen es nie! Kön­nen Sie sich nicht vor­stel­len, wie ein Schat­ten denkt und han­delt, der einen an­de­ren Schat­ten hin­ter sich weiß? Na­tür­lich hät­te ich im Ernst­fal­le ein­ge­grif­fen. Das nennt man Team­ar­beit oder auch Le­bens­ver­si­che­rung.«
    Mi­ke run­zel­te die schweiß­be­deck­te Stirn. Keu­chend, sei­nen mäch­ti­gen Leib mit bei­den Hän­den ab­stüt­zend, ließ er sich ne­ben uns nie­der. Han­ni­bal mach­te Platz.
    »Ach so ist das«, sin­nier­te er und fuhr sich über die Un­ter­lip pe. »Hm, aber ei­gent­lich war es ja um Utan ge­gan­gen. Er soll­te sei­ne Re­fle­xe prü­fen. Ich hat­te an­ge­nom­men …«
    Ein an­schwel­len­des To­sen ließ sei­ne wei­te­ren Wor­te un­hör­bar wer­den. Von der See her schweb­te ein flam­men­spei­en­des Un­ge­heu­er ein: Die Trag­flä­chen wa­ren weit aus­ge­fah­ren, um den nö­ti­gen

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