Notrufsender Gorsskij
Gewißheit einen anderen Verlauf genommen.
Nun, wir hatten es geschafft. Die Menschheit durfte weiterhin vereint bleiben, auch wenn es ihr hier und da infolge altgewohnter Gebräuche, Kompetenzstreitigkeiten und erneut aufflackernder Mißtrauenskundgebungen verteufelt schwerzufallen schien.
Der Weltfrieden, die große Einheit sowie das gegenseitige Verständnis waren in den Tagen der denebischen Invasion und des darauffolgenden Hypnoangriffes gegen ALLE gesicherter und selbstverständlicher gewesen als in den Tagen und Monaten danach. Im noch dünnen Gebälk der Einheit aller Menschen knisterte es bereits verdächtig laut; ein Resultat der abgeklungenen Bedrohung aus dem Weltenraum.
Hannibal und ich waren nach dem »Fall Torpentouf« zur Südseeinsel Henderwon abkommandiert worden, um hier parapsychisch aufgefrischt zu werden. Natürlich sollte mit der weiterführenden Schulung auch eine Erholung und Unterhaltung verbunden sein.
Deshalb hatten wir uns zu einem privaten Training ent schlossen, bei dem Mike als Schiedsrichter fungieren sollte.
Der Standkommandant, ebenfalls ein Abwehroffizier, gab sich betont zurückhaltend.
Ich hatte seinen Bewußtseinsinhalt telepathisch sondiert und festgestellt, daß er die »Wasserköpfe mit den Generalssternen auf den Schulterstücken« zum Teufel wünschte. Sein Programm sah anders aus. Außerdem gefiel es ihm nicht, daß Torpentouf einige Elektroniker zur Überwachung der Schußergebnisse und Serienaufstellung abberufen hatte.
Dieses Wissen hatte mich nachdenklich gestimmt. Mißgunst und Neid gehören zur Psyche des Menschen wie Freude, Schmerz und Liebe. Warum aber konnte sich der Captain nicht dazu überwinden, uns den kleinen Spaß aufrichtig zu gönnen? Seine Abwehrmänner waren froh, daß sie unter der Tropensonne der südlichen Halbkugel nicht ausgerechnet kurz nach der Mittagszeit schikaniert wurden. Vielleicht hatte Mike auch deshalb den Vorschlag zu einem privaten Training gemacht.
Torpentouf gab nicht auf. Er konnte so hartnäckig sein, daß man ihn als lästig empfand.
»Wieso übersehen, Hannibal? Ich habe recht.«
Hannibal winkte ab und schlenderte auf mich zu.
Ich lag im Schatten einiger Palmen und blinzelte zu den Kronen hinauf. Sie wiegten sich wie Traumtänzer im vom Pazifik einfallenden Wind. Das Licht- und Schattenspiel der zwischen den Blättern hindurchfallenden Sonnenstrahlen wirkte faszinierend und beruhigend zugleich.
Ruhe – das war es, was wir nach den Strapazen der letzten Monate suchten und was man uns versprochen hatte.
Bei unseren Urlauben war aber stets der »Sogenannt-Faktor« im Spiel gewesen; eine Begriffsfindung meines Kollegen Major MA-23.
Hannibal warf die lästige Jacke zur Seite und ließ sich neben mir auf die ausgebreitete Decke sinken. Wollüstig schnaufend reckte er die Arme.
»Das Babygesicht will nicht begreifen«, klagte er. »Gibt es das? Er fragt doch tatsächlich, warum ich nicht den Gewehrschützen hinter dem Baum angenommen habe.«
»Hast du ihn denn wirklich rechtzeitig gesehen?« erkundigte ich mich geistesabwesend.
Hannibal richtete sich auf die Ellenbogen auf, drehte sich auf den Bauch und schaute mir in die Augen.
Sein Gnomgesicht schwebte so dicht über mir, daß ich seinen Atem spürte. Ausnahmsweise verzichtete er auf sein berühmt-berüchtigtes Grinsen, das er im Verlauf der harten Dienstjahre als Maske entwickelt hätte.
Ihm traute niemand den GWA-Schatten mit unerhörten Son der vollmachten zu. Ein Mann, der aussah wie der Kleine, konnte einfach kein Mitglied dieser Einsatztruppe sein – zumindest kein
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