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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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muß ich Ih­nen über­las­sen. Des­halb bin ich ge­kom­men.«
    Ich schau­te Dr. Besch­ter an. Im glei­chen Au­gen­blick be­trat Pro­fes­sor Dr. Gar­gun­sa den großen Raum, der un­ter­des­sen von den we­ni­ger be­tei­lig­ten Per­so­nen ver­las­sen wor­den war. Wir wa­ren un­ter uns.
    »Wie geht es dem Klei­nen, Pro­fes­sor?« über­fiel ich den Ti­be­ter mit mei­ner Fra­ge. Er wink­te be­ru­hi­gend ab.
    »Gut. Ich ha­be ihn un­ter Kon­trol­le. Die Schock­ein­wir­kung ist be­sei­tigt; die Ober­arm­frak­tur dürf­te in drei Ta­gen ver­heilt sein. Ma­chen Sie sich kei­ne Sor­gen. Ich darf Ih­nen Grü­ße aus­rich­ten. Ihr Freund ist hyp­no­me­cha­nisch be­ru­higt wor­den. Er wird zehn Stun­den traum­los schla­fen.«
    »Das ist mir recht. Dan­ke, Pro­fes­sor. Konn­te er sich noch zu den Din­gen äu­ßern?«
    Der as­ke­tisch wir­ken­de Mann nahm Platz. Heu­te trug er wie­der die gel­be Ro­be sei­ner Glau­bens­brü­der. Der kahl­ge­scho­re­ne Kopf glänz­te im Schein der Kunst­licht­röh­ren.
    »Ja, so­gar ex­akt. Ma­jor Utan be­stä­tigt Ih­re Aus­sa­gen. Er konn­te sich im letz­ten Au­gen­blick ge­gen den pa­raener­ge­ti­schen Druck weh­ren und ei­ne über­mä­ßi­ge Be­schleu­ni­gung sei­nes Kör­pers ver­hin­dern. Es steht fest, daß die­ses Mäd­chen mit Hil­fe ei­nes durch Geis­tes­kraft auf­ge­bau­ten Es­per-Fel­des ho­her In­ten­si­tät ar­bei­te­te. Sie war sehr stark und weit über die ers­te Psi-Stu­fe hi naus­ge­wach­sen.«
    »Ei­ne Dritt­kläß­le­rin, nicht wahr?« er­kun­dig­te sich Besch­ter.
    Der Ti­be­ter nick­te. Er be­herrsch­te selbst be­ach­tens­wer­te Din­ge. Vor vie­len Jah­ren war es ihm nach der Ent­de­ckung der un­ter­lu­na­ren Mar­s­städ­te erst­mals ge­lun­gen, die kom­pli­zier­ten Schlös­ser der Pan­zer­tü­ren zu öff­nen. Sie rea­gier­ten nur auf ei­ne te­le­pa­thi­sche Im­puls­ge­bung, die für die aus­ge­stor­be­nen Mar­sia­ner selbst­ver­ständ­lich ge­we­sen zu sein schi­en.
    »Ja. Sie war be­reits in den Be­reich der Te­le­ki­ne­se vor­ge­drun­gen. Sie soll­ten aus­ge­schal­tet wer­den, denn nur Sie und Han­ni­bal kön­nen die­sen Leu­ten die Stirn bie­ten.«
    »Sie be­stä­ti­gen mei­nen schlimms­ten Ver­dacht, Pro­fes­sor.«
    »Ich bin lei­der da­zu ge­zwun­gen. Es er­scheint si­cher, daß die Mu­tan­ten­grup­pe, denn nur um ei­ne sol­che kann es sich in­fol­ge der Ge­scheh­nis­aus­wer­tung han­deln, über die bei­den über­sinn­lich be­gab­ten GWA-Schat­ten in­for­miert ist. Men­schen die­ser Art be­sit­zen grund­sätz­lich ein ex­trem lo­gi­sches Denk­ver­mö­gen. Ei­ne fast ab­ar­ti­ge Ge­fühls­käl­te ist ei­ne ty­pi­sche Be­gleiter­schei­nung.«
    Ich hör­te mich ge­gen mei­nen Wil­len be­zeich­nend hüs­teln. Gar­gun­sa schau­te mich aus sei­nen un­er­gründ­li­chen, tief­lie­gen­den Au­gen an. Sie schie­nen wie so­eben an­bren­nen­de Holz­koh­len von in­nen her­aus zu glü­hen.
    »Sie brau­chen sich nicht an­ge­spro­chen zu füh­len. Sie und Han­ni­bal kön­nen von ei­ner sol­chen Fest­stel­lung nie­mals be­trof­fen wer­den. Sie sind – ver­zei­hen Sie – her­an­ge­züch­te­te Mo­di­fi­ka­tio­nen, nicht aber leib­li­che Ab­kömm­lin­ge strah­lungs­ge­schä­dig­ter El­tern. Wä­ren Sie es, wür­de ich jetzt nicht in al­ler Ru­he zu Ih­nen spre­chen kön­nen, denn Sie und Han­ni­bal hät­ten längst den Weg ein­ge­schla­gen, den die si­bi­ri­schen Ent­ar­te­ten be­reits be­schrit­ten ha­ben.«
    »Sie ver­ges­sen noch je­mand!« warn­te ich, ob­wohl ich wuß­te, daß Gre­gor Gor­ss­kij über die Exis­tenz der eben­falls na­tür­lich ge­zeug­ten Mu­tan­tin Ki­ny Ed­wards nicht in al­len Ein­zel­hei­ten in­for­miert war.
    Das Mäd­chen war im Ju­ni 1992 auf dem Mond als Kind ei­nes strah­lungs­ge­schä­dig­ten Ehe­paa­res ge­bo­ren wor­den. Wir hat­ten sie nach dem To­de ih­rer El­tern ad­op­tiert, ihr ei­ne vor­züg­li­che Aus­bil­dung ge­ge­ben und sie sys­te­ma­tisch ge­schult. Nun­mehr war Ki­ny acht­zehn Jah­re alt; so alt wie die Un­be­kann­te wahr­schein­lich ge­we­sen war.
    Gor­ss­kij horch­te so­fort auf.
    »Was?«

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