Notrufsender Gorsskij
mit Atomkanonen stehen? Sie werden, ohne zu zögern, Ihr Amt niederlegen und als Sklave leben. So sieht es aus.«
Reling war erblaßt. Er schien jetzt erst zu verstehen, was mit dem Begriff »Verbrecher-Mutanten« eigentlich verknüpft war.
Er wandte sich an Gorsskij. Seine Stimme klang fordernd.
»Finden Sie die Eltern dieser Geschöpfe, egal wie! Wenn wir wissen, wo diese Eltern sind, können wir vielleicht einhaken. Die Mutanten werden sich in der Nähe aufhalten. Sie sind nirgends so sicher wie in ihrem sibirischen Unterschlupf. Dort müssen sie aufgewachsen und unterrichtet worden sein. Wir haben keine Zeit mehr. Die ersten Schläge haben Sie erdulden müssen. Die nächsten werden andere Völker betreffen. Suchen Sie, Gorsskij. Ich brauche Material.«
Als Reling ging und ein Schwarm von Fachwissenschaftlern hinter ihm hereilte, wußte ich bereits, daß ihm einige entscheidende Gedankenfehler unterliefen.
Mit dem Auffinden der Alten allein war uns nicht gedient. Die Teuflischen waren keine Säuglinge mehr, die Tag und Nacht auf den Schutzbereich ihrer Erzeuger angewiesen waren.
Wahrscheinlich hatten sie sich längst überall in der Welt verstreut und dort in aller Ruhe gut ausgerüstete Stützpunkte eingerichtet.
Sie besaßen Geld, sie hatten die Macht. Die Beschaffung von einwandfreien Ausweispapieren war für sie eine Kleinigkeit. Wahrscheinlich würden sie echte Pässe, Geburtsurkunden, Impfbescheinigungen und andere wichtige Unterlagen in Hülle und Fülle besitzen.
Sie zu finden, war das Problem Nummer zwei! Ja – nur Nummer zwei!
Nummer eins war die Unschädlichmachung dieser Leute. In dieser Hinsicht aber sah ich schwarz. Der Angriff der jungen Mutantin hatte mir alles gesagt.
»Jung« – der Begriff brannte sich in meinem Gehirn fest. Ich begann fieberhaft zu überlegen.
Natürlich war sie mit höchstens achtzehn Jahren noch sehr jung; aber mußten ihre Geschwister, wenn sie überhaupt welche hatte, nicht viel jünger sein?
Die sibirische Katastrophe hatte vor neunzehn Jahren die Welt erschüttert, am 10. August 1991. Heute schrieben wir den 7. August 2010.
Das Mädchen konnte durchaus das älteste Kind gewesen sein. Alle anderen nach ihr mußten jünger sein. Unter Umständen hatten wir es mit Zwölf- oder Vierzehnjährigen zu tun! Niemand konnte es genau wissen. Es hing davon ab, mit welcher Schnelligkeit die strahlungsgeschädigten Eltern ihre Kinder in die Welt gesetzt hatten.
Wir hatten aber auch mit Zwillingen oder Drillingen zu rechnen. Sogar Fünflinge wären nicht abwegig gewesen, denn diese Eltern unterlagen Umweltverhältnissen, von denen sich ein normaler Mensch keine Vorstellungen machen konnte.
Ich teilte Gargunsa das Resultat meiner Überlegungen mit. Er lächelte nur.
»Mein Freund, das haben wir bereits einkalkuliert. Reling findet die Unterlagen der Parawissenschaftler in seinem Arbeitszimmer vor. Er wird sie in die Komputer einspeisen und so gut wie nichts erfahren. Ich glaube, daß wir es in diesem Falle mit einem Kampf Mann gegen Mann, oder Frau gegen Frau zu tun haben. Die Maschinerie der GWA kann Sie und Utan nur indirekt unterstützen. Beschter, Kulot und meine anderen Mitarbeiter werden Ihnen helfen, so gut es möglich ist. Sagen Sie – hat Beschter nicht einen gewissen Plan ausgetüftelt? Mir scheint, als hätten Sie sich darüber informiert. Etwas unerlaubt, wie?«
Er lachte leise. Da ich beharrlich schwieg, fragte er nicht weiter.
Beschters Idee hatte ich durchaus nicht vergessen. Wenn ich jedoch an die damit verbundenen Schwierigkeiten und Gefahren dachte, beschlich mich ein ungutes Gefühl. Dinge dieser Art konnte man sich schnell
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