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Notrufsender Gorsskij

Notrufsender Gorsskij

Titel: Notrufsender Gorsskij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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keuch­te er. Sei­ne Au­gen wei­te­ten sich. »Sie ha­ben noch einen von die­ser Sor­te?«
    »Die Sor­te be­dankt sich für die Klas­si­fi­zie­rung«, fuhr ich ihn ver­är­gert an. »Was bil­den Sie sich ein, Gor­ss­kij? Mir scheint …«
    »Ru­he bit­te«, fiel mir Re­ling scharf ins Wort. »Das führt zu nichts. Gor­ss­kij – be­herr­schen Sie sich end­lich, oder wir ar­bei­ten al­lein wei­ter. So geht es nicht. Ihr Angst­kom­plex wirkt be­reits gro­tesk. Oder glau­ben Sie ernst­haft, aus­ge­rech­net die GWA wür­de drei ge­fähr­li­che Per­so­nen in ih­ren Rei­hen dul­den? Un­se­re Leu­te sind sau­ber. Ich be­dau­re Ge­ne­ral Kon­nats vor­lau­te Be­mer­kung.«
    »Irr­tum, sie war nicht vor­laut«, kor­ri­gier­te ich ihn mit ei­nem iro­ni­schen Ton­fall in der Stim­me. »Mr. Gor­ss­kij ver­mu­tet seit et­wa drei Mo­na­ten in­fol­ge di­ver­ser und ver­trags­wid­ri­ger Spio­na­ge­tä­tig­kei­ten auf Hen­der­won die Exis­tenz ei­nes wei­te­ren Mit­ar­bei­ters auf der Es­per-Ba­sis. Ich woll­te ihm nur die Be­stä­ti­gung ge­ben. Es er­scheint mir in die­sem Sta­di­um der Ent­wick­lung not­wen­dig.«
    Gre­gor stieß einen Fluch in rus­si­scher Spra­che aus. Da­nach zu ur­tei­len, war ich nicht nur der Sohn ei­nes un­se­ri­ösen Frau­en­zim­mers, son­dern über­dies da­zu ver­dammt, wi­der­wär­ti­ge Din­ge zu es­sen, um an­schlie­ßend dar­an zu er­sti­cken.
    So konn­ten ei­gent­lich nur Rus­sen flu­chen. Es war be­ach­tens­wert!
    Ka­re­nin zeig­te ein mü­des Lä­cheln. Ich be­merk­te, daß er mir zu­blin­zel­te. Er amü­sier­te sich.
    Ich ris­kier­te einen »Blick« in sein Be­wußt­sein. Er spür­te es so fort! Al­so muß­te er tat­säch­lich einen na­tür­li­chen In­stinkt oder ei­ne ge­fühls­be­stim­men­de Ah­nungs-Re­ak­ti­on be­sit­zen. Er fuhr zu­sam­men und dreh­te ruck­ar­tig den Kopf.
    Ich grins­te ihn an.
    »Okay, Ser­gej Iwa­no­witsch, das war ein Test. Ich woll­te und muß­te wis­sen, ob Sie noch in Ord­nung sind und ob Sie es je­mals wa­ren.«
    Die Ge­heim­po­li­zis­ten der rus­si­schen De­le­ga­ti­on, bis­her schweig­sam wie ein Grab, grif­fen so blitz­ar­tig zu ih­ren Waf­fen, daß ich nur stau­nen konn­te. Sie wa­ren nicht viel lang­sa­mer als wir.
    Die Mün­dun­gen deu­te­ten auf Ge­ne­ral Ka­re­nin, der sich aber nur mit sei­nem ty­pisch ge­lang­weil­ten Ge­sichts­aus­druck um­sah.
    »Un­ter­las­sen Sie das«, for­der­te er be­däch­tig. »Wenn ich ein Be­ein­fluß­ter wä­re, hät­te ich Sie längst er­le­digt.«
    »Stimmt«, be­stä­tig­te ich. »Weg mit den Waf­fen. – Pro­fes­sor, ich hat­te Sie et­was ge­fragt?«
    Gor­ss­kij stieß einen scharf­klin­gen­den Be­fehl aus. Er be­schimpf­te sei­ne Leu­te. Da ahn­te ich, warum Ka­re­nin an Gor­ss­ki­js Ab­lö­sung ge­dacht hat­te.
    Der klei­ne Mann ver­lor die Ner­ven. Da­zu ka­men Fehl­hand­lun­gen je­der Art. Er war be­reits ei­ni­ge Ma­le im Par­teigre­mi­um un­an­ge­nehm auf­ge­fal­len. Wahr­schein­lich wür­de er nicht mehr lan­ge Ab­wehr­chef sein.
    Gar­gun­sa blieb ru­hig. Er ließ sich von der Hek­tik nicht an­ste­cken.
    »Die Fra­ge ist be­rech­tigt, aber über­flüs­sig. Der drit­te Mit­ar­bei­ter fällt in­fol­ge bio­lo­gi­scher Be­son­der­hei­ten nicht un­ter das Ex­trem­ge­setz. Sei­ne El­tern wa­ren im Ver­hält­nis zu den Si­bi­ri­ern nur schwach und kon­trol­lier­bar ge­schä­digt. Fer­ner ist uns die Ver­hal­tens­wei­se aus­rei­chend be­kannt. Ma­chen Sie sich kei­ne Sor­gen.«
    Gor­ss­kij woll­te wis­sen, um wel­che Per­son es sich han­de­le. Nie­mand gab ihm Aus­kunft. Die­sen Trumpf be­hiel­ten wir für uns.
    Gor­ss­kij in­ter­es­sier­te mich nur noch am Ran­de. Viel in­ter­essan­ter wa­ren Gar­gun­sas Mut­ma­ßun­gen, denn sie be­tra­fen Han­ni­bals und mei­ne Si­cher­heit.
    »Wann, glau­ben Sie, wird die si­bi­ri­sche Grup­pe zum nächs­ten Schlag ge­gen uns aus­ho­len?« er­kun­dig­te ich mich.
    Der Ti­be­ter wieg­te nach­denk­lich den Kopf.
    »Das kann nie­mand wis­sen. Fest steht, daß die Mu­tan­ten ih­re ers­te Chan­ce ge­nutzt ha­ben. Sie sind ge­mein­sam stark ge­nug, um grö­ße­re

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