Notrufsender Gorsskij
mit der gesunden Rechten ebenfalls die Dienstwaffe ergriffen.
Wir lagen und lauerten. Unsere überempfindlich gewordenen Gehirne vernahmen ein Wogen und Raunen, das außer uns niemand hören konnte.
Sekunden später traf uns eine derart harte Para-Welle auf fünfdimensionaler Basis, daß wir schleunigst unsere Ortungsblocks vorlegen mußten.
Hannibal stöhnte erneut. Ich empfand jählings brennende Kopfschmerzen. Vor meinen Augen kreisten Feuerräder.
Mein Verstand blieb jedoch klar. Es gelang mir auch, die Schatten der unterbewußten Empfindungen zu beseitigen. Das bedeutete die Absorption der Schockwelle.
»Alles okay?« erkundigte sich Hannibal raunend. Er konnte sich infolge seiner Blockade nur normal akustisch verständigen.
»Alles klar. Was war das? Ich empfand eine heftige Schockwelle. Vorher kam eine wattierte Wellenfront. Sie hat dich aus dem Schlaf gerissen. Davon wurde ich ebenfalls munter.«
»Keine Ahnung. Mir ist so ähnlich wie bei dem Zweikampf mit der Mutantin.«
Weitere Hinweise brauchte er mir nicht zu geben.
Meine neue Gabe der Nachtsichtigkeit kam mir zugute. Durch das weit geöffnete Zimmerfenster fiel das schwache Licht der Sterne. Es wurde in einem neuerwachten Sektor meines Gehirns wie in einem Lasergerät millionenfach verstärkt. Dadurch entstand für mein sehendes Auge nicht nur ein Eindruck von Helligkeit, sondern es wurde hell!
Sämtliche Einrichtungsgegenstände des Zimmers lagen vor mir wie am Tage. Ich konnte jeden noch so kleinen Gegenstand erkennen.
Ich hörte Hannibal etwas sagen, verstand ihn aber nicht. Wahrscheinlich hatte er seine Nachtsichtigkeit auch zum ersten Male richtig wahrgenommen. Gargunsas Prognosen bewahrheiteten sich in vollem Umfang. Er war der Meinung gewesen, unsere ohnehin existente Veranlagung würde sich durch den Zwischenfall mit der Sibirierin schneller als angenommen bis zum Extrem steigern.
Ich sprang zum Visiphon hinüber und riß die Plombe vom Notrufschalter. Seine Benutzung war nur in dringenden Fällen gestattet.
Ehe sich der Bildschirm erhellte, gellten draußen bereits die Sirenen auf.
Aus den Schatten des Bildes schälte sich das Gesicht des wachhabenden HISA-Offiziers heraus. Es war Oberst Wendell McNaird.
»Esper-Alarm«, rief ich ihm gedämpft zu. »Etwas ist angekommen. Passen Sie auf. Sie werden ihn oder sie weder sehen noch hören können. Wenn ich von Ihren Männern beobachtet werde, sollen sie sich nach meinen Maßnahmen richten. Utan folgt mir. Wenn wir schießen, sollen Ihre Soldaten in die gleiche Richtung halten und unsere Detonationsblitze als Anhaltspunkte nehmen. Dort steht dann nämlich ein Fremder.«
»Verstanden. Ich gebe entsprechende Anweisungen. Vorsicht, Sir! Denken Sie an Ihren I-Schirm.«
Den vergaß ich bestimmt nicht!
Als ich mich umdrehte, hatte Hannibal ebenfalls einen Projektor auf der Brust hängen.
Der Kleine trug kurze, weiße Hosen. Sein Oberkörper war nackt. Der dicke Biopolplastverband verdeckte seine hervorstehenden Rippen derart, daß Hannibal ausnahmsweise einmal nicht mit den achtzehn rotblonden Härchen angeben konnte, die er bei jeder Gelegenheit mit einem dezenten Hüsteln zur Schau stellte.
Ich begann trotz der ernsten Situation bei seinem Anblick zu grinsen.
Die überaus dürren Beine endeten in zwei riesigen Füßen, deren Zehen er wie ein Affe bewegen konnte. Wenn Major Utan einen Baum hinaufkletterte, blieb jedem Hochleistungssportler der Atem weg; so überzeugend war das.
Nun stand der Zwerg vor mir und fuchtelte mit einer schweren Thermorak in der Gegend herum.
»Na, was jetzt?« fuhr er mich an. Er ahnte
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