Notrufsender Gorsskij
anfangen, aber die Ereignisse gaben dem Hyperphysiker recht.
Man konnte, wenn man in der Lage war, in die Vergangenheit zu reisen, in der Tat die gesamte nachfolgende Geschichte verändern. Dazu genügte in vielen Fällen bereits eine unbedeutend erscheinende Maßnahme.
Stellen Sie sich vor, die Mutter Napoleon Bonapartes wäre von einem Zeitreisenden, der den Lebensweg des Korsen genau kannte, an der Geburt eines gesunden Kindes gehindert worden.
Es hätte niemals einen Napoleon gegeben; niemals seine berüchtigten Feldzüge und niemals eine Unterwerfung der europäischen Fürsten.
So einfach war das also!
Wir versuchten nun, die Geburt von sechs positiven Mutanten zu verhindern. Das konnte nach den komplizierten Regeln der parallelen Zeitkonstante nur bedeuten, daß wir nach unserer Rückkehr in die Realzeit einen verblüfften Reling und ein völlig intaktes Hauptquartier vorfinden würden, denn es würde niemals jemand geben, der mit einem Marsraumschiff das Feuer auf Washington und Umgebung eröffnete.
Ich war daher die Ruhe selbst. Orbanow konnte uns nicht mehr entkommen.
Wir hatten uns stundenlang mit ihm unterhalten.
Er hatte interessiert zugehört und seinen Unglauben aufgegeben. Er war viel zu sehr Wissenschaftler, um den Funksprech-Vortrag von Professor Dr. David Goldstein nicht zu würdigen.
Ich hatte Orbanow mindestens zehnmal erklärt, daß er sein Leben zu Ende leben dürfe. Wir maßten uns nicht an, über Geschehnisse der Vergangenheit zu richten. Seine Morde und sonstigen Untaten hatten uns nicht zu interessieren.
Und genau das hatte er nicht geglaubt! Es war zu erwarten gewesen. Dagegen hatten wir auf parapsychischer Ebene ermittelt, daß er sich an dem Gedanken berauschte, Vater von sechs außergewöhnlichen Kindern zu werden. Dieser Narr malte sich angesichts unserer Marswaffen aus, er wäre der zukünftige Beherrscher des Planeten Erde.
Hannibal hatte die Sache klar definiert, indem er meinte, der »Bursche« hätte schon immer einen ziemlich großen geistigen Defekt haben müssen.
Orbanow hatte uns beschimpft und schließlich mit allen denkbaren Waffen auf uns geschossen.
Wir hatten ihn vor uns hergetrieben und immer so haarscharf an ihm vorbeigefeuert, daß er erkennen mußte, wie leicht es für uns gewesen wäre, ihn auf der Stelle zu töten.
Sein klarer Verstand hatte jedoch gestreikt. Der Wissenschaftler schien geistig wirklich nicht gesund zu sein, oder er hätte mein Angebot akzeptiert. Eine schmerzlose Sterilisation hätte ihn von allen Schwierigkeiten befreit.
Da er bei seiner Weigerung blieb, mußten wir ihn verfolgen. Es war uns widerwärtig genug.
Inzwischen standen wir am Ende des südlichen Notausganges, in den er sich in seiner Panik hineingeflüchtet hatte.
Wir wußten infolge unserer Gedankenspionage, daß er einen T-93 besteigen und mit dem Panzer nach oben fahren wollte. Er glaubte meinen Beteuerungen nicht, daß dort drei Männer mit Marswaffen warteten. Er hätte mit seinem Panzer nicht die geringste Chance gehabt.
Außerdem hatte er sowieso Pech! Das stählerne Aufzugsgestänge hatte sich infolge der heftigen Erdbeben derart verzogen, daß die Lastenplattform mitsamt dem Panzer knapp zwei Meter über dem Boden angehalten hatte.
Nun saß Orbanow in dem stählernen Ungetüm und wußte nicht mehr weiter. Das war die Situation vier Stunden nach unserem Eindringen in die Bunker.
Er hatte nicht einmal ein Funksprechgerät mitgenommen. Die Anlagen des Panzers schien er nicht zu kennen. Jedenfalls hörten wir von ihm und seiner Frau keinen Ton mehr.
Hannibal
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