Notrufsender Gorsskij
überstanden.
Karenin breitete den Lageplan aus und deutete auf zwei rotmarkierte Stellen.
»Notausgänge«, rief er hastig. »Es handelt sich um zwei Stollen, hundert Meter unter der Oberfläche und etwa drei Kilometer lang. Sie zweigen vom Hauptverbindungsgang zwischen den Bunkern ganz in der Nähe der Schaltzentrale nach Norden und Süden ab und enden in unterirdischen Hangars, wo nochmals einige Panzer und Hubschrauber abgestellt sind. Wir haben uns natürlich nicht auf einen Zugang verlassen, aber die Notausgänge gelten als streng geheim. Wenn Orbanow sie findet, kann er uns entwischen. Was wollen Sie tun?«
Ich hatte bereits das Sprechfunkgerät meines Helmes eingeschaltet. Dr. Kulot meldete sich.
Ich schilderte ihm die Lage und gab die genaue Position des südlichen Notausganges durch.
»Alles klar, ich fahre sofort hin. Habe ich Feuererlaubnis?«
Ich zögerte, Karenin blickte mich ironisch an.
»Einverstanden, Samy. Schießen Sie, wenn es nicht anders geht. Verwenden Sie in jedem Falle Hochenergiestrahler. Orbanow ist schwer bewaffnet. Sie können durchaus mit einem plötzlich auftauchenden Panzer rechnen. Die Nothangars sind mit starken Lastenplattformen ausgerüstet. Okay, ab mit Ihnen. Woncer übernimmt die Nordseite.«
Zwei Minuten später war der Sergeant verschwunden. Ich sah die Männer hinter dem nördlichsten Bunker untertauchen. Die Stelle, wo sich die getarnten Bodenplatten öffnen ließen, kannte er genau. Es gab charakteristische Merkmale, die von der Explosion nicht zerstört worden sein konnten.
Hannibal begann plötzlich zu lachen. Als ich in meinem Helmlautsprecher eine fremde Stimme vernahm, wußte ich, daß er Orbanow endgültig parapsychisch geortet hatte.
Der Wissenschaftler sprach englisch.
»Hallo, ich habe Ihren Funksprechverkehr abgehört. Wer sind Sie eigentlich? Sie gehören doch niemals zur russischen Wachbrigade. Hallo, melden Sie sich! Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
Karenin sicherte seinen Maschinenkarabiner. Ich begann in aller Ruhe zu antworten.
»Sie sprechen mit Brigadegeneral Thor Konnat, GWA-Schatten ZBV. Wir suchen Sie und Ihre Frau, Dr. Nikolai Orbanow. Ehe Sie antworten, sollten Sie sich erst unsere Geschichte anhören. Wir haben jetzt sehr viel Zeit, verstehen Sie! Die Notausgänge sind abgeriegelt. Sie sollten deshalb vernünftig sein und mit erhobenen Händen aus der Zentrale kommen. Wir wissen, daß Sie die russische Besatzung mit einem Flammenwerfer getötet haben, aber das geht uns nichts an. Doktor – wir kommen aus der Zukunft, aus dem Jahre 2010! Wir suchen Sie.«
»Sie müssen wahnsinnig sein«, hörte ich ihn flüstern. Im Hintergrund klang eine erregte Frauenstimme auf.
»Bestimmt nicht. Haben Sie den Energiestrahl gesehen, mit dem wir Ihre Panzerkuppel vernichteten? Die Waffe stammt aus der Hinterlassenschaft der Marsianer, deren Städte wir im Jahr 2002 auf dem Mond gefunden haben.«
»Sie müssen wirklich den Verstand verloren haben!« entgegnete er gepreßt. »Was wollen Sie?«
»Sie und Ihre Frau sterilisieren, sonst nichts«, antwortete ich gelassen.
Sein hysterisches Lachen wunderte mich nicht. Welcher Mensch hätte in einer solchen Situation nicht am Verstand seines Gesprächspartners gezweifelt.
13.
Wir hatten begonnen, den Ablauf der Geschichte zu korrigieren, denn so, wie sich Nikolai Orbanow und Louiza Terkinszen jetzt benahmen, hatten sie sich in Wirklichkeit niemals verhalten!
Das war eine Zustandsform, die Professor Goldstein mit dem Begriff »Zeitparadoxum« oder »Zeitebenen-Parallelität« bezeichnete. Ich konnte auch nicht viel damit
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