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Novemberasche

Titel: Novemberasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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haben Sie das letzte Mal mit Leander gesprochen?«
    »Am Tag vor meinem Abflug. Also am Mittwoch.«
    »Und Sie?« Sommerkorn wandte sich an die Frau.
    »Meine Frau war zu dem Zeitpunkt bereits eine Woche fort.«
    »Hatte Ihr Sohn ein Mobiltelefon?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wo es ist?«
    »Nein.«
    »Welches Modell?«
    »Sony Ericsson.«
    »Ihr Sohn besuchte die zwölfte Klasse des KMG.   Können Sie mir die Namen einiger Freunde nennen?«
    »Matthias Wölfle, ein Mitschüler.«
    »Sonst noch jemand?«
    »Da waren noch zwei, mit denen er sich traf. Ein Thossi oder Thosi und   … Moment   … Sven hieß der andere.«
    »Thossi – ein Spitzname.«
    »Möglich.«
    »Die Nachnamen?«
    »Kenn ich nicht.«
    »Waren die auch auf seiner Schule?«
    »Das   … weiß ich gar nicht.«
    »Hatte er Freunde im Karateclub?«
    Roberto Martìn zuckte die Achseln. »Er hat nicht viel von den Leuten im Verein gesprochen.«
    Sommerkorn meinte zu spüren, dass der Mann am Ende seiner Kräfte angelangt war, und er selbst war dabei, die professionelle
     Distanz zu den Ereignissen zu verlieren. Er hatte auch einen Sohn, jünger zwar, doch eines Tages wäre Tim in Leanders Alter.
    »Hatte Leander schon den Führerschein?«
    »Ja. Er ist auch regelmäßig gefahren, wenn meine Frau dabei war.«
    »Alleine nicht?«
    »Nein.«
    »Sie wussten also nicht, dass er vorhatte, den Wagen zu nehmen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie eine Ahnung, mit wem Leander sich verabredet haben könnte?«
    »Sie meinen, er hatte eine Verabredung?«
    »Vielleicht. Das versuchen wir herauszufinden. Wir gehen im Moment davon aus, dass Leander sich mit jemandem auf dem Z
F
-Betriebsparkplatz verabredet hatte, zu dieser Person in den Wagen stieg und letztendlich von ihr zum Friedhof gebracht wurde.«
    Roberto Martìn war um eine Spur blasser geworden, und Sommerkorn fand, dass die Maske des Mannes in der letzten Viertelstunde
     Risse bekommen hatte. Und dass der Mann auf einmal so verdammt verletzlich aussah, dass es Sommerkorn die Kehle zusammenschnürte.
     Ich werde unsachlich, dachte er. Diesen Fall sollte Barbara übernehmen. Oder sonst jemand, der keine Kinder hat.
    »Lassen wir es für heute gut sein. Ich möchte Sie lediglich noch darum bitten, mir eine Liste mit all den Leuten zu erstellen,
     die Leander kannte. Vielleicht fällt Ihnen dabei noch etwas ein. Wir brauchen diese Liste so schnell wie möglich. Ein aktuelles
     Foto Ihres Sohnes brauchen wir auch. Eventuell haben Sie eine Porträtaufnahme?«
    Sommerkorn stand auf, Roberto Martìn tat es ihm gleich, mit müdem Gesicht und leicht nach vorn geneigten Schultern. Sommerkorn
     hatte den Eindruck, als wäre der Mann auf einmal unendlich müde geworden, als hielte er sich mit letzter Kraft auf den Beinen.
    »Hat Leander sich in der Schule wohlgefühlt?«
    »Ja, ich denke schon.« Roberto Martìn erwiderte Sommerkorns forschenden Blick verwundert und unsicher.
    »Also ja?«
    »Er war ein hervorragender Schüler.«
    Sommerkorn nickte nachdenklich. Eine seltsame Antwort auf die Frage, ob jemand sich wohlfühlt, dachte er.
    Irene Martìn hatte die ganze Zeit in derselben Haltung dagesessen, halb abgewandt, völlig reglos.
    »Auf Wiedersehen«, sagte Sommerkorn ein wenig vage, und sein Gruß verlor sich in der Weitläufigkeit des Raumes. Die Frau erwiderte
     ihn nicht. Roberto Martìn begleitete Sommerkorn zur Haustür und blieb dort stehen, im Türrahmen, wie verloren. Blass, fast
     grau im Gesicht sah er Sommerkorn hinterher, in seinem teuren Anzug. Erst als Sommerkorn den Berg hinunterfuhr, wurde ihm
     bewusst, dass Irene Martìn kein Wort gesprochen hatte.
     
    ☺
     
    Es gibt zu viel Gesindel, das die Welt nicht braucht. Und so müssen wir uns überlegen, wie wir uns organisieren, sonst bleibt
     alles ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es kann nicht sein, dass wir in Deutschland noch mehr von dieser Sorte hereinlassen.
     Immerhin ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die Kriminalität unter Ausländern höher ist. Die lungern in ihrer Freitzeit
     doch nur rum, sagt ER, statt was Sinnvolles zu tun, statt richtig Deutsch zu lernen. Schau sie dir an, mit ihren tiefergelegten
     Scheißkisten, die stehen vor ihren Dönerbuden rum, fahren sinnlos spazieren und verpesten unsere Luft. Und kassieren unsere
     Sozialhilfe. Natürlich gibt es auch Deutsche, die so beschissen drauf sind. Man muss was tun.

Albtraumland
    Wenn Neonazis oder Aussteiger berichten, wie sie in die braune Szene gerutscht sind, spielt Musik

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