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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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Moment das schwächste unter den älteren Mitgliedern. Ihr auf dem Weg von der Zentrale nach Hause zu folgen, ihr e Wohnung auszuspioni e ren, konnte nicht sehr schwer gewesen sein . Und ihre Schutz ma ß nahmen waren unzureichend, e r hätte sich darum kümmern mü s sen.
    Julian bekämpfte seine Wut auf Gregor . Und die auf sich selbst. Bis da nichts mehr war als Leere, an der er sich mühsam festhielt. Er konnte niemanden schü t zen, im Gegenteil . Seine Leute beschützten ihn vor allen möglichen G e fahren und der größten überhaupt, vor sich selbst . Was für ein nutz loser A n führer er doch war .
    „Ich möchte Sonya besuchen . “
    Andrej nickte erleichtert. „Klar. Ich komme mit dir. In Ordnung?“
    Julia nickte gefasst.
    *
    Was ich da machte, war verrückt, das wusste ich. So verrückt, dass ich noch nicht einmal Franziska ins Vertrauen zog .
    A lles nur wegen eines zufälligen Blicks in den Kalender. Und einer ve r rückten, spontanen Idee.
    Ich und Mondphasen. Also wirklich.
    Ich überprüfte zum x-ten Mal das Geld und den Wohnungsschlüssel in meiner Manteltasche , denn eine Handtasche wollte ich nicht mitnehmen.
    Ich stellte mich ungeduldig an das Wohnzimmerfenster und wartete . Das Taxi kam pünk t lich. Ich fuhr bis nach Mitte, ließ mich an der Staatsoper absetzen und sah dem davo n fahrenden Auto unschlüssig hinterher.
    Samstagnacht. Heute war Neumond. Normalerweise lag ich um diese Zeit längst im Bett.
    Morgen würde ich immerhin ausschlafen können. Ausschlafen in dem Wissen, dass ich die Nacht tatsächlich mit etwas s o Bescheuerte m verbr acht hatte , wie bei Neumond auf die Suche nach Dämonen jagenden Vampiren zu gehen.
    Und ich würde es nie, niemals jemandem erzählen.
    Kurz dachte ich an mein Sofa und war versucht, mich einem leeren Taxi, das über die Bu s spur preschte, in den Weg zu werfen.
    Stell dich nicht so an, Ellen, ermahnte ich mich. Wenn schon, denn schon. Jetzt war ich schließlich hier, pünktlich zur Geisterstunde. Oder Dämonenstu n de.
    Wie auch immer.
    Es regnete nicht, aber die Nacht war ungemütlich . Die Luft schien mit jedem Schritt kälter zu werden. Ich ging Unter den Linden entlang und übe r querte die Straße. Im Vorbeigehen überflog ich die Ausstellungsankü n digungen für das Deutsche Historische Museum. Ich sollte öfter ins Museum gehen. Klar.
    Als ich in den Kupfergraben einbiegen wollte, fiel mir zum ersten Mal auf, dass dort niemand unterwegs war . Wie seltsam. In einer Samstagnacht war es in Mitte nirgendwo menschenleer, egal ob Neumond oder nicht .
    Unschlüssig blieb ich stehen, atmete tief ein und aus. Ich fühlte mich nicht ängstlich , aber ein eigenartiges Phlegma nahm mich gefangen, und ich musste mich rege l recht zwingen, weiterzugehen, Schritt für Schritt. Dann stellte ich fest, dass ich bereits am Zeughaus vorbe i gegangen und auf dem Weg in Richtung Lustgarten war . Verwirrt blieb ich stehen. Ich hatte doch vor der Br ü cke links abbiegen wo llen. Also drehte ich um und ging wieder zurück, ko n zentrierte mich auf jeden einzelnen Schritt. Am Kupfergraben schlug ich endlich den richtigen Weg ein, auch wenn es mir schwer fiel und ich ständig gegen den Impuls a n kämpfen musste, umzukehren. Langsam, auf dem Weg in Richtung Pergamo n museum, spürte ich, wie der seltsame Widerstand endlich, mit jedem weiteren Schritt, nac h ließ.
    Tagsüber war es bei der Museumsinsel immer voll. Die Museen zogen viele B e sucher an , und an den Wochenenden kamen noch die des Kunst- und Tröde l markt es hinzu . Aber jetzt schien jeder einen Bogen um dieses Gebiet zu machen. Vampir- oder Dämone n touristen sind in Berlin wohl eher dünn gesät, dachte ich forsch. Ich versuchte, mein Tun ins Lächerliche zu ziehen, doch ich spürte ein nerv ö ses Ziehen in meiner Ma gengegend.
    Ich blieb stehen und blickte mich um. Gut, hier war die Stelle, die Christian nannte . Am Kupfergraben, am Ufer des Spreearms, der die Mu seumsinsel b e grenzte.
    Und jetzt?
    Mir war kalt. Alles wirkte wie ausgestorben. Natürlich gab es weder D ä monen noch Vampire zu sehen. Wie lange würde ich bleiben müssen? Um mir selbst zu beweisen, wie lächerlich ich mich machte? Ich gab mir fünf Minuten, dann würde ich mich auf den Rückweg machen. Mit dem Nachtbus, um mich für mei ne Dummheit zu bestrafen und wenigstens das Taxigeld zu sparen.
    Nach diese m Entschluss hörte ich ein vibrierendes Geräusch, das zu einem la u ten Dröhnen wurde. Ich zuckte zusammen und sah mich

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