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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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verschwitzt und atemlos und bestellten neue Getränke.
    Auf einmal gab es wieder eine Bewegung oben auf der Balustrade, und dann kamen sie gemeinsam die Treppe herunter: der Blonde und der Schwarzhaarige, beide ein unheilvoller Mix aus Testosteron und Adrenalin. Dahinter folgte Christian, zusammen mit einem dunkelhaarigen Mann, der eigentlich nur sein Freund Richard sein konnte. Beide ausgesprochen gut aussehend, aber ohne dieses Charisma, ohne diese Ausstrahlung rücksichtsloser Entschlossenheit, die die beiden anderen verströmten und auf viele Frauen so anziehend wirkte.
    Die Männer gingen hinter unserer Sitzgruppe vorbei, und ich registrierte erleichtert, dass Christian mich nicht bemerkte. Fast gleichzeitig spürte ich dieses seltsame Ziehen und Kribbeln in meiner Wirbelsäule.
    Vampire? Ich erstarrte.
    Peter musterte mich besorgt. „Du wirst doch nicht traurig sein, weil diese Männer gehen?“, neckte er mich halb im Ernst. Aber nur halb, wie ich wusste. „Da kann doch unmöglich dein Typ dabei sein.“ Er sah mich mit seinen braunen Augen an. „Der beste Mann sitzt doch längst an deiner Seite.“
    Diesmal fiel es mir nicht so leicht wie sonst, sein Lächeln zu erwidern.

Kapitel 18
     
    D
    ie Tür von Aufzug Nr. 4 öffnete sich mit dem gewohnten S che p pern. Ich ging über den glänzenden Marmorboden durch die Haupthalle der Klinik in Richtung Au s gang.
    Thomas stand hinter einem der dicken Pfeiler völlig verborgen , deshalb sah ich ihn erst, als es schon zu spät war . Er trug einen teuren, grau melierten Woll ma n tel, der ihm hervorragend stand, lehnte lässig am Tresen und war in ein Ge spräch mit dem Pförtner vertieft. Es ging um Fußball. Thomas investie r te viel Zeit für Gespräche mit den niederen Rängen. So hatte er es einmal ausg e drückt. In seiner persönlichen Hierarchie standen ausschließlich Ärzte an der Spitze . Alle ande ren standen weit daru n ter. Er ließ aber niemanden spüren, was e r tatsächlich dachte, schlie ß lich wusste auch er, dass gute Kontakte zu Pförtnern, Schreibkräften und Krankenschwestern durchaus nüt z lich sein konnte n.
    Ich verbog meinen Mund zu einem Lächeln, nickte ihm zu und versuchte, eilig an ihm vorbeizugehen. Aber schon am Ausgang hatte er mich eingeholt und fol g te mir nach draußen.
    Oh Mann. Was sollte das jetzt?
    „Hallo, Ellen! Gut siehst du aus.“ Sein Lächeln war so strahlend, dass die Klinik damit hätte Strom sparen können.
    „Du hast wieder Überstunden gemacht“, erkannte er. „Wie üblich.“
    „Ja. Was man von dir sicher nicht behaupten kann.“
    „Ellen!“ E r riss die Augen auf. „Das hat sich geändert. Ich arbeite fast jeden Tag länger.“
    „Tatsächlich? Aha.“ Als würde mich das interessieren. Ich beschleunigte mein Tempo und bog auf dem Parkplatz in die Richtung, in der ich mein Auto verm u tete.
    „ W ar te. Ich bis froh, dich endlich einmal allein zu treffen. Hast du Lust, noch etwas mit mir zu unternehmen? Wir könnten zu dem kleinen Italiener g e hen, wie in alten Zeiten, oder in eine Bar. Vielleicht ins Esplanade, in Harry´s New York Bar? Es wäre schön, wieder einmal mit dir zu reden. Wirklich.“
    „Nein, danke.“
    „Ellen. Hast du mir immer noch nicht verziehen?“ Sein Gesichtsausdruck ve r änderte sich. Er wechselte von charmanter Leichtfertigkeit in ernste Betroffe n heit.
    Ich kannte beide Varianten nur zu gut.
    Erleichtert registrierte ich, dass ich ausnahmsweise nicht vergessen hatte , wo ich heute Morgen mein Auto parkt e . Es stand nur noch wenige Schritte entfernt .
    Thomas versperrte mir den Weg zur Fahrerseite. „Wenn dich das beruhigt: Meine Ehe mit Lissy ist eine Katastrophe. Lissy ist nicht so wie du.“
    „Ich weiß. Das war der Grund, war um du mich mit ihr betrogen hast.“ Ich starrte ihm in die Augen, auch wenn ich das nicht so eindrucksvoll konnte wie Julian.
    Julian, immer noch Julian.
    Jeder Gedanke an ihn schmerzte. Und ich dachte schrecklich oft an ihn.
    Aber jetzt musste ich erst einmal Thomas loswerden.
    „Lissy ist dunkelhaarig, klein und zierlich und genau mein Typ. Außerdem ist sie unglau b lich sexy und viel besser im Bett als du.“ Das waren damals Thomas ’ Worte und i ch würde sie nie vergessen. Auch nicht, dass er Lissy sofort nach unserer Trennung heiratete . Thomas Gesichtsausdruck veränderte sich erneut.
    Beschämung? Bedauern? Den kannte ich noch nicht.
    „Habe ich das wirklich gesagt? Dann tut es mir leid, Ellen. Wirklich. Ich muss damals

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