Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
Vom Netzwerk:
mehr trauen konnte . Ich gab dir mein Wort, nie etwas gegen dei nen Willen zu tun. Erinnerst du dich?“
    Ich nickte.
    „Vampire sind an ihr Wort gebunden.“
    „Was hättest du denn sonst getan? Gegen meinen Willen? Und war um hast du mir übe r haupt dein Wort gegeben?“
    „Ein kurzer Moment der Klarheit?“ Das klang bitter . „Ich hätte dir nicht länger widerstehen können. Wir hätten nicht nur Sex g e habt, ich hätte auch dein Blut genommen. Vielleicht wäre meine Gier so groß geworden, dass ich dir g e schadet hätte.“
    Ich starrte ihn an. Blut ist unser Gemüse, dachte ich albern. Stress macht mich immer hysterisch.
    „Du hättest mir … zu viel Blut abgezapft?“ Ich versuchte , munter und locker zu klingen , aber es hörte sich völlig misslungen an. Worüber sprachen wir eigen t lich ? Aber seine distanzierte Nüchternheit machte diese verrückte Unterha l tung nur zu real.
    Julian senkte den Kopf und schien nach einer geeigneten Erklärung zu suchen , dann blickte er mich wieder an. „Ich bin momentan in einer schwierigen Lage. Es gibt für Vampire eine Ruhephase. Zur Regeneration und Erho lung, so wie Me n schen ihren täglichen Schlaf benötigen. Sie heißt Ark a num und dauert etwa acht Wochen. Mein Arkanum steht an, ich spüre es ganz deutlich. D iese n Schlaf au f zuschieben ist gefährlich. Für mich und für alle, die mit mir zusammen sind. Ve r stehst du, was ich meine?“
    Ich nickte langsam. Ich konnte es mir vorstellen.
    „ Aber genau das tue ich schon viel zu lange. Deshalb habe ich mich nicht gut unter Kontrolle. Ich soll t e mich also besser von dir fernhalten.“ Sein Gesicht wurde ausdrucks los. „Deshalb hatte ich, nachdem ich dich verlassen habe, übe r legt, sofort zu einer anderen Frau zu fahren.“
    Zu einer anderen? W ar um erzählte er mir das? „Weiß sie, wer du bist?“
    „Nein.“
    „Stehst du bei ihr ebenfalls im Wort?“
    „Nein. Sie kann sich danach nur noch an guten Sex erinnern, nicht daran, dass ich ihr Blut genommen habe.“
    Ich nickte verständnisvoll, doch seine Grausamkeit presste mein Herz zusa m men. „Wie … praktisch“, brachte ich mühsam hervor.
    „Ja. Sie gehört genau zu den unverbindlichen, menschlichen Kontakten, die sinnvoll sind.“ Sein G e sicht blieb glatt und sein Blick teilnahmslos, aber er ließ mich nicht aus den Augen. „Vielleicht ist das ein Angebot, das ich dir machen kann, Ellen. Da du nun die Wahrheit kennst. Ich bin nicht nur ein a n genehmer , sondern auch sehr großzügiger Liebhaber. W äre das ein Arrangement, mit dem du nach meinem Arkanum zufrieden sein kön n test ?“
    „Wenn du damit Sex und großzügige Geschenke meinst, wohl kaum.“ Ich wandte mein Gesicht ab, um die aufsteigenden Tränen zu verbergen. Julian schien genau zu wissen, mit welchen Worten er mich am tiefsten verletzen kon n te . E r bot mir an, mich in den Kreis seiner Geliebten aufzunehmen . Nur, um mich im Auge zu behalten, jetzt, da ich sein Geheimnis kannte. Ich fühl te nichts mehr, nur noch E r schöpfung.
    Doch dann sah ich etwas in seinem Blick, eine winzige Empfindung, Spuren von Sehnsucht, Zärtlichkeit und Schmerz, die seine Schwäche verrieten und mir plötzlich wieder Hoffnung gaben. H atte er mir dieses blöde Angebot nur g e macht, um mich von sich wegz u stoßen?
    „Du bist aber nicht zu dieser Frau gefahren“, stellte ich entschlossen fest.
    „Nein. Da war dieser Junge in der Rheinstraße. Alle r dings hatte ich mich alles andere als gut im Griff.“
    „Ist ihm etwas passiert?“
    „Nichts, was ich nicht korrigieren konnte .“ Julian sah mich prüfend an, als schien er eine bestimmte Reaktion zu er war ten. „Du sitzt hier ganz ruhig neben mir.“
    „Der Gin ?“, fragte ich ironisch.
    „Wodka“, korrigierte er. „Das ist es nicht. Ich spüre deine Trauer, aber deine Gefühle für mich haben sich nicht verändert. Außer , dass du keine Angst mehr vor mir hast.“
    „Weil du Blut trinkst? Weil du befürchtest, dich nicht mehr im Griff zu haben? Wenn ich später darüber nachdenke, wird es wohl so sein , die Angst wird ko m men. Aber ich sehe auch, dass du mich gerettet hast. Vor diesem … Dämon. Und vor deinen Freunden, die alle ziemlich sauer waren .“
    „Dir wäre nichts passiert.“ Auf einmal lächelte er. „Es hat mir gefallen, wie du Jack gegenübergetreten bist. Das ist auch für viele der Unsrigen … nicht ei n fach.“
    „Jack? Der mit den langen Haaren?“
    Julian nickte.
    „Wie lange dauert es,

Weitere Kostenlose Bücher