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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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wäre meine Entscheidung.“
    Er schüttelte den Kopf. „Nicht allein. Und ich habe Angst“, gab er zu.
    „Angst?“, fragte ich verdutzt.
    „Ich würde mir zu viele Gedanken und Sorgen um dich machen.“
    „Sorgen?“
    „Es wäre mir wichtig, wie es dir geht“, fuhr er fort. „Dadurch würdest du mich angreifbar machen. Und in meiner Nähe könnte es für dich viel zu gefährlich werden.“
    „Gefährlich? W ar um?“ Ich runzelte die Stirn, denn ich hatte keine Lust mehr, mir seine Bemerkungen herauszupicken und sie wie ein Papagei zu wi e derholen.
    „Ich habe Feinde, und ich habe sie nicht unter Kontrolle. Sie würden alles tun, um mir zu schaden. Oder denen, die mir etwas bedeuten. Menschen sind beso n ders verletzlich. Ich bezweifle, dass sich die se Umstände bald ändern werden. Und wenn doch, dann ist es zu spät für uns.“
    Wenn das heißen sollte, die nächsten Jahrzehnte auf ihn war ten zu müssen und als schwache Greisin endlich in seine jungen Arme zu sinken, gab ich ihm a b solut recht.
    „Und irgendwann würde es zu Ende sein – und glaub mir, es würde nicht gut ausgehen, für dich und für mich nicht. Und ich bliebe allein zurück.“
    Er gab also zu, dass ich ihm wichtig war, a ber anscheinend war ich viele Jahre zu spät gekommen. Er hatte bereits resig niert.
    „Dann hast du Angst vor dem Leben.“
    „Das stimmt“, gab er zu. „Aber im Gegensatz zu dir kenne ich nicht nur das Leben, sondern auch den Tod und alles, was danach kommt. Was bleibt.“
    Oje, Depressionen und Bindungsängste. Damit kannte ich mich aus. Es waren die Themen meiner Patienten. Und meine eigenen.
    „Aber du willst mich doch auch.“
    „Was ich will – oder du – spielt keine Rolle . “ Sein düsteres Gesicht wurde au s druckslos . „Vampire können die Gefühle von Menschen le sen“, erklärte er a b rupt. „ Würdest du damit zurech t kommen ?“
    Es dauerte einen Moment, bis ich seine Worte verstand. Wirklich verstand. „Immer?“, fragte ich alarmiert.
    „Immer“, bestätigte er. „Keine Gedanken, aber Gefühle. Jedenfalls ab einer b e stimmten … Entwicklungsstufe. Wenn sie das Arkanum das dritte Mal durchla u fen haben.“
    „Und das hast du.“
    Er nickte. „ Selbstverständlich .“
    Das musste ich erst einmal verdauen. Keine Geheimnisse, ich wäre immer ein offenes Buch für ihn, er aber nie für mich. Könnte ich damit umgehen?
    „Du hast eben gefragt, ob es noch eine an dere Gelegenheit gab, bei der ich deinen Ve r stand manipuliert habe. Ich habe diese Frage noch nicht beantwortet.“
    Er sah mich unverwandt an, und eine Erinnerung stieg in mir hoch und floss in meinen Verstand, erst bruchstückhaft, dann wurde sie fest und klar. Als hätte er sie gerade freigegeben. Mir die Erlaubnis erteilt. Das war mindestens so unhei m lich wie die Erinnerung selbst.
    „Dieses Zeichen an meinem Arm. Mit den verschlungenen Linien. Du hatte st es auch gesehen, im Krankenhaus. Aber auf einmal war es weg. Über N acht. Ich wollte mit dir darüber reden. Im Auto. I m Restaurant . “ Meine Erinnerung ve r schwand und ich runzelte die Stirn. „Ich wollte …“
    „ Du hatte st das Siegel durch den Kontakt mit Christian im Krankenhaus erha l ten. Ich hatte dei ne Erinnerung daran stillgelegt. Manipuliert würdest du es wohl nennen.“ Sein Blick gab nichts preis. „Um dich zu schützen. Vorher hatte ich das Siegel des Dämons von deinem Arm entfernt. Damit du ihm nicht länger ein Ziel bietest.“
    „Aber … wann? Und wie? “
    „In der Nacht, als ich dich vom Krankenhaus nach Hause gefahren habe.“
    Nachts? Ich überlegte verwirrt, dann verstand ich. „Du hast mich nach Hause gefahren, weil du wissen wolltest, wo ich wohne. Danach bist du nochmals z u rückgekommen. Du war st … in meiner Wohnung? In meinem Schlafzimmer?“
    Julian hatte meine Erinnerung manipuliert, war heimlich in meine Wohnung eingedrungen, hatte etwas mit mir gemacht, während ich schlief.
    Mein erotischer Traum. Ich spürte, wie ich rot wurde . W ar das wirklich nur ein Traum g e wesen? Was hatte er sonst noch getan?
    „Ich war an deinem Bett. Mit einem Gefährten. Wir haben das Siegel entfernt, während du schliefst. Durch die Magie, die uns eigen ist. Sonst ist nichts gesch e hen.“
    Ich nickte, aber mein Misstrauen blieb. Mir fiel mein Stoffhase ein. W ar um ha t te er auf dem Bet t pfosten gesessen? Julian war nicht nur ein faszinierender Mann, er war ein Vampir. Und mir war , als würde ich jetzt erst

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