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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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bis man solche Haare hat?“, fragte ich prompt.
    Julian runzelte die Stirn. „Zwanzig Jahre?“
    Wir fielen in unser Schweigen zurück. Small Talk sah anders aus. Der unve r bindliche G e sprächsstoff war uns schnell ausgegangen.
    Ein Paar, das eben hereingekommen war und immer noch am Eingang stand, blickte sich suchend um und entdeckte das leere Sofa in unserer Sitzecke, das wir beide gemieden hatte n. Sie kamen auf uns zu, blieben kurz stehen und schlende r ten vorbei.
    Ich starrte ihnen hinterher. „Das war st du!“, sagte ich alarmiert. „ Mit d eine n Augen. Du hatte st Blickkontakt mit ihnen und dafür gesorgt, dass sie sich nicht zu uns setzen. Du hast sie manipuliert.“
    „Ja. Sie hätten unser Gespräch gestört.“
    „So etwas hast du auch schon mit mir gemacht. Bei dir, in deinem Haus. Im Krankenhaus, als du mich aus dem Zimmer geschickt hast. Und im Auto. Auf dem Weg nach Hause.“ Mein Gefühl hatte mich also nicht betrogen. „Das war st du. Deshalb habe ich am nächsten Tag verschlafen. Das war ein Trick. Du ha st mich einfach schlafen geschickt.“
    „Das war das Einfachste“, sagte er ungerührt. „Der Schutz der Gemeinschaft steht für mich immer an erster Stelle, Ellen. Wer müde ist, stellt keine Fragen. Weder sich selbst noch anderen.“
    „Dafür habe ich mir den ganzen nächsten Tag Fragen gestellt.“
    „Ich weiß.“
    „Du hast gesagt, dass du nicht lügst. Aber du warst nicht ehrlich.“
    „ Ich war nicht offen. Wie hätte ich es sein können? Aber ich habe dich nicht b e logen. “
    Eine seltsame Logik. Ich schnaubte. „Und danach? Hast du danach meinen Verstand nochmals ve r gewaltigt?“
    „Vergewaltigt? Du weißt nicht, was du sagst, was es bedeutet, wenn der Kö r per ve r gewaltigt wird. Oder der Verstand. Und ich werde alles dafür tun, dass du es nie herausfinden musst.“ Er seufzte und hob die Schultern. „Im Palme n garten musste ich dich nach Informationen über Christian befragen. Danach habe ich es nicht mehr getan. Nicht, nach meinem V erspr e chen , nichts gegen deinen Willen zu tun. Ich halte meine Versprechen. I m mer.“
    „Und jetzt? Was willst du jetzt mit mir machen? Dein Versprechen halten? Oder m ich wieder … manipulieren?“
    „Das wäre sicher das Beste. Dich nach Hause zu fahren und jede Erinnerung an mich und alles, was mit der Gemeinschaft zu tun hat, auszulöschen. Aber ich stehe bei dir im Wort, deshalb brauche ich für diese … Manipulation, wie du es nennst, dein Einverständnis.“
    „Jemand anderes könnte es tun“, stellte ich fest. „Ohne mein Einverständnis. Und es gab auch B e werber, richtig? Zum Beispiel diesen Jack.“
    „Ich hätte dich nicht mit ihm allein gelassen.“
    „Ach? W ar um nicht?“
    „Du hast mein Wort. Aber nicht seins.“
    „Und was heißt das?“
    Julian schwieg.
    „Das kann dir doch egal sein, oder?“ Meine Erschöpfung meldete sich plötzlich zurück .
    „Du bist mir aber nicht egal. Leider. Ich würde dich nie einem anderen überla s sen“, stieß er heftig hervor, wobei mich sein selbstverständlicher Besitza n spruch erstaunte. „Einem Menschen schon, wenn du ihn wählst.“ Er zögerte. „Aber der, der dich letzte Woche auf dem Parkplatz geküsst hat, ist nicht … gut für dich.“
    Ich schaffte es nicht, mein Erröten zu verhindern. „Woher weißt du das?“
    „Ich war da.“
    „Auf dem Parkplatz?“
    „Ich wollte dich sehen.“ Julian sah nicht aus, als wäre er stolz darauf. Dann schü t telte er den Kopf. „Es wäre wirklich besser, wir wäre n uns nie begegnet.“
    „ B esser für mich? Oder für dich?“
    „Für uns beide. Such dir einen guten Mann. Heirate. Gründe eine Familie. “
    „Ich war schon einmal verlobt. Mit dem Mann, den du auf dem Parkplatz ges e hen hast. Der versucht hat, mich zu küssen“, fügte ich hinzu.
    Er sah auf. „Du … er hat dich nicht mit deinem Einverständnis geküsst?“
    „Nein“, sagte ich verblüfft. „Wenn du dabei war st, solltest du das eigentlich wissen. Du hast recht, er war nicht gut für mich, und zur Familiengründung kann ich nichts mehr beitragen. Ich habe ein Kind verloren und werde kein weiteres b e kommen können.“
    „Das tut mir leid“, sagte Julian leise. Er dachte einen Moment nach. „Vielleicht kann ich doch etwas für dich tun. Das Leid, das du deshalb empfindest, kann ich dir nicht nehmen, aber vielleicht etwas von deiner Verzweiflung. Und deine Eri n nerung an mich. Ich kann sie aus deinem Gedächtnis

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