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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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hasste sinnlose Wiederholungen. Im Moment hatte er sowieso nicht die G e duld dafür.
    „Wer sonst sollte Gregor gegenübertreten? Falls er doch noch zurückkehrt?“
    „Das ist mehr als unwahrscheinlich.“
    „Aber nicht unmöglich.“
    Sie starrten sich an.
    „Dann bleibe ich auch.“
    „Nein, Andrej.“ Julian atmete tief durch. „Du leitest diesen Einsatz“, sagte er ausgleichend. „Wir haben Gefangene. Zum ersten Mal nach langer Zeit.“
    „Willst du etwa auch den Tag hier verbringen?“
    Julian überlegte. „Nein. Das macht keinen Sinn. Ich werde mit de m letzten W a gen zurückkehren.“ Er lächelte schief. „Wenn du willst, rufe ich dich später an, dann kannst du dich davon überzeugen, dass ich in S i cherheit bin.“
    „Gut.“ Andrej nickte erleichtert.
    Julian seufzte. Andrej hatte heute wirklich keinen Sinn für Humor.
     

Kapitel 22
     
    I
    ch schrak mit klopfendem Herzen aus dem Schlaf. Die Leuchtziffern meines Weckers zeigten Mitternacht. Die Straßenlaterne gegenüber schickte fahles Licht bis in mein Zimmer. Alles war still und wie i m mer, aber d as Panikgefühl, mit dem ich aufwacht e , ließ einfach nicht nach , und plötz lich wusste ich, dass ich nicht allein war .
    Julian?, dachte ich verstört. Aber war um sollte er hier sein ? Was für eine blöde Idee. Unser Abschied war endgültig.
    Ich setzte mich langsam auf und kämpfte gegen die Furcht, die mich daran hi n derte, meine Nach t tischlampe einzuschalten.
    „Hallo, Schätzchen. Endlich aufgewacht?“
    Ich schrie auf, dann legte ich entschlossen den Schalter um und blinzelte ins Licht.
    „Steh auf, wir wollen verreisen.“
    Aus dem Sessel, über den ich jeden Abend achtlos meine Kleidung war f, hatte sich ein Mann erhoben. Er schaute mich mit hellen und glä n zenden Au gen an. Ein Vampir, das wusste ich sofort. Aber keiner wie Julian .
    „Wer si nd Sie?“ I ch konnte nicht verhindern, dass meine Stimme zitterte.
    Sein dunkles , zusammengebundenes Haar war von vielen weißen Strähnen durchzogen, der Körper dünn, fast ausgemergelt. Das Gesicht sah in dem wa r men Licht seltsam jung und zeitlos aus, doch es zeigte deutliche Spuren des L e bens, das er vor seinem Tod ge führt hatt e .
    „Aber natürlich, wie unhöflich von mir. I ch habe ganz vergessen, mich vorz u stellen: Ich bin Gregor. Und wir werden jetzt einen Ausflug machen.“
    Langsam setzte ich mich auf. Mein Herz hämmerte schmerzhaft gegen meine Rippen. „ War um? Und w ohin?“, fragte ich vorsichtig.
    „ Julian war so freundlich, uns miteinander bekannt zu machen. Er ist so arr o gant und nachlässig g e worden, dass e r mich direkt zu dir geführt hat . Ich weiß, dass du sein Liebchen bist und an seinem Arm mitten durch Berlin flanierst. Aber wusstest du, dass zwischen Julian und mir gewisse … Differenzen bestehe n ? Er versucht schon seit vielen Jahren, mich zu töten. Überaus erfolglos, wie du siehst. Er meint, ich verstoße gegen die Regeln seiner Gemeinschaft. D a mit hat er recht, denn es gibt wenig, was ich lieber tue. Aber jetzt ist der Spaß vorbei. Er hat einige meine r Kinder ge tötet und hält die anderen ge fangen. Bedroht sie. Und du wirst mir als Pfand dienen, bis sie wieder bei mir in Siche r heit sind.“
    „ D as ist keine gute Idee“, behauptete ich. „Ich habe keinen Ko n takt mehr zu Julian.“
    Gregors Augen verengten sich. „ D u sagst die Wahrheit. Außerdem b e obachten wir dich und wissen, dass er lange nicht mehr bei dir war . Aber auch wen n dem so ist, ich kenne ihn gut, und Julian lebt nach festen Regeln. Ehrgefühl, wie er es wohl nennen würde.“ Er kicherte. „Und allein deshalb wird er verhindern wollen, dass dir etwas passiert.“
    „Was wollen Sie von ihm?“
    „Auge um Auge“, sagte er vergnügt. „Wie es unter guten Christen üblich ist. Dein Leben gegen das meiner Kinder. Einen Fluchtversuch würde ich dir übr i gens nicht empfehlen. Du bist nur ein Mensch und sehr, sehr sterblich. Aber das weißt du ja bereits.“
    Ich starrte ihn an. Diese bereitwillige Offenheit, sein freundlicher Plaude r ton und die B e drohung meines Lebens passten überhaupt nicht zusammen.
    „Komm jetzt mit, Schätzchen.“
    „Darf ich etwas mitnehmen? Kleidung?“, fragte ich ve r nünftig.
    Er hob sorglos die Schultern. „ War um nicht?“
    Ich biss mir auf die Lippen, stand langsam auf, holte eine kleine Reisetasche u n ten aus dem Kleiderschrank und begann zu packen. Ich war ruhig und im Fun k tionsmodus. Gregor sah

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