Novembermond
terwegs. In Grünau werden wir sie finden.“
*
Der Konvoi von sieben Autos verließ das Stadtzentrum und fuhr in Richtung O s ten. Ein Mercedes, ein Audi und ein BMW, vier Mercedes Sprinter folgten nach. Den ersten SUV steuerte Andrej, und Julian saß neben ihm. Hinten saßen Pierre und Sam. Julian gab sich entspannt und blickte aus dem Fenster, aber das unruhige Flackern seiner Energie brach ab und zu durch und sorgte für eine a n gespannte Atmosph ä re.
Sie fuhren über das Adlergestell, die längste Straße Berlins. Rechts und links der Straße befanden sich stereotype Hochhäuser, Wohnblöcke und Plattenba u ten, die von niedrigen Altbauten abgelöst wu r de n.
Endlich erreichten sie den Bahnhof mit dem kreisrunde n , grüne n Zeichen der S-Bahn. Andrej fuhr langsamer, und eine du n kel gekleidete Gestalt huschte aus dem Sc hatte n zum Wagen.
Andrej ließ die Scheibe hinunter. „Hallo Daniel. Alles klar?“
„Ja“, sagte Daniel schüchtern und zeigte die Straße hinunter. „Sie sind da en t lang.“
Sie stiegen aus. Daniel lächelte erst Pierre, dann Andrej, Sam und Julian uns i cher an.
Aber Julian beachtete ihn nicht. E r wandte den Kopf leicht ab. „Es sind e t wa … zwanzig.“ Seine Stimme war angespannt. „Alle dicht beisammen. Höch s tens einen Kilometer entfernt.“ Sein Gesicht verdüsterte sich. „Aber Gregor ist nicht dabei.“
*
Zum Glück hatte ihn niemand aufgefordert, mitzukommen, als das Haus g e stürmt wurde . Daniel bemerkte überrascht, dass Julian ebenfalls draußen blieb. Wäh rend die anderen im Haus die Kontrolle übernahmen , ver suchte er, die Ei n drücke von Gewalt, die immer wieder auf ihn einstürmten, auszublenden. Er b e obachtete Julian. Er konnte nicht anders.
Er sah nur sein Profil. Julians Augen gl änzten, was zeigte, dass er erneut seine vampirischen Fähigkeiten nutzte. Ob er auf der Suche nach Gregor war ?
Julians Nähe beruhigte ihn . Bei ihm fühlte er sich sicher. Eigent lich konnte es niemand Besseren geben, sagte er sich, um seine au fkommende Panik zu b e schwichtigen, Pierre ausgenommen. Normalerweise b e kam er Julian nur aus der Ferne zu sehen, aber er hatte ihm einmal erlaubt, sein Blut zu nehmen, und diese Erfahrung war unglau b lich.
Plötzlich hob Julian den Kopf und fing seinen Blick ein. W äre er kein Vampir, dann wäre Daniel rot geworden, und er wünschte sich, unsichtbar zu sein. Aber entgegen aller Regeln der Höflichkeit ließ Julian seinen Blick nicht los, und seine Energie durchfuhr ihn so heiß und rücksichtslos, dass sich Daniel erschr o cken ergab.
Julian zog sich sofort zurück. „Verzeih, ich war unkonzentriert.“
Daniel nickte und wunderte sich. Julian rieb sich über die Stirn. Er wirkte sel t sam unausgeglichen. Aber wer sagt, dass mächtige Vampire nicht auch von Stress geplagt werden ? Außerdem fühlte sich Daniel völlig überwältigt, weil sich Julian, der so hoch über ihm stand, bei ihm entschuldigt e .
„Ich war in Gedanken mit Gregor beschäftigt.“
Natürlich. Er kannte die Gerüchte und wusste, dass Julian und Gregor sich von früher kannten und unversöhnliche Feinde waren . Und wer konnte Julians G e fühle besser ve r stehen als er?
Julian lächelte leicht, wie in geheimem Einverständnis, und richtete seinen ras t losen Blick wieder irgendwohin in die Dunkelheit.
Vorsichtig n ahm Daniel seine Beobachtung wieder auf.
Zum ersten Mal fragte er sich, was Julian so faszinierend machte und ihn von den anderen unte r schied.
Julian sah gut aus. Sogar sehr gut. Trotzdem, das war es nicht allein. Viele Vamp i re waren äußerst attraktiv. Andrej, wenn man mehr auf den blonden und musk u lösen Typ stand. Sam. K onnte man auf intelligent e Weise gut aussehen? Daniel überlegte und grinste. Klar konnte man, Sam tat es jedenfalls. Und a uch John Lennon hatte auf intelligente Weise gut au s gesehen.
Max mit seinen Dreadlocks und seinem jugendlichen Charme. Armando mit seinem lebendigen Gesicht und den faszinierenden, braunen Augen. Und D a mian. Er runzelte die Stirn, wägte ab und kam zu keinem Ergebnis. Damian war Engel und Teufel gleichzeitig. Obwohl der Teufel stärker war , das war jede n falls seine Meinung. Jack … hier war er sich auch nicht sicher. Sein Gesicht war u n glaublich hart. Aber er hatte tolle Augen und fantastische Haare.
U nd natürlich Pierre. Aber bei Pierre war er einfach nicht objektiv.
Und Julian?
Julians Faszination wurde nicht nur durch sein Aussehen
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