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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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mir zu und ließ mich gewähren. Ich wagte einen kurzen Seitenblick und bemerkte dieses seltsame, raubtie r hafte Glitzern in seinen Augen, das ich auch schon bei Julian gesehen hatte . Julian nahm ich als mensch lich wahr, aber irgendetwas an Gregor verursachte mir eine Gänse haut. Es war diese e r schreckende Kopie einer Mensc h lichkeit, die in Wir klichkeit vollkommen fehlte, seine Parodie einer liebenswürdigen Höflichkeit, die mir diese Heidenangst ei n jagte.
    Ich versuchte, Zeit zu gewinnen, und wusste nicht , wofür. Aber leider konnte ich nicht ewig weite r packen, obwohl Gregor keine Anzeichen von Unruhe zeigte. Im letzten Moment entschied ich mich dafür, mein Handy zwischen meine U n terwäsche zu stecken. Es direkt am Körper zu tragen, hielt ich für zu riskant. Gregor schien es nicht bemerkt zu haben, oder es war ihm einfach egal.
    „Darf ich noch ins Bad?“, fragte ich ruhig.
    Er nickte herablassend.
    Ich ging ins Bad, zog meinen Pyjama aus und schlüpfte in Shirt und Joggingh o se . „Darf ich meine n Arbeitgeber benachricht i gen? “
    Herrje. Pflichtbewusst bis zum Schluss.
    Gregor schien mehr neugierig als besorgt, ich rief beim Pförtner der Klinik an und meldete mich für eine Woche krank. Der Pförtner fragte nicht nach irgen d welchen Gründen, er würde meine Nachricht am nächsten Morgen weiterle i ten, ganz ko r rekt. Ich wusste nicht, was ich sonst hätte sagen können. Hilfe, ich werde gerade von einem Vampir entführt, aber ich versuche, so schnell wie mö g lich wieder im Dienst zu sein?
    Gregor stand geduldig hinter mir, während ich die Wohnung abschloss, dann gingen wir wie zwei alte Freunde nach unten.
    Er öffnete die Tür eines dunklen Audis und setzte sich auf den Beifahrersitz.
    Was hatte Julian gesagt ? Ich habe Feinde, und es wäre zu gefährlich für dich , mit mir zusammen zu sein. Nun, er hatte recht behalten. Aber hatte er wirklich dies hier für möglich gehalten? Ein junger Mann war tete neben dem Wagen und blickte mich mit dunklen Augen ab schätzend an. Mit seinem ungepflegte n Haar sah er dem a n deren sehr ähnlich . Unwillkürlich blieb ich stehen. Di e ser Gregor war ein Fall für die Vampir- Psychiatrie. Bei diesem hier war ich mir nicht so s i cher. Denn der Blick seiner wachen Augen zeigt e keinen Wah n sinn, sondern brutale Intelligenz. E ine Hand fasste meinen Nacken, die andere beilä u fig meine Brust. Dann öffnete er die Autotür und stieß mich auf den Rücksitz. Meine Re i setasche flog neben mich, er stieg vorne ein, und der Wagen setzte sich in Bew e gung. Wir fuhren bis zum Innsbrucker Platz, dort auf die Stad t autobahn. Die beiden Va m pire auf dem Vordersitz schwiegen – falls sie nicht auf eine Art und Weise ko m munizierten, der ich nicht folgen konnte . Der Fahrer schob eine CD ein, und plötzlich erklang Musik der Beach Boys. Das war absurd. Die ganze Situation war völlig absurd. Absurd und gefährlich. Ein Albtraum, für den es mir an Fantasie g e fehlt hätte und aus dem ich einfach nicht aufwachte.
    Ganz langsam stieg furchtbares Entsetzen in mir auf, ergriff schmerzhaft me i nen Körper und lähmte mich. Gefühle und Verstand hatte n end lich mit den E r eigniss e n gleichgezogen . M eine Panik k am mit Zeitverzögerung, da für aber g e wal tig. Gerade wurde ich von zwei Vampiren en t führt und hatte keine Ahnung, ob ich den nächsten Mor gen erleben würde. Oder ob ich mir bis dahin nicht längst wünschte, tot zu sein.
    Wir fuhren zügig über die Stadtautobahn und hinaus aus Berlin. Meine Panik ließ lan g sam nach, und ich überlegte verzweifelt, was ich tun konnte , um mich zu retten. Ob ich ve r suchen sollte, aus dem fahrenden Auto zu springen? Sofort ver war f ich die dumme Idee. Ich war kein Stuntman. Und selbst, wenn ich es überleb t e, würde meine Physis nicht ausreichen, um beiden zu entko m men. Ich wäre ei n fach nicht schnell genug.
    Der Wagen nahm die Ausfahrt zur Raststätte Michendorf. Neben einer Tel e fonzelle hielt e r an. Der Parkplatz wirkte leer und ausgesto r ben. Gregor stieg aus, öffnete die Tür und zerrte mich aus dem Auto.
    „Komm, Schätzchen! Jetzt fängt der Spaß an .“
    Gregor hielt mich am Arm, während er eine Nummer eintippte. Als er anfing zu sprechen, v ersuchte ich, mich loszureißen. Es kam mir so vor, als hätte er bereits kräftiger zugefasst, bevor ich meinen vergeblichen Ve r such startete. Er sprach kurz ins Telefon und war tete. Ich konnte nicht verst e hen , was er sagte, war

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