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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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mir aber sicher, dass er versuchte, Julian zu erre i chen. Dann sagte er wieder einige Worte und hielt mir plötzlich den Hörer ans Ohr.
    „Ellen …?“, hörte ich Julians heisere Stimme.
    „Julian“, stieß ich hervor. „Es …“
    Gregor drehte meinen Arm so heftig , dass ich aufschrie. Er lachte, dieser Spa ß war wohl als Zugabe für Julian gedacht. Was für ein verdammter Mist kerl. „G e nug Liebe s geflüster.“ Gregor riss mir den Hörer weg und sprach selbst hinein.
    „ M eine Kinder wollen zu mir zurück . Lass sie gehen . G ib ih nen drei T a ge, um sich in Sicherheit zu bringen. Ich habe auch den kleinen Daniel nicht vergessen. Ich bin bereit, ihn wieder aufzunehmen und er war te ihn ebenfalls z u rück. Danach können wir weiter ve r handeln. Übrigens weiß keiner von ihnen, wo ich mich mit deinem Schätzchen aufhalte.“
    Er knallte den Hörer auf und zerrte mich zurück in den Wagen. Dieser Gregor war eindeutig verrückt. Ich versuchte seine Chancen einzuschätzen. Und meine eigenen. Also hatte Julian einige von Gregors Leuten getötet und andere als Ge i seln genommen. Oder b e freit, wie ich eher vermutete. Und Gregor versuchte, sie gegen mich einzutauschen. Julian hatte gesagt, dass für ihn die Gemei n schaft immer an erste r Stelle stand. Also würde er sich nie auf einen solchen Handel einlassen . Außerdem hatte ich die gnadenlos effizienten Vampire der Gemei n schaft gesehen , mit denen Grego r sich a n legen wollte . Julian und seine Leute waren eindeutig stärker. Das hieß aber nicht, dass ich diese Auseinandersetzung überl e ben würde.
    Als wir wieder auf die Autobahn fuhren, begann es zu regnen . Über den Be r liner Ring bogen wir nach Norden in Richtung Hamburg ab.
    Die Nacht war schon weit fortgeschritten, und ich wusste, meine einzige Hof f nung war Julian. Aber wie sollte er mich finden? Würde er es überhaupt ve rs u chen? Wenn er alles – sich selbst und mich sowieso – der Gemeinschaft unt e rordnete ? Ich hatte wir k lich schlechte Karten.
    Der Audi bog ab in Richtung Rostock , dann verließ er die Autobahn , und es ging nur noch über Landstraßen. Ich starrte durch das Seitenfenster. Der Regen vermengte sich mit der Dunkelheit zu einem undurchsichtigen und nebligen Grau und hielt den Wagen fest u m schlossen, sodass ich die Umgebung nicht erkennen konnte . Irgendwann nahm die Zahl der Lichter wieder zu, und ich machte ein Ort s schild aus . Kühlungsborn. Ein wunderschöner Ort. ich war im Sommer dort gew e sen.
    Selbst, w enn Julian mir wirklich zu Hilfe kommen w ürde , warum sollte er mich ausgerechnet hier s uch en?
    Und d as Tageslicht war nicht mehr fern .
    Der Audi hielt, wir stiegen aus, und ich sah mich um. Auf einer Stra ßenseite standen Häuser und kleinere Hotels, die still und ausgestorben wirkten. Auf der anderen Seite e r kannte ich Bäume, ein kleines Wäldchen. Ich hörte das Ge räusch der We l len. Die Ostsee musste direkt dahinter sein.
    Wir gingen zu einem der dunklen Häuser. Alle Fenster waren mit Jalousien oder Gardinen zugezogen . Gregors Begleiter öffnete die Tür im Erdgeschoss, und Gregor schob mich hinein. Ein Ferie napartment. Es roch nach ei n gesperrter Luft .
    „Bitte, darf ich ins Bad?“, fragte ich mit einer Stimme, die ich nicht wiedere r kannte, und sah Gregor an.
    Der nickte freundlich, ich nahm meine Tasche und registrierte erleichtert, dass sie nicht versuchten , sie mir wegzunehmen . Ich schaltete das Licht ein. D a s Bad hatte keine Fenster. Ich suchte mit zittrigen Fingern nach mein em Handy. Ich benutzte es nicht so oft, aber Gott sei Dank war es gela den. D ie Polizei anzur u fen, wagte ich nicht. Stattdessen schrieb ich eine SMS. Auf die Unterschrift ve r zichtete ich. Ich er war tete die ganze Zeit, dass mir das Handy aus der Hand geri s sen wurde , aber ich konnte die Nach richt unbehelligt eingeben und abschicken. Vie l leicht bemerkten die beiden nicht, was ich da machte. Oder es war ihnen wirklich gleic h gültig. Ich schaltete das Handy aus und schob es zurück zwischen meine Wäsche . Dann setzte ich mich auf den Toilettendeckel und war tete , wä h rend mein Herz hä m merte .
    Unterwegs zu sein, hatte einen Aufschub bedeutet.
    Jetzt waren wir am Ziel.
    „Komm endlich raus, Schätzchen. Sonst holen wir dich. Und das wirst du doch nicht wollen, oder?“ Gregors Tonfall war der gleiche, in dem schlechte Lehrer mit aufsässigen Kindern sprechen.
    Drei Tage.
    Als ob meine Angst etwas ändern würde. Ich

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