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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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gewesen, diesen Abend zu Hause zu verbrin gen, oder wenigstens Dr. Meyer über meinen Hausbesuch zu informieren. Allerdings hatte ich auch gute Gründe gehabt, es nicht zu tun. Schließlich wurde ich als Th e rapeutin und nicht als Detektivin bezahlt.
    Obendrein ist Schwanenwerder eine der exklusivsten Wohngegenden Berlins, was leider auch bedeutet, dass schmiedeeiserne Zäune hier so häufig sind wie Jägerzäune in Kleingartenkolonien. Und den Wachschutz, den Christian e r wähnt hatte , beschäftigten vermutlich viele der Bewohner, weshalb auch dieser Hinweis nicht besonders hilfreich war . Im Gegenteil – für wahrschei n lich er hielt ich , dass man mich wegen meines auffälligen und verdächtigen Verhaltens anhal ten und zur Rede stellen würde, noch bevor ich die Insel auch nur halb u m rundet hatte .
    Pflichtbewusst hielt ich vor dem nächsten schmiedeeisernen Gitter an, obwohl ich immer weniger an den Erfolg meiner Unternehmung glaubte. Mit seinen au f wendigen Verzierungen in Sch war z und Gold imponierte es beso n ders. An der linken Säule des steinernen Eingangspo r tals hingen zwei goldene Schilder . Ich musste aussteigen, um sie lesen zu können, und da das Portal nur schwach b e leuchtet war , fiel es mir nicht leicht, die ve r schnörkelte Schrift zu entziffern.
    Stiftung Bernhard von Darnburg.
    Nacht-Patrouille Wachdienst GmbH.
    Aha. Das also hatte Christian Hartmann gemeint.
    Na gut, redete ich mir zu. Er hatte also die Wahrheit gesagt. Zögernd trat ich vor das große Eingangstor und spähte zwischen den Gitterstäben hindurch. Di e sen Augenblick nutzte ein riesiger Tropfen, um seinen Weg aus den Blättern einer Platane in meinen Nacken zu finden. Ich spürte, wie er mir langsam und kalt den Rücken hinunterkroch.
    Oh Mann. Gott sei Dank glaubte ich nicht an Vorzeichen.
    Zwischen hohen und alten Bäumen machte ich einige Garagen aus . Und ger a deaus , in ziemlicher Entfernung, stand ein vierstöckiges Herrenhaus. Es beei n druckte mit seinen Erkern und Türmen, auch wenn ich bei der Dunkelheit weit e re Einzelheiten kaum erkannte . Keines der hohen Fen s ter war erleuc h tet, nur unten im Eingangsbereich brannte ein schw a ches Licht. Eigentlich sah das Haus verlassen aus. Vielleicht wurde es nur als Bür o gebäude g enutzt? Und es war jetzt niemand mehr am A rbeiten ? Daran, dass sich meine Lau ne bei dieser Idee schlagartig verbesserte, merkte ich, wie unbehaglich ich mich tatsäc h lich fühlte.
    Stell dich nicht so an, ermahnte ich mich. Ich war doch nicht hierher g e fahren, um bei der erstbesten Gelegenheit das Weite zu suchen. Nervös strich ich mir eine Haarsträhne zurück, holte tief Luft und klingelte.
    „Ja bitte?“, hörte ich eine mürrische Stimme direkt über mir.
    Ich zuckte zusammen, dann erst entdeckte ich die Gegensprechanlage und die winzige High Tech-Kamera über mir.
    „Guten Abend . Entschuldigen Sie die Störung.“ Ich kam mir idiotisch vor. „Kann ich bitte Richard oder Julian sprechen?“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Eigentlich wusste ich selbst nicht, was ich er war tete. Höfliches B e dauern? Oder brüllendes Gelächter?
    „Wer möchte das wissen?“
    „Mein Name ist Ellen Langner. Ich bin Psychologin und arbeite in der Eiche n park-Klinik. Christian Hartmann hat mich gebeten, diese beiden … Herren dar ü ber zu informieren, dass er im Krankenhaus ist.“
    „Einen Moment.“
    Ich war tete mit klopfendem Herzen.
    „Fahren Sie bitte bis zum Eingang vor. Julian wird Sie empfangen.“
    Was? Das große Tor fuhr geräuschlos zur Seite. „Oh. Danke!“, rief ich nach oben und stieg wieder ein. Die Wischblätter meines Scheibenwischers quietsc h ten, und ich schaltete sie aus.
    Ich hatte die Männer ohne Nachnamen tatsächlich gefunden.
    *
     
    Sam ging in dem großen Erkerzimmer hin und her, verharrte vor dem Fenster und blickte in den novembertrüben Abendhimmel, bevor er seine unruhige Wa n derung wieder aufnahm.
    „Die Alexanderplatz-Opfer. Hast du davon gehört?“
    „Ich habe darüber gelesen“, meinte Julian zurückhaltend.
    „In dieser Woche wurde wieder ein junger Mann als vermisst gemeldet. Letzte Woche sind zwei Frauen verschwunden.“
    „Sprich weiter.“ Julian beobachtete Sam von seinem braunen Ledersessel aus.
    „Sie alle waren allein unterwegs. Nachts.“ Sam seufzte nervös. „Versteh mich jetzt nicht falsch. Es gibt keine Anzeichen, dass einer von uns verdammten Mist gebaut hat.“
    „Aber du hast ein schlechtes

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