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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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streng.
    Für einen Moment schien er verblüfft, dann wirkte sein Gesicht wieder au s druckslos. „Christian Hartmann gehört seit etwa zwei Jahren zu mei nen Ang e stellten.“
    Ich nickte und wägte kurz ab, was ich ihm erzählen wollte. Ich würde mich auf das Allernötigste beschränken. „Er ist in der psychiatrischen A b teilung unseres Hauses untergebracht.“
    „Wie geht es ihm? Wir suchen ihn schon seit Tagen.“
    „Sein Befinden schwankt zwischen Bewusstlosigkeit und einem Zustand, in dem wir ihn vor sich selbst schützen müssen. Zwischendurch hat er Momente, in d e nen er ansprechbar ist.“ Ich machte eine kurze Pause, weil ich jetzt jede Menge Fragen er war tete. Aber es kamen keine.
    Julian s Gesicht zeigte keine Reaktion. „Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihr Kommen. Ich möchte Christian so bald wie möglich bes u chen.“
    „Deshalb bin ich hier. Der Patient wünscht sich dringend Besuch von Ihnen – von Ihnen und einem Freund. Richard. Kann ich ihn bitte ebenfalls sprechen?“
    „Unser Unternehmen ist klein und familiär. Richard ist ein Kollege von Chri s tian und sehr eng mit ihm befreundet. Er ist aber nicht hier, was vielleicht eine glückliche Fügung bedeutet. Richard ist noch sehr jung und reagiert oft zu emot i onal.“ Julian lächelte höflich . „Bitte bringen Sie mich jetzt zu Christian.“
    „Jetzt? Sofort?“
    „So schnell wie möglich“, meinte er entschieden. „Die Zeit drängt, und mein Besuch wird ihm gu t tun.“
    Ich musterte ihn ungehalten und nahm mir vor, mich nicht länger von ihm b e eindrucken zu lassen. W ar er einer dieser Kontrollfreaks, die meinen, dass sich die Welt ohne sie nicht mehr weiterdreht? Er war mir inzwischen herzlich unsymp a thisch. Obwohl er gut aussah. Vielleicht sogar deshalb. Mein Ärger war so groß, dass es ihm gelang, auch den letzten Rest meiner Unsicherheit zu ve r trei ben. „Das ist keine gute Idee. Es ist schon spät. Wir würden die Klinik nicht vor 21 Uhr erreichen, und es gibt nichts, was Sie heute für ihn tun könnten. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich sein Zustand am Abend ver schlec h tert. Christian würde Sie vermutlich gar nicht erkennen. Ich schlage Ihnen de s halb vor, morgen früh vorbeizukommen. Bringen Sie Richard doch gleich mit.“
    Sein Lächeln verblasste, und er starrte mich an, als wäre ich ein Schulmäd chen, das nur lacht und kichert, anstatt seinem Befehl zu gehorchen. Nicht w ü tend, eher erstaunt über so viel Ungezogenheit.
    „Sie helfen ihm am besten, wenn Sie mich noch heute zu ihm bringen. Jetzt. “ Er stand auf. „Einer meiner Angestellten wird uns hinbringen. Unterwegs können Sie mir alles Wichtige erzählen.“
    Ich stand ebenfalls auf. Dieser Mann wollte meine Meinung einfach nicht zur Kenntnis nehmen , und ich war nicht bereit, das hinzunehmen . „So leid es mir tut, ich muss Ihren Vorschlag ablehnen. Er ist für die Gesundheit meines Patienten in keiner Weise hilfreich. Im Gege n teil. Außerdem bin ich selbst mit dem Auto hier.“
    „Ein Fahrer wird in Ihrem Auto hinter uns herfahren“, wischte er meinen Ei n wand unb e eindruckt beiseite. „Christian wird meinen Besuch begrüßen, und ich verspreche, dass Sie Ihre Entscheidung nicht bedauern werden.“ Er hielt mir erneut die Tür auf.
    Ich zögerte, dann ging ich hinaus. Schwach begonnen und stark nachg e lassen.
    Ich hatte mir diese Situation selbst eingebrockt, aber es war noch nicht vorbei, und ich hatte nicht vor, diesen idiotischen Machtkampf zu verlieren. Ich holte tief Luft, um seinen Vorschlag endgültig abz u schmettern , und drehte mich um.
    Er hatte bereits einen Schritt vorwärts gemacht.
    Seine Hände fingen mich ab, sonst wäre ich an seine Brust geprallt. Sie lagen kühl auf meinen Schultern, aber seine Berührung ließ mich brennen. Ich nahm seinen Geruch in mich auf und hielt erschrocken den Atem an. Ich reagie rte viel zu he f tig auf ihn. Kurz glaubte ich, auch bei ihm Verwirrung und Erregung zu spüren, als wäre seine beherrschte Ruhe nur Fassade. Aber das hatte ich mir wohl ei n ge bildet.
    Er ließ mich los. Ich trat hastig zurück.
    „Ihr Anliegen ist es doch, Christian zu helfen“, ging Julian ungerührt über den Moment hinweg. „Wenn wir jetzt zu ihm fahren, können Sie ihm tatsächlich he l fen, und je schneller wir ha n deln, desto schneller wird es Christian besser gehen.“
    Ich sah in seine grauen Augen und stand wohl immer noch neben mir, denn ich nickte zustimmend. Was, wenn

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