Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
Vom Netzwerk:
Präsenz, die ihre Aufmerksam keit auf mich richtete und mir alle Kraft zu entziehen schien. Sein Blick schien mich zu durchdringen. Panische Angst stieg in mir auf, die mit jedem sei ner Schritte wuchs . Ich schrak z u rück, riss den Blick von ihm los und drehte mich um zum Eingang. Ich wollte nur noch raus und nichts wie weg von ihm.
    „Frau Langner?“ Der Mann hatte eine faszinierende Stimme, fest und war m und etwas rau. Sie war nicht laut, brachte mich aber dazu , stehen zu bleiben, als würde ich an unsichtbaren Fäden gezogen und festgehalten. Das war verrückt, völlig verrückt. Beklommen drehte ich mich um.
    Er stand nur noch drei Schritte von mir en t fernt. „Ist alles in Ordnung?“
    Mein Herz hämmerte, aber ich hatte mich endlich wieder im Griff. Vor mir stand ein ganz normaler Mann. Beängstigend gut aussehend, zugege ben, aber war um hatte ich derart hysterisch auf ihn reagiert? Ich zwang mich , ihm in die Augen zu sehen. Sie waren von einem kühlen Grau, der Blick ruhig, fast leer. Das Gesicht zog mich unglaublich an , auch wenn mir der Ausdruck darin zu schroff erschien . S ein Au f treten drückte Macht und … eine seltsame Würde aus. So , als wäre er falsch in diesem Jahrhu n dert. Was für ein blöder Gedanke, ich drückte ihn rasch be i seite. Jede n falls schien ich ihn mit me i nem merkwürdigen Verhalten ganz schön e r schreckt zu haben, denn er wirkte blass und angespannt.
    „Geht es Ihnen gut? Möchten Sie etwas trinken? Wasser? Ka f fee?“
    Ich schüttelte den Kopf und versuchte, meinen Atem zu beruhigen. Ich hatte nie zuvor eine Pani k attacke gehabt. W ar es jetzt schon so weit, dass ein Mann nur attraktiv sein musste, um mich in Angst und Schrecken zu verse tzen? Immerhin entsprach seine markante Nase nicht unbedingt meinem Schönheit s ideal.
    Ich setzte ein professionelles Lächeln auf und versuchte, die Kontrolle zurüc k zugewinnen. „Nein, danke. Es ist alles in Ordnung“, behauptete ich und wich seinem forschenden Blick aus. „Wirklich.“ Meine Stimme hatte sich schon sich e rer angehört, und ich wünschte mich nur noch nach Hause. Auf mein Sofa.
    „Ich bin Julian. Christian hat nach mir gefragt?“
    „Ja. Er hat mich gebeten, Sie zu kontaktieren“, sagte ich förmlich und versuc h te, in seinem strengen Gesicht zu lesen. Ihn einzuschätzen fiel mir übe r raschend schwer. Irgendetwas wirkte eigenartig an ihm, und es dauerte, bis ich es en d lich zu fassen bekam. S eine Augen ! Eigentlich sind sie der Spie gel der Seele. Aber seine gaben absolut nichts preis, keine Gefühle oder G e da n ken. Es waren die härtesten Augen, die ich je sah und absolut b e ängstigend.
    „Was ist mit Christian?“, fragte er unumwunden. „Ist er bei Ihnen in der Kl i nik?“
    Ich nickte. „Seit letzten Freitag.“
    „Bitte kommen Sie mit, dann können wir reden.“ Er steuerte eine schwere E i chentür an, ohne meine Antwort abzu war ten. Noch im Gehen wandte er sich um. „Georg? Sag Sam und Andrej Bescheid. Sie sollen die Versammlung abs a gen.“
    Der Diener verbeugte sich, und ich runzelte die Stirn. Dieser Mann war wir k lich viel zu alt für seinen Job.
    Julian hielt mir höflich die Tür auf . Der Raum dahinter war im Gegensatz zur Halle mit modernen Möbeln eingerichtet, nicht minder teuer und geschmac k voll. Wachschutz schien ein florierender Berufszweig zu sein. An der g e genüberliege n den Wand hing ein großes Bild in kräftigen Farben, in dem ich einen Druck von Daniel Lost erkannte. Oder handelte es sich sogar um ein Original? Mir blieb keine Zeit, es genauer zu betrachten oder mich grün d lich umzusehen, denn Juli an bot mir einen der sch war zen Sessel an. Sobald ich Platz genommen hatte , set z te er sich mir gegenüber. Sein Verhalten erinnerte mich an einen früheren Patienten, einen ehemaligen Diplomaten, ebenfalls ein Inbegriff an distanzierter Höflichkeit . Doch dieser Julian strahlte eine Anziehungskraft aus , die nicht zu diesem Verha l ten passte, und sie fesselte und veru n sicherte mich mehr, als mir lieb war .
    „Darf Ihnen Georg wirklich nichts zu trinken bringen?“
    „Nein, danke“, ich schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht lange bleiben.“
    Er nickte gleichgültig. „Bitte erzählen Sie mir, was passiert ist.“
    Auf einmal war ich auf der Hut. Hatte Christian nicht gesagt, dass er diesen Mann fürchtete? Außerdem musste ich die Schweigepflicht wahren. „In welcher Beziehung stehen Sie zu Herrn Har t mann ?“, fragte ich

Weitere Kostenlose Bücher