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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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Gefühl.“
    „Ja.“
    „Ich auch.“
    Sie schwiegen gedankenvoll.
    „Sie würden genau ins Beuteschema passen. Alle.“ Sam ließ sich wieder in se i nen Sessel fallen.
    „Ist jemand in der Stadt, den wir im Auge behalten sollten?“
    Sam schüttelte den Kopf und rückte das Gestell seiner Designerbrille zurecht. „Nicht , dass ich wüsste. Ich habe nachgeforscht. Nicht nur im Aeternitas.“
    Julian nickte. Sam leitete die Zentrale. Wenn er nichts herau s fand , dann ni e mand. „Andrej soll mit seinen Polizeikontakten sprechen, falls er das noch nicht getan hat . “
    „Gut.“ Sam zögerte.
    Julian sah ihn scharf an. „Ja?“
    „Gregor und seine … Rotte. Das würde er nicht wagen, oder?“
    Bevor Julian antworten konnte , klopfte es und Georg trat ein. „Am Ei n gang hat sich eine junge Dame gemeldet“, sagte er respektvoll. „Eine Frau Lan g ner. Sie fragt nach E uch .“
    „Nach mir?“
    „Ja. Und nach Richard. Sie sagt, dass sie in der Eichenpark-Klinik arbeitet und Informationen über Christian hat. Möchtet ihr sie empfangen?“
    Julian und Sam wechselten Blicke.
    „Ein Krankenhaus also“, stellte Julian fest. „Ich werde mit ihr sprechen. Das wird wohl nützlich sein.“ Dann wandte er sich an Sam. „Wir werden später weiterreden. Ich schaue nachher in der Zentrale vorbei. Vielleicht kannst du bis dahin noch etwas herau s finden.“
    *
     
    Ich gab vorsichtig Gas und fuhr durch die Einfahrt. Eine Reihe Lampen sprang an, und grober Kies knirschte unter den Reifen. Ich hielt hinter einem dunklen BMW, der im Sc hatte n der breiten Eingang s treppe parkte. Ein junger Mann löste sich aus der Dunkelheit. Er war groß, steckte in Jeans und Lede r jacke und glänzte mit der Statur eines Möbelpackers, der ohne fremde Hilfe ein Klavier bis in den vierten Stock hochwuchten kann. Die lange Narbe, die sich über seine linke G e sichtshälfte zog, entdeckte ich erst, als er meine W agentür bereits geöf f net hatte und sich zu mir hinunterbeugte.
    „Guten Abend“, sagte der Mann so höflich und zuvorkommend wie der Page eines Luxushotels. „Sie werden im Haus er war tet.“
    „Äh … gut.“ Ich stieg etwas umständlich aus, schloss den Wagen ab, umkla m merte den Autoschlüssel und drückte meine Handtasche an mich, als hätte ich es mit einem Tasche n dieb zu tun.
    Im Haus wurde es hell. Gleichzeitig öffnete sich die Eingangstür. Ein alter Di e ner, den ich wegen seiner klischeehaften Kleidung bei jeder anderen Gelege n heit sicher komisch g e funden hätte, kam mir entgegen und verbeugte sich höflich. „Guten Abend. Bitte kommen Sie herein.“
    Das wurde immer seltsamer. Ich wischte mir die schweißnassen Hand flächen an meinem Winte r mantel ab, verabschiedete den Mann mit der Narbe, der mir freundlich zunickte, mit einem erleichterten Lächeln und fragte mich, auf was ich mich eingelassen hatte . Und welches Verhalten von mir er war tet wurde . Händ e schütteln mit einem Diener galt wohl kaum als angemessen. Ich lächelte also weiter und ging mit so viel Haltung, wie ich aufbringen konnte , an ihm vor bei ins Haus, wo ich mit offenem Mund unter dem Licht eines funkelnden Kronleuc h ters stehen blieb und die riesige Eingangshalle mit der breiten, g e schwungenen Treppe bestaunte. Ich fühlte mich befangen und wie in eine längst verga n gene Zeit versetzt.
    Dann schrak ich zusammen. Ein Mann durchquerte die Halle und ging lautlos an mir vorbei. Er trug Jeans und ein buntes Seidenhemd. Kurz begegnete ich dem abschätzenden Blick blauer Augen hinter einem auffälligen Brillengestell , aber er grüßte nicht und ging wor t los nach draußen. Ein Auto startete und fuhr davon, ich tipp te auf den BMW. Bevor ich mich noch länger wundern konnte , trat der Di e ner hinter mir ein .
    „Oh … Ich bin auf der Suche nach Julian.“
    Rücken und Knie des Dieners waren leicht gebeugt, das volle Haar schneeweiß. Ein Mann seines Alters sollte längst in Rente sein. „Bringen Sie Nachricht von Christian?“ Seine tr aurigen Augen blickten mich hoffnungsvoll an. Er schien sich So r gen um ihn zu machen, also nickte ich.
    „Dem Himmel sei Dank. Heute ist der sechste Tag …“
    „Hast du Frau Langner schon eine Erfrischung angeboten?“, hörte ich eine r u hige Stimme hinter mir.
    Überrascht drehte ich mich der Stimme entgegen. Ich hatte keine Schritte g e hört. Ein Mann stieg langsam die letzten Treppenstufen hinab. Als er näher kam, spürte ich eine u n glaubliche Präsenz, seine

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