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Novembermond

Novembermond

Titel: Novembermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Heyden
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Blicks griff der Koch nach einem leeren Teller und belud ihn mit einem kalten Schnitzel, Waldorfsalat, italienischen Vorspeisen und einigen Scheiben Roastbeef. Dann ging er zielstrebig durch das geöffnete T or nach draußen .
    Der Fahrer zögerte, dann folgte er. Er kam gerade noch rechtzeitig, um zu s e hen, wie der Koch die Frau an der Schulter berührte und sanft schütte l te. S ie fiel um und schlug mit dem Kopf auf eine der Treppenstufe. D as Geräusch wollte nicht aus seinem Kopf verschwinden . Aber noch schli m mer traf ihn der Anblick der tiefen Wunden, die ihr en Hals bedeckt en . Und das viele Blut, durch das die Vorderseite ihres Mantels dunkel und hart g e worden war . Der Koch ließ den Teller fallen.
    Er musste sich übergeben.
     
    *
     
    Ich glaubte, einen festen Mund auf den Lippen zu spüren, Hände, die meine u m klammerten. Ein en erotische n Geruch, der sich mit dem meiner Erregung misc h te, eine Stimme, die eine direkte, lustvolle Verbindung zu meinem Körper knüp f te . Ich wollte nichts lieber, als mich dieser erregenden Macht zu unterwe r fen , aber nur mein eigenes Keuchen riss mich aus dem Schlaf .
    Klar. Es war nur ein Traum. Ich setzte mich auf un d sah auf die Uhr. K urz vor vier . Eine solche Leidenschaft, wie ich sie für Julian empfand, hatte ich noch nie er lebt. Doch die unglaubliche Wucht, mit d er ich ihn nicht nur in mein Leben, sondern auch in meine Träume eindringen ließ, e r schreckte und ängstigte mich. Ich legte mich zurück und versuchte, meine Bedenken zu vertreiben. Endlich wichen sie einer bangen Vorfreude. Wann hatte ich mich das letzte Mal so lebe n dig gefühlt? Gefühlt, was ich für Julian fühlte? Ich sah sein faszinierendes Gesicht vor mir, die grauen Augen, die mich betrachteten . Ich hatte immer Angst gehabt, meinen Wünschen nachzugeben und mich fa l lenzulassen. Aber alles, was Julian betraf, fühlte sich gut und richtig an. Julian. Morgen Abend würde ich ihn wiede r sehen. Der Gedanke be un ruhigte und tröstete mich z u gleich. Dann lächelte ich.
    Verflixt. Ich war bis über beide Ohren verliebt.
     

Kapitel 13
     
    E
    s war kurz nach Sonnenuntergang. Julian ging mit schnellen Schritten den Flur im Untergeschoss entlang.
    Diese Etage wirkte bei Weitem nicht so sachlich wie der darüberliegende Bürobereich. Der Flur war mit teuren Tapeten beklebt, mit kostbaren Bildern behängt und vermittelte die förmliche Eleganz eines Luxushotels, ähnlich dem Aeternitas. Er ließ keinen Raum für den persönlichen Geschmack der Bewohner, der sich allerdings ebenso unterschiedlich zeigte wie die Bewohner selbst.
    Gleich am Anfang lagen rechts und links kleine Zimmer für Gäste, die nur in Ausnahmefällen hier übernachteten, zumeist, weil sie es bis zum Sonnenaufgang nicht rechtzeitig zu ihren Wohnungen schafften. Im hinteren Bereich befanden sich Suiten, die aus zwei oder drei Zimmern bestanden. Sie wurden von denen belegt, die langfristig in der Zentrale lebten und keine eigenen Wohnungen unterhielten.
    Armando bewohnte ein Zimmer im vorderen Bereich. Schon seit über einem Jahr. So lange war er nicht mehr in seiner Wohnung in Berlin-Pankow gewesen. Julian blieb vor seinem Zimmer stehen. Durch die Tür hörte er laute Pieptöne, dann ein metallisches Geräusch, das sich wie das Aufeinandertreffen von Schwertern anhörte, bevor erneute Pieptöne es ablösten.
    Computerspiele. Der Fluch der Vampire. Kurz spürte Julian Zorn in sich aufsteigen, dann, nachdem es ihm gelungen war, ihn abzuwehren, eine Erschöpfung, die sich fast schon vertraut anfühlte.
    Er klopfte. Als keine Reaktion erfolgte, versuchte er es erneut. Diesmal lauter, ein Zeichen seines guten Willens. Armando wusste auch so, wer vor seiner Tür stand. Julian sammelte sich und nahm sich vor, ruhig zu bleiben, egal, was passierte. Erst als er sicher wusste, dass er wieder keine Antwort erhalten würde, ließ er die Tür mit der Kraft seiner Gedanken auffliegen, wobei ihm das laute Krachen eine grimmige Befriedigung bereitete.
    „Moment!“ Armando saß vor seinem Bildschirm und drehte ihm den Rücken zu.
    Julian schloss die Tür hinter sich, trat schweigend näher und sah sich um. Das Zimmer war schmal, der eingebaute Kleiderschrank offen und fast leer. Dafür türmten sich Hosen, Hemden, Shirts und Wäsche achtlos in der einzig freien Ecke, der restliche Fußboden war mit unordentlichen Stapeln von DVDs und CDs übersät.
    „Level 8. Nach nur zwei Stunden. Nicht schlecht, oder?“ Armandos

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